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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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jemand mehr die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen ergreift. Böses kann herbeigerufen werden, und den meisten Leuten mangelt es an der Fähigkeit, die Aufrichtigkeit des Geistes, den sie gerufen haben, auf die Probe zu stellen.«
    »Und es gibt keinen Ausschalter?«
    »Diese Leute haben nie gelernt, so eine Verbindung wieder zu lösen oder sich zu schützen. Da wird kein magischer Kreis gezogen, und es werden keine elementaren Schutzgeister angerufen. Das ist das metaphysische Gegenstück dazu, einen Anhalter mitzunehmen, um ihn dann am Ende der Fahrt höflich zu bitten, wieder auszusteigen. Das kann gutgehen, aber es muss nicht.«
    Anya unterdrückte ein Schaudern. Sie hatte selbst einmal so einen Anhalter mitgenommen, einen Dämon, den sie sich wie eine schlimme Erkältung von einem Teenager eingefangen hatte, der mit einem Ouija-Brett herumgespielt hatte. Sie erinnerte sich gut, wie das war, wie es sich angefühlt hatte, als der Dämon unter ihrer Haut aktiv geworden war, als er ihre Hände und ihre Stimme kontrolliert hatte. Sie würde nicht zulassen, dass so etwas je wieder geschah.
    »Also … wo ist Bernie jetzt? Können wir das irgendwie feststellen?«, fragte Anya und wechselte zugleich das Thema. Ihre Neugier war geweckt. War Bernie in das Jenseits gesogen worden? War er an denselben Ort gegangen, an den Charon das kleine Mädchen gebracht hatte?
    »Ich weiß nicht, wo er ist.« Katie fegte Krümel von ihrer Schürze. »Ich glaube, niemand kann zuverlässig sagen, was passiert, wenn wir gestorben sind. Aber wir können trotzdem versuchen, ihn zu rufen.«
    Sie wühlte in ihren Schränken nach einem gläsernen Wasserkelch, einer Schachtel mit Salz, einem Geschirrtuch und einem Notizblock. Dann gab Katie Zitronenöl auf das Geschirrtuch und polierte den verschrammten Küchentisch, bis er in einem schlüpfrigen Glanz erstrahlte.
    »Deine Aura muss ich auch klären«, sagte sie.
    Anya nickte. »Was muss ich tun?«
    »Stell dich einfach hier rüber neben den Tisch und denke reine Gedanken.«
    Anya setzte eine sorgenvolle Miene auf. »Ich hab den halben Tag in der Gerichtsmedizin zugebracht. Während der anderen Hälfte bin ich mit Scheiße beschmiert durch einen Bahnhof gestreift, in dem es spukt. Mir fallen keine reinen Gedanken ein.«
    »Dann denke glückliche Gedanken. Denk an Sonnenschein. Hundewelpen. Sex. Nur nicht an alles gleichzeitig, sonst verwirrst du die Göttin.«
    Katie entzündete ein Bündel Salbei und wedelte den Rauch vom Kopf bis zu den Füßen über Anyas Körper. Auf der Höhe des Herzens hielt sie inne.
    »Interessant«, murmelte sie.
    Anyas Nase kribbelte. Von Salbei bekam sie von jeher einen Niesreiz. »Was?«
    Katie blinzelte, doch sie blinzelte nicht direkt Anya an, eher schien ihr Blick durch sie hindurchzugehen. »Deine Aura«, sagte sie. »Sie hat die Farbe geändert.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Anya alarmiert. Katie hatte Anyas Aura schon häufiger gereinigt, dabei aber nie irgendwelche Unregelmäßigkeiten festgestellt, abgesehen von der Zeit, in der sie einen Dämon beherbergt hatte. Womöglich hatte der Dämon etwas zurückgelassen …
    Katie schüttelte den Kopf, und einige Strähnen ihres blonden Haars rutschten über ihre Schultern. »Ich glaube nicht, dass das etwas Schlechtes ist. Deine Aura erscheint mir normalerweise bernsteinfarben, beinahe wie Feuer. Jetzt kommt sie mir dunkler vor, schwärzer. Solide. Wie Obsidian.«
    »Und warum ist das nicht schlecht?«
    »Manchmal ist die Schwärze, wenn sie in eine Aura eindringt, ein Zeichen der Transformation. Das muss nicht zwangsläufig schlecht sein, also versuch einfach, vorerst nicht darüber zu urteilen.«
    Anyas Mundwinkel sackten in einem Ausdruck des Zweifels herab.
    Katie fächerte sich selbst mit dem reinigenden Kräuterbündel ab, ehe sie es in eine Seifenschale am Rand der Spüle legte. Eine dünne Rauchfahne stieg von ihm auf und zupfte an den Pluderhosen der Küchenhexe.
    Angezogen von dem Salbeigeruch trottete Sparky in die Küche und hielt mit zuckenden Kiemenwedeln inne. Fay und Vern hüpften in der Nähe der Spüle auf die Arbeitsplatte und drückten die Pfoten in das Mehl, das vom Teigkneten übrig geblieben war. Sparky zockelte zu Anya und schaute sie schmachtend an.
    »Darf Sparky spielen kommen?«, fragte Anya.
    »Klar.« Katie schüttete Salz in einem Kreis um den Küchentisch auf den Boden und rief dabei murmelnd die vier Elemente an. Anschließend zündete sie in allen vier Windrichtungen Kerzen an.

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