Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuersteins Ersatzbuch

Feuersteins Ersatzbuch

Titel: Feuersteins Ersatzbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Feuerstein
Vom Netzwerk:
schon vom Klang her Sinn machen: wiki-wiki heißt »schnell«, holo-holo »Spaß haben« und kau-kau »Essen«; dazu noch zwei Wörter, die man gar nicht übersetzen muss, weil wir sie schon kennen: ukulele und hula-hula. Falls Sie sich auch für die Sprachlehre interessieren, gibt’s dafür eine erste Adresse: Dichterfürst Adelbert von Chamisso hat nicht nur 1814 »Peter Schlemihls wundersame Geschichte« geschrieben, sondern besuchte ein Jahr später fünf Monate lang Hawaii und erarbeitete dabei die erste alt-hawaiische Grammatik.
    Noch ein Wort, das mich ins Grübeln brachte: ha’ole. Das sind wir selber, die Weißen. Den ersten Teil von ha’ole haben wir schon bei aloha kennen gelernt: ha , der Atem. Ole heißt »ohne«, das Ganze bedeutet also »ohne Atem«, »leblos«, denn die alten Hawaiianer konnten sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese bleichgesichtigen, lächerlichen Gestalten, die aus ihren Kanonenbooten kletterten, tatsächlich lebendige Menschen sein könnten. Was mich wiederum vermuten lässt, dass der erste Weiße auf Hawaii ein Vorfahre von Wolpers gewesen sein muss. (Und weil wir gerade bei Wolpers sind: Wussten Sie, dass der hüftschwingende, nacktbusige Hula-hula -Tanz ursprünglich nur von Männern vorgeführt wurde? Ich wusste es nicht, und es wäre mir lieber gewesen, ich hätte es nie erfahren, weil ich seither in Panik lebe, Wolpers würde eines Tages im Grasrock in mein Zimmer springen und Hula tanzen.)
    Zurück zum flüssigen Sonnenschein. Auf Kauai, der Insel mit der regenreichsten Zone der Welt, habe ich ihn gegen Schluss unserer Reise auf eine ganz besondere Art erlebt. Nicht vom Himmel als Regen, aber trotzdem von oben, als Wasserfall, direkt für das Fotoalbum des Lebens: Bilder, die man nicht vergisst.
    Kauai, die nördlichste Insel des Archipels, ist geologisch die älteste und landschaftlich die spektakulärste, ebenso unerschöpflich wie unberührt in ihrer Vielfalt, denn bewohnt ist Kauai nur an der Küste, das gesamte Innere ist straßenlos und unzugänglich, erkundbar nur per Hubschrauber: Seit Jahrmillionen erloschene Vulkanberge, die der Dschungel überwuchert hat, tiefe und reißende Canyons dazwischen, dramatische Steilküsten, gegen die sich Wassergebirge werfen, und die üppigste Vegetation, die man sich denken kann. Kauai gehört deshalb zu den beliebtesten Filmkulissen der Welt. Boris Karloff war hier mit seinem Gruselschinken »Voodoo Island«, Elvis Presley mit »Blue Hawaii«, hier entstand der Musical-Klassiker »South Pacific«, und der Einfachheit halber wurde auch Afrika immer wieder hierher verlegt, beginnend mit dem allerersten »King Kong« der dreißiger Jahre. Das letzte Großaufgebot von Hollywood fand hier erst vor wenigen Jahren statt: die Außenaufnahmen für »Jurassic Park«.
    Auch wir gingen mit einem Großaufgebot ans Werk: Wir hatten zwei Hubschrauber gemietet. Einen für mich und den andern für die Kamera, damit man sieht, wie ich mit dem Hubschrauber fliege. Denn wir wollten einen der Drehorte von »Jurassic Park« besuchen, und Steven Spielberg ist ja auch nicht zu Fuß dahin getrabt. Außerdem drehten wir — Gipfel des Luxus — mit zwei Kameras, freilich in der WDR-Version (Gipfel der Sparsamkeit): Wolpers drückte mir die »Digi« in die Hand, die kleine Digitalkamera; damit sollte ich zwischendurch vom Piloten und mir Nahaufnahmen machen.
    Schon der Flug über die Küstenberge war unbeschreiblich schön. Immer wildromantischer wurde die Landschaft - und plötzlich dieses Bild, das Sie ganz bestimmt aus dem Film in Erinnerung haben: Drei Wasserfälle, die dicht nebeneinander in ein enges Tal münden, die Szene vor der ersten Begegnung mit den Sauriern. Ein großer Teil dieser Gegend ist Privatbesitz. An sich darf man hier nur in großer Höhe fliegen, doch hatten wir die Genehmigung, da unten zu landen.
    Der Pilot gab mir helmartige Kopfhörer, die den Rotorenlärm zum Verstummen brachten, und stellte die Stereoanlage an: Die Musik von »Jurassic Park«... im Kino empfand ich sie als kitschig, aber hier war sie einfach grandios. Ich legte die Digi-Kamera auf den Sitz und lieferte mich aus. Der Landschaft, der Musik und all den Gefühlen, denen ich sonst so sehr misstraue.
    Langsam, ganz langsam glitten wir den Wasserfall hinunter ins paradiesische Tal. Muss ich zugeben, dass ein paar Rührungstränen über meine Zynikerwangen flössen? Nein, muss ich nicht. Tu ich aber trotzdem.
    Als Wolpers später das Band aus meiner

Weitere Kostenlose Bücher