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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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verlassen.«
    »Ja, vielleicht. Sicher ist es nicht. Es kann
auch sein, daß für die Leute hier jetzt Nacht ist
und alles schläft. Doch
wenigstens gibt es keine Wachen. Mit etwas Glück bin ich derjenige, der
Fragen stellt.«
    Während Haplo das Drachenschiff an den Pier
manövrierte, ließ er den Blick über die
kleine Stadt wandern. Genaugenommen war
es weniger eine Stadt als eine ausgedehnte Hafenanlage. Die
Gebäude machten
überwiegend den Eindruck von Lagerhallen, wenn er auch hier
und da etwas
erspähte, das aussah wie ein Laden oder ein Gasthaus.
    Wer mochte wohl dieses todbringende Meer
befahren? Todbringend für jeden, der nicht von starken
magischen Kräften
geschützt wurde, wie zum Beispiel Alfred und er. Diese
seltsame, fremdartige
Welt erfüllte Haplo mit einer verzehrenden Neugier, wie er es
auf den beiden
anderen Welten mit ihrer herkömmlicheren Beschaffenheit nicht
erlebt hatte.
Doch er wußte immer noch nicht, was er mit Alfred anfangen
sollte.
    Offenbar hatte der Sartan Haplos Gedankengang
erraten. »Was wird aus mir?« fragte er
schüchtern.
    »Ich denke darüber nach«, knurrte
Haplo,
scheinbar völlig von dem schwierigen Anlegemanöver in
Anspruch genommen, obwohl
das in Wirklichkeit von der Magie der Runen auf dem
Kompaßstein durchgeführt
wurde.
    »Ich will nicht zurückgelassen werden. Wenn
du
von Bord gehst, gehe ich mit.«
    »Das hast du nicht zu entscheiden. Du wirst tun,
was ich dir befehle, Sartan, und zwar bereitwillig und ohne
aufzumucken. Und
wenn ich sage, du bleibst hier, bewacht von dem Hund, dann bleibst du
hier.
Oder du wirst die Folgen zu tragen haben.«
    Alfred schüttelte mit ruhiger Würde den
Kopf.
»Du kannst mir nicht drohen, Haplo. Die Magie der Sartan ist
verschieden von
der Magie der Patryn, aber beide haben denselben Ursprung und sind
einander
ebenbürtig. Du bist durch die Umstände gezwungen
gewesen, stärker von deiner
Magie Gebrauch zu machen als ich bisher. Aber ich bin älter
als du, und du mußt
zugeben, daß magische Kräfte jeglicher Art durch
Alter und Weisheit gefördert
werden.«
    »Muß ich das, wahrhaftig?«
spottete Haplo,
obwohl ihm sofort sein Gebieter in den Sinn kam, der Herrscher des
Nexus, und
dessen ungeheure Macht, die er im Lauf eines langen Lebens angesammelt
hatte.
    Der Patryn musterte seinen Widersacher, diesen
Angehörigen einer Rasse, die als einzige Kraft im Universum
dem stolzen Ehrgeiz
der Patryn Einhalt gebieten konnte, ihrem gerechtfertigten Streben nach
der
absoluten Vorherrschaft über die zaghaften Sartan und die
untereinander
verfeindeten, chaotischen Nichtigen.
    Alfred war keine sonderlich beeindruckende
Erscheinung. Sein sanftmütiges Gesicht zeugte nach Meinung des
Patryns für
einen weichen und schwachen Charakter, die geduckte Haltung
für einen Mangel an
Rückgrat. Daß er ein Feigling war, wußte
Haplo bereits. Schlimmer noch – er trug
die Kleidung eines Kammerdieners, der er gewesen war: abgeschabte,
ärmellose
Weste, enge Kniehose, Rüschenkragen, Rock mit
Ärmelstulpen und Schnallenschuhe.
Und doch hatte Haplo miterlebt, wie diese traurige Figur, dieser
besonders
klägliche Vertreter seiner Spezies, einen tobenden Drachen
bannte, mit nichts
weiter als ein paar schwerfälligen Tanzschritten und
Gebärden.
    Der Patryn hegte nicht den geringsten Zweifel
daran, wer aus einem Zweikampf als Sieger hervorgehen würde,
und er vermutete,
daß auch Alfred sich darüber im klaren war, aber ein
Zweikampf kostete Zeit,
und die von diesen beiden Wesen entfesselten Kräfte
würden jedermann in Sicht-
und Hörweite ihre Anwesenheit verkünden.
    Und außerdem wollte er den Sartan eigentlich gar
nicht auf dem Schiff zurücklassen. Der Hund würde
Alfred daran hindern zu
atmen, wenn Haplo es befahl. Aber die Bemerkung Alfreds von vorhin
hatte das
Mißtrauen des Patryns geweckt. Ich weiß
Bescheid über den Hund. Was
wußte er? Was gab es zu wissen? Der Hund war ein Hund, sonst
nichts. Nur, daß
er Haplo einmal das Leben gerettet hatte.
    Der Patryn legte an dem verlassenen Pier an. Er
hielt scharf Ausschau, denn er rechnete trotz allem mit irgendeiner
Form von
Begrüßung: ein Wächter, der herbeieilte, um
nach ihren Absichten zu fragen; ein
Müßiggänger, der aus Neugier ihre Ankunft
beobachtete.
    Keine lebende Seele ließ sich blicken. Haplo
wußte nicht viel über Häfen, aber das
schien ihm ein schlechtes Zeichen zu
sein.

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