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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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schließen ließ.
    Anya richtete sich wieder auf und nagte an ihrer Unterlippe. Hier lagen eine Menge Glasflaschen herum, darunter einige Schnapsflaschen. Vielleicht war an der Theorie über eine durch schweren Suff herbeigeführte Benommenheit, durch die das Opfer die Verbrennung mittels einer Zigarette nicht mehr hatte wahrnehmen können, doch etwas dran. Aber das erschien ihr zu weit hergeholt. Hätte der Obdachlose nicht irgendwann erwachen müssen , ganz gleich wie viel billigen Fusel er sich vorher einverleibt hatte?
    Anya glitt durch die Fensteröffnung des Schalters wieder hinaus. Schatten jagten einander im grellen Schein der Taschenlampe, während sie noch nach einem sicheren Stand suchte.
    Sie blinzelte in das Halbdunkel. Irgendjemand war hier. Und irgendjemand hatte irgendetwas gesehen.
    »Hallo?«, rief sie, und ihre Stimme schabte an der Decke des Wartesaals. »Ich suche jemanden, der George gekannt hat. Ich bin kein Bulle. Ich will nur reden.«
    Schatten wogten. Dann quiekte eine Stimme hinter einer dorischen Säule: »Kein Bulle? Sind Sie Sozialarbeiterin?«
    »Nein. Ich bin von der Feuerwehr.«
    Eine Silhouette kam hinter der Säule hervor. Anya richtete den Lichtkegel darauf und riss einen bärtigen Mann in einer olivgrünen Militärjacke und einer Baseballkappe aus dem Dunkel. Er trug einen Rucksack über der rechten Schulter. Seine Linke hielt eine knallbunte Einkaufstüte voller Spenden aus einem örtlichen Supermarkt, der für seine Wohltätigkeit bekannt war. Der Mann musterte sie von oben bis unten, und Anya bekam eine Gänsehaut. Sparky baute sich angriffslustig zwischen ihr und dem Fremden auf.
    »Sie sehen nicht aus wie ’n Feuerwehrmann. Sie sehen aus wie ’ne Sozialarbeiterin. Und Sie haben Scheiße an den Schuhen.«
    »Ich bin keine Sozialarbeiterin. Und, ja, ich hab Scheiße an den Schuhen. Ich bin aber ziemlich sicher, dass das nicht meine ist.«
    Der Mann bedachte sie mit einem zahnlosen Lächeln. »Haben Sie Geld?«
    »Ich hab Geld, falls Sie Informationen haben.« Anya trat nicht näher. Sie wollte ihn nicht verschrecken. Und sie wollte nicht näher an diesen Mann heran, der stank, als hätte er seit einem Jahr nicht mehr geduscht. »Kannten Sie George?«
    »Ja. Der ist tot.«
    »Ich weiß. Hat er immer da hinten geschlafen? In dem Schalter?«
    »Ja. War sein Lieblingsschlupfloch.«
    »Haben Sie je irgendein Anzeichen für Feuer gesehen?«
    »In der Nacht, bevor er verschwunden ist, hätte er beinahe ’nen Brand ausgelöst. Hat sich da drin was gekocht, irgendwas, das gut gerochen hat, und er hat’s nicht mit mir geteilt.« Der obdachlose Mann setzte eine finstere Miene auf und kratzte sich an seinem verschorften Kinn. »Wie sich rausgestellt hat, war George das, was da drin gekocht hat.«
    Anyas Magen rebellierte, als sie sich an den Schinkengeruch in Bernies Haus erinnerte. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es sich anfühlen musste, so hungrig zu sein.
    »Hier brennt ständig was«, sagte er.
    »Was meinen Sie damit?«
    »George war nicht der Erste, der Feuer gefangen hat, seit ich hier bin. ’n anderer Kumpel ist in Flammen aufgegangen, wie er die Schienen langspaziert ist … sein Bündel ist hochgegangen wie ’n Sack voller Feuerwerkskörper. ’n anderes Mal ist so ’n Priester hier aufgetaucht, um uns zu ›retten‹«, fuhr er fort und zeichnete kichernd Anführungszeichen in die Luft. »Der hat Schokoriegel mitgebracht, also haben wir uns seine Predigt angehört. Hatten eh nichts Besseres zu tun. Seine Jacke hat Feuer gefangen, und er ist rausgerannt und hat wie ’n Matrose über das Höllenfeuer und Satan geflucht.«
    »Erinnern Sie sich an die Namen der Leute?«
    »Bin nicht gut in Namen.«
    So viel zur Befragung weiterer Zeugen. »Was glauben Sie, ist da passiert?«, versuchte Anya es auf eine andere Weise.
    Der Mann zuckte mit den Schultern und spuckte widerlichen Schleim auf den Boden. »Ich glaub, hier spukt’s. Schätze, die Geister zünden dann und wann irgendwas an.«
    Anya blickte zu der dunklen Decke hinauf. »Ich könnte mir schon vorstellen, dass es hier spukt.«
    »Hier gibt’s immer komische Geräusche. Dinge bewegen sich in den Schatten zwischen hier und den Gleisen hin und her. Manchmal kann man bei Nacht Züge hören.« Seine Augen brannten förmlich. »Das ist, als wäre dieser klapprige alte Schuppen noch in Betrieb, verstehen Sie, was ich meine?«
    »Ja, ich verstehe.«
    »Wenigstens vertreibt die Frau in Rosa ein paar davon.«
    »Die Frau

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