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Feuersteins Ersatzbuch

Feuersteins Ersatzbuch

Titel: Feuersteins Ersatzbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Feuerstein
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hätte es damals schon Meteorologen gegeben, hätte eine Wettervorhersage jedes Mal bestimmt eine gute halbe Stunde gedauert.
    So viele Wörter es einst für Wind und Regen geben mochte, so wenig Buchstaben kennt die klassische Sprache: zwar alle uns bekannten fünf Vokale, aber insgesamt nur sechs Konsonanten (h, k, l, m, p und w); Goethe und Robert Redford wären hier unbekannt geblieben, es sei denn, sie hätten sich in Koepe und Honelp Wekwomp umbenannt.
    Wie in fast allen polynesischen Sprachen werden auch im Hawaiischen die Vokale einzeln ausgesprochen, ohne Diphtong oder Verschleifung. Hawaii soll man also nicht Hawai nennen, sondern Hawa-i-i, und der Inselname Kauai ist eigentlich viersilbig: Ka-u-a-i. Zwischen den Vokalen, zu ihrer Trennung, erklingt ein sogenannter »glottaler Verschlusslaut«, so als würde man gerade was sagen wollen, aber sofort wieder aufhören. In der Schriftform benutzt man dafür den Weglasser-Apostroph: Hawa’i’i, und als korrekter Berichterstatter wollte ich das auch hier im Buch tun... doch wirkt das fürchterlich lehrbuchhaft, so dass ich ihn nur bei bestimmten Beispielen anwenden will. Ich erteile Ihnen aber hiermit die Erlaubnis, die nötigen Düddel-chen nachträglich per Bleistift selber einzuzeichnen, als Hinweis für die richtige Aussprache — obwohl ich nicht sicher bin, dass es was nutzt. Denn das ist der Haken bei Sprachanweisungen in Schriftform: Unmöglich zu beschreiben, aber ganz einfach vorzumachen — und Letzteres werde ich gern für Sie tun, falls auch von diesem Band wieder eine Hörbuchfassung erscheinen sollte.
    (Werbeunterbrechung:) Kennen Sie »Feuersteins Reisen« als Hörbuch? Es enthält 74 köstliche Minuten mit den besten Kapiteln, wahlweise auf CD oder Kassette, für 32 Mark als Raben-Record im Heyne Hörbuch Verlag... Zugegeben, ein Schweinepreis, aber jedes Wort dafür von mir persönlich fehlerfrei in Ihr Ohr gehaucht. (Ende der Werbeunterbrechung.)
    Alt-hawaiisch ist zwar gut dokumentiert, wird aber im täglichen Gebrauch nur noch von wenigen Menschen auf der »verbotenen« Insel Niihau (Ni’iha’u) benutzt, die für Touristen unzugänglich ist. Doch gibt es einige alte Wörter, die in den modernen Alltag eingegangen sind, das wichtigste davon sogar in die Unsterblichkeit des deutschen Schlagers: ALOHA.
    Alo bedeutet, jemanden anschauen, ha ist der Atem, und zusammen ergibt das den klassischen Gruß von Hawaii: ALOHA, je länger das »o« gezogen wird, desto herzlicher. Man hört ihn schon am Flughafen, wenn einem zur Begrüßung der traditionelle Blütenkranz umgehängt wird, der le’i, und man hört ihn jeden Tag in unzähligen Varianten vom Türsteher im Restaurant bis zum Schlusswort der Grabrede. Denn Aloha gilt nicht nur als Gruß für jede Gelegenheit, sondern ist auch ein Überbegriff für den »Geist von Hawaii« geworden, eine Art Markenzeichen der Inseln, im Schlechten wie im Guten.
    Im Schlechten: Aloha ist so abgenutzt, dass man es fast nicht mehr ertragen kann. Jedes zweite Restaurant trägt diesen Namen, jeder Ramschladen hat bis zur Decke Aloha- T-Shirts und Aloha- Kaffeetassen gestapelt, es gibt die Aloha- Taxis und die Aloha- Airways, und selbst die köstlichen Macadamia-Nüsse werden einem durch die Aloha- Packung vermiest. Da ist es nicht nur logisch, sondern geradezu unvermeidlich, dass Hawaii den offiziellen Beinamen »Aloha- Staat« trägt.
    Im Guten spiegelt Aloha die Toleranz und die Freundlichkeit der Inseln wider, Multikulti vom Feinsten, ein Vielvölkergemisch, das wirklich integriert ist, nicht in Stadtviertel getrennt, wie sonstwo in Amerika (und noch mehr bei uns), sondern so »durchrasst«, wie bayerische Landesfürsten zu sagen pflegen, dass der CSU Angst und Bange werden könnte: Japaner (mit 23 Prozent der größte Bevölkerungsanteil), Polynesier, Chinesen, Koreaner, Filipinos und Kontinental-Amerikaner in allen ethnischen Schattierungen haben sich Hawaii auf friedliche Art geteilt, und wenn jemand benachteiligt ist, dann sind das die Ureinwohner, die mit den Veränderungen nicht Schritt halten konnten. Der traurige Beweis: Zwar beträgt der Anteil der ethnischen Hawaiianer in der Gesamtbevölkerung nicht mal 20 Prozent — in den Gefängnissen aber stellen sie 70 Prozent aller Häftlinge. Ob sich Bayern auch so entwickeln wird?
    Aloha reicht für die tägliche Freundlichkeit. Falls Sie trotzdem noch ein paar weitere Vokabeln kennen lernen wollen, hier drei Wörter, die man sich gut merken kann, weil sie

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