Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuersteins Reisen

Feuersteins Reisen

Titel: Feuersteins Reisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Feuerstein
Vom Netzwerk:
Antilopen erlegte man hier im Jahre 1970.
    Wieder war es unser aufgeklärter Sultan Qabus, der zu Hilfe kam: Er besorgte Tiere aus verschiedenen Zoos und kümmerte sich um deren Auswilderung — so erfolgreich, dass heute wieder über 300 Oryxe in den Bergen leben.
    Bis hierher wäre das eine wunderbare Geschichte von der Errettung einer vom Aussterben bedrohten Tierart. Aber leider reichte es dem Sultan nicht. Vor allem wurmte ihn, dass die regenerierten Tiere so scheu waren und sie niemand zu Gesicht bekam. Deshalb ließ er ein paar tausend aus Kunststoff gießen und sie einzeln alle paar Kilometer an den Straßenrand stellen.
    Obwohl ich sonst ein großer Tierfreund bin, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben bedauert, dass eine Spezies nicht ausgestorben ist.

Wenn Kamele Trauer tragen

    Es kommt selten vor, dass ich dasselbe Reiseziel mehrmals besuche. Das liegt zum einen Teil an meiner Neugier, weil der Humboldt, der Livingstone, der Amundsen in mir nie zur Ruhe kommen und ich bisher noch keine Ecke der Welt kennen lernte, die nicht auf irgendeine Art eine Bereicherung brachte; und zum anderen Teil an einer simplen Lebenserfahrung: Wenn es irgendwo besonders schön war, wird der zweite Besuch unweigerlich ein Reinfall. Und wo es einem beim ersten Mal nicht gefallen hat, will man sowieso nicht mehr hin.
    Es gibt aber Ausnahmen, Orte und Gegenden, zu denen es mich aus den verschiedensten Gründen immer wieder hinzieht. Dazu gehört New York, wo ich die zehn schwierigsten Jahre meines Lebens verbracht hatte; aber auch San Francisco, die Stadt mit der höchsten Lebensqualität nach meinem Bedarf. Ganz bestimmt auch London — ich werde nach meiner Wiedergeburt als schwuler Butler einer älteren Opernsängerin gewiss noch mal ein halbes Leben dort verbringen, und die zweite Hälfte dann auf einem Landsitz in Schottland, umgeben von Sümpfen und zärtlichen Depressionen. Und schließlich die große Hassliebe, meine österreichische Heimat, die mich in gewissen Abständen fast zwanghaft anlockt, um dort lustvoll zu schaudern.
    Auch nach Oman bin ich inzwischen ein zweites Mal gereist. Und zwar aus einem ganz speziellen Grund.
    Da Wolpers meine Vorliebe für edle Hotels kennt — sie sind mein einziges Luxus-Laster, in fast allen anderen Dingen bin ich ein Asket —, aber aus Budgetgründen gezwungen ist, uns in Vier-Sterne-Absteigen zu zwingen, wollte er mir das berühmte »Al Bustan«-Palasthotel von Muscat gar nicht erst zeigen. Aber irgendwie kamen wir doch dort vorbei.
    Das Al Bustan ist wirklich ein sagenhafter Schuppen. In die Berge gehauen, an einer einsamen Bucht, für die ein ganzes Dorf evakuiert wurde, weil sie vorher nicht einsam genug war, und märchenhaft verschwenderisch ausgestattet. Sultan Qabus hat es nach dem Vorbild eines Königspalastes erbauen lassen; das oberste Stockwerk ist allein seinen Staatsbesuchern Vorbehalten, unzugänglich für gewöhnliche Hotelgäste. Insgesamt mag es vielleicht ein wenig bombastisch geraten sein, doch nach meinem Geschmack gehört es eindeutig zu den gelungenen Produkten des sultanischen Verschönerungsrausches... kein einziger Spritzguss-Oryx weit und breit. Stattdessen eine ganz besondere Note: Der fromme Duft von Weihrauch, von dem die monumentale Eingangshalle stets durchzogen ist.
    »Zu teuer!«, schrie Wolpers vorsorglich, als der Hotelpalast in der Ferne auftauchte und er meine leuchtenden Augen sah. Ich gab ihm ausnahmsweise recht. Für einen Arbeitsaufenthalt, bei dem man um sechs Uhr das Frühstück verschlingt und erst in der Dunkelheit zurückkommt, wäre das in der Tat eine Verschwendung. Da muss man privat hinein — und teuer zahlen, damit man auch weiß, was man genießt.
    Ich habe dann zwei Jahre später mit meiner Frau im Al Bustan Silvester verbracht. Privat und teuer.
    Beim Visumantrag war mir ein bisschen mulmig, weil ich im »Arabien«-Film so frech über den Verschönerungs-Tick des Sultans gelästert hatte. Würde man mir das Visum verweigern? Oder würden mich gar die Herren Ashworth und Babu am Flughafen abfangen und als Zwangsarbeiter in eine Spritzgussfabrik einliefern?
    Aber in der Bonner Oman-Botschaft war man richtig herzlich; man hatte die »Arabien«-Folge gesehen und sagte sogar nette Worte darüber. Am Flughafen lauerten keine Häscher. Und das Hotel war wirklich traumhaft.
    Inzwischen soll es vom Pauschaltourismus entdeckt worden sein und dadurch einiges von seinem Glanz verloren haben, aber damals war es makellos. Nur als wir in

Weitere Kostenlose Bücher