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Feuersteins Drittes

Feuersteins Drittes

Titel: Feuersteins Drittes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Feuerstein
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dreifach besetzt ist: Damit immer einer für mich da ist, wenn die anderen beiden arbeiten müssen.
    Drei Fluggesellschaften bedienen das Landesinnere von Birma, flächenmäßig fast doppelt so groß wie Deutschland. Das heißt, für uns Touristen eigentlich nur zwei: Air Mandalay und Yangon Airways, beide in privater Hand, nur gegen Dollar zu buchen und deshalb so gut wie unerschwinglich für Einheimische. Für die Letzteren gibt es die staatliche Myanma Airways 30 , angeblich ein einziger Horror, schlimmer noch als die Aeroflot in Sibirien, wenn das überhaupt möglich ist: unpünktlich, unverlässlich, mit veraltetem Fluggerät und immer überbucht — außer, man zahlt mit Dollar. Dann kriegt man garantiert einen Platz... und zwar auf Kosten eines unschuldigen Einheimischen, der in diesem Fall einfach rausgeworfen wird, auch wenn er seinen Sitz schon Monate vorher gebucht hat. Kann man das mit seinem Gewissen vereinbaren? Weshalb wir allein aus Gründen der Solidarität immer nur mit den ersten beiden Linien geflogen sind.
    Zum Sonnenuntergang, nach endlos langen, Williamsverfluchenden Stunden, kamen wir in Mandalay an, der alten Königsstadt im flachen, fruchtbaren Kernland Birmas. Eine gespenstische Ankunft, denn wir waren die Einzigen, die hier ausstiegen, da jeder vernünftige, nicht von Don Williams beratene Mensch natürlich den Direktflug gewählt hatte. Und eine Verschwendung noch dazu: ein riesiger Bus nur für uns, ein eigener Gepäckwagen mit vier Anhängern allein für unsere beiden Koffer. Nur für uns gingen in der gewaltigen, nagelneuen Ankunfthalle, die es im letzten Jahr noch gar nicht gegeben hatte, die Lichter an, und nur um uns stritten sich Dutzende Träger... und gleich darauf Dutzende Taxifahrer, denn der liebenswerte Mr. Williams hatte die Hotel-Limousine leider zum falschen Flug bestellt, wie wir hinterher erfuhren. Zum früheren.
    Wir wohnten wie immer im altehrwürdigen Swan- Hotel, direkt an den Mauern der gewaltigen Palastinsel, wo einst der König residierte. Es ist ein liebenswertes Hotel, ein bisschen karg in der Ausstattung, leicht verstaubt in seiner Atmosphäre, aber umso freundlicher in der Betreuung. An der Rezeption versuchen stets mindestens drei Mädchen gleichzeitig, die Wünsche der Gäste zu verstehen, ohne dies jemals zu schaffen. Aus Höflichkeit sagen sie aber trotzdem immer Ja, ebenso wie alle Kellner des Landes, die niemals zugeben würden, dass etwas auf der Speisekarte nicht mehr vorrätig ist — sie verschwinden dann einfach spurlos. Fast wäre meine Frau hier von ihrem Zwangsleiden geheilt worden, aus jedem Land mindestens zehn Postkarten zu schreiben. Herzerwärmend, wie liebenswert und umsichtig ihr die Rezeptionsmädchen dabei halfen, sogar Briefmarken behaupteten sie, auftreiben zu können... doch keine dieser Karten kam jemals in Deutschland an. Der Frust darüber schien zunächst wie ein heilsamer Schock zu wirken, und unsere nächste Reise verlief tatsächlich zwölf Tage lang postkartenfrei. Doch im Grand Canyon, der ja selber eine einzige Postkarte ist, erlitt meine Frau einen Rückfall. Und weil die von dort verschickten Karten tatsächlich alle ihre Ziele erreichten, kehrte das Leiden in vollem Umfang zurück und wütet heute schlimmer denn je: Sie schreibt jetzt zwanzig Postkarten pro Reise. 31

Warum eine Badewanne kein Schiff ist

    Beim Frühstück am nächsten Morgen bemerkten wir, dass wir auf dem Schiff Gesellschaft haben würden: Eine Reisegruppe von fünfzehn Rheinländern hatte, wie wir aus Gesprächs fetzen hörten, das gleiche Ziel, ein Bus wartete schon auf sie vor dem Eingang. Da hieß es, rasch handeln und sofort ein Taxi organisieren, denn auf keinen Fall durften wir beim Einsteigen die Letzten sein, schon gar nicht bei einem so kleinen Schiff. Und wer jetzt meint, das könne so schlimm wohl nicht sein, kennt die Hauptregel einer Flussreise nicht: Wer zuerst kommt, kriegt die beste Kabine; Reservierungen gibt es nur für Mönche, damit würde ich diesmal nicht durchkommen, in Begleitung meiner Frau.
    Auf dem Umschlag mit dem Schiffsticket hatte Don Williams gewissenhaft die Ablegestelle notiert. Lange diskutierten die drei Rezeptionsengel mit dem Taxifahrer — er schien verwundert über das Fahrtziel zu sein, und auch sein Preis lag erheblich über dem, was Mr. Williams veranschlagt hatte. Nun hätten wir ganz einfach bequem hinter dem Bus herfahren können oder, noch besser, gleich mit im Fahrzeug drin, es waren ja genügend Plätze

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