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Feuersteins Drittes

Feuersteins Drittes

Titel: Feuersteins Drittes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Feuerstein
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meist in kleinen Grüppchen, auf der Suche nach dem Gespielen für die Nacht.
    So weit die Lage, natürlich nur grob und unvollständig zusammengefasst. Wo aber passe ich da rein?
    Die Antwort ist: GAR NICHT. Denn ich bin kein Sextourist. Und damit meine ich ausdrücklich nicht nur die Gegenwart, in der es der Eintritt ins Greisenalter immer leichter macht, tugendhaft zu bleiben. Sondern auch meine gesamte Vergangenheit, angefangen 1952, mit meiner ersten Auslandsreise nach Bayern.
    Nun haben Sie natürlich keinerlei Garantie, dass ich nicht lüge wie jener Pfarrer, der Pornos nur anschaut, um besser zu verstehen, wogegen er kämpft. Aber wie soll ich meine Behauptung beweisen? Denn nichts auf der Welt ist schwieriger als die Bestätigung für etwas, das gar nicht stattfindet: »Ich habe nichts getan!«, schwört man, und der Richter fragt: »Haben Sie Zeugen dafür?« Wofür? Für die Nicht-Tat. Ich will deshalb statt der Beweise lieber Argumente vortragen, die mich stützen, weil sie nachvollziehbar und deshalb glaubwürdiger sind.
    In erster Linie ist es mein massiver Selbstzweifel, der mir käufliche Liebe verwehrt. Denn da ich mich viel zu gut kenne, um mich zu mögen, misstraue ich auch anderen zutiefst, wenn sie Sympathien für mich bekunden, und fahre wie ein Igel sämtliche Stacheln aus. Man muss sie alle einzeln brechen, auch die ständig nachwachsenden, um mich zu überzeugen, dass man mich tatsächlich mag. Im Liebesgeschäft wäre das viel zu zeitaufwändig und würde außerdem enorme schauspielerische Talente erfordern, wie man sie selbst auf der Bühne nur selten hat, und bestimmt nicht im Puff. Professionelle Verführerinnen lassen mich deshalb kalt.
    Zudem ist Verfügbares reizlos für mich. Befriedigung verschafft mir nur, was ich unter Qualen erwerbe. Wer mir eine Gratis-Warenprobe anbietet, kann sicher sein, dass ich seinen Kram zeitlebens nicht mehr kaufe. Und schon als Kind in der Zeit nach dem Krieg, als die Schulfreunde vor der Küche der amerikanischen Soldaten auf Essensreste warteten, stand ich mit verschränkten Armen dabei und sabberte, weigerte mich aber, auch nur einen Bissen anzunehmen... Weiß der Teufel, warum ich so blöd bin. Kommt dann gar noch Überfülle dazu, bin ich endgültig verloren. Eine Bar voll einladend winkender Mädchen jagt mich schneller in die Flucht als ein offener Löwenkäfig. Und ich werde nie meine erste Reise nach Rio de Janeiro vergessen, meinen ersten Spaziergang an der Copa Cabana, wo tatsächlich, und nicht nur im Reiseprospekt, auf jedem Quadratmeter Sand tausend Göttinnen von perfekter, vollkommener Schönheit lauern. Ich bin sofort ins Hotel geflohen und weinte die ganze Nacht, in der gierigen Verzweiflung derer, die alles wollen und deshalb nichts bekommen. Mein Leben lang träume ich von Läden, in denen es nur ein einziges Hemd meiner Größe gibt. Schon bei dreien vergrämt mich die Fülle der Möglichkeiten in Richtung Ausgang.
    Im Falle Thailand kommt erschwerend dazu, dass ich die Mädchen dort zwar als überaus sympathisch, süß und liebenswert empfinde, aber als kein bisschen erotisch. Sie nähern sich nicht mal dem Rand jener Abgründe, in denen meine Fantasie lauert. Chet, der ewig klamme Luxusfotograf, hat mir in seinen nimmermüden Bekehrungsversuchen unzählige Fallen gestellt und mich bei jedem Besuch in neue Reiche der Lüste verschleppt, und Cimi, der Journalist, belehrte mich, dass Buddha ohne seine sechzehnjährige Ehefrau niemals gewusst hätte, von welchen Freuden man Abschied nehmen müsse, um den Weg der Erleuchtung zu beschreiten. Aber wie mir ältere Mönche bestätigen werden, die sich an die Zeiten erinnern, als man im Kloster noch Brom ins Essen träufelte, um den Trieb zu dämpfen: Mangels Versuchung lässt’s sich leicht keusch sein.
    In einer thailändischen Go-go-Bar fühle ich mich wie auf einem Kindergeburtstag: tobende Bälger, freche Gören, und alles viel zu laut. Früher habe ich mich draußen hingesetzt, an den Tresen vor dem Eingang, um zu beobachten, wie die triebgeplagten Sünder ins Innere huschen, oft mit missmutigen Ehefrauen an der Hand, die sie als Alibi mit in die Hölle zerren. Aber inzwischen geht das nicht mehr. Denn kaum sitze ich in so einer Straßenbar, kommt auch schon einer an: »Hey, Feuerstein, du bist ja vom Fernsehen! Da kennst du hier bestimmt alle geilen Kneipen, wo so richtig was abgeht, hm?«... Zwinker, Zwinker, Rippenbox.
    Das führt mich zu meinem letzten Argument, das ich zwar für

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