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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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Eine weitere Kerze für den Geist wurde in der Mitte des Tischs entzündet. »Halte ihn einfach im Kreis oder draußen, mir ist egal, was.«
    Anya holte Sparky in den Kreis, den Katie um ihre Füße zog. Katie schloss den Kreis, und Anya zog einen Stuhl vom Tisch. Sparky machte es sich auf ihrem Schoß bequem und musterte seine Reflexion in der polierten Tischplatte.
    Katie setzte sich Anya gegenüber und nahm einen Stapel noch unbeschrifteter Karteikarten, auf denen sie sonst Rezepte notierte, zur Hand. Jede beschriftete sie mit einem Textmarker mit einem Buchstaben des Alphabets. Dann legte sie die Karten in einem Halbkreis auf dem Tisch aus und fertigte drei weitere Karten an, die sie mit JA, NEIN und ADIEU beschriftete.
    »Das sieht einem Ouija-Brett verdächtig ähnlich.«
    »Eine Art Vorgänger. Diese Art der Kontaktaufnahme mit Geistern war in Mode, als Tischerücken und unheimliche Klopfgeräusche und dergleichen zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts für Wohnzimmerspielchen herhalten mussten. Der Unterschied ist, dass diese Hilfsmittel alle geweiht sind und wir uns sicher innerhalb eines magischen Kreises aufhalten. Und da wir keine Korsagen tragen, werden wir wohl auch nicht in Ohnmacht fallen.« Katie stellte den Glaskelch kopfüber in die Mitte des Tisches. »Möge die Göttin dich segnen und über unsere Bemühungen wachen.«
    Sie legte ihre Fingerspitzen an den Fuß des Glases und bedeutete Anya, es ihr gleichzutun. Ihre Ringe funkelten im Kerzenschein. Anya griff am Kopf des Salamanders vorbei und folgte Katies Beispiel. »Und jetzt?«
    »Jetzt bitten wir den Geist des Jasper Bernard, zu uns zu sprechen.«
    »Hört sich nach einer großen zeremonialmagischen Sache an.« Im Grunde war Katie nämlich eine Art Küchenhexe – eine Pragmatikerin, die mit allem improvisierte, was sie in die Finger bekam. Zwar hatte Anya durchaus schon erlebt, dass sie höhere Magie gewirkt hatte, aber im Allgemeinen bevorzugte die Hexe trivialere Methoden.
    »Das ist es auch. Es geht etwa so: »Jasper Bernard, sind Sie hier?«
    Nichts geschah. Anya und Katie starrten gute fünf Minuten lang den Kelch an. Sparky gähnte und legte den Kopf auf den Tisch.
    »Jasper«, sagte Katie in gebieterischerem Tonfall. »Bitte kommen Sie zu uns.«
    »Ich glaube, er hört eher auf ›Bernie‹«, flüsterte Anya.
    Das Glas ruckelte unter ihren Fingern, beschrieb einen lebhaften Kreis und bewegte sich schneller und schneller. Anya hatte Probleme, mitzuhalten. Auf ihrem Schoß richtete sich Sparky auf und reckte die Kiemenwedel auf den Tisch vor.
    »Bernie, sind Sie das?«
    Die provisorische Planchette bahnte sich einen Weg zu der Karte mit dem Wort JA. Unter der Karte hielt sie inne und kreiselte herum wie ein Käfer, der in einem Glas gefangen war.
    »Frag ihn etwas, um seine Identität zu überprüfen«, flüsterte Katie ihr zu. »Etwas, das irgendein zufällig erschienener Geist nicht wissen kann.«
    »Bernie, wir wissen, dass Sie Ciro kennen. Erzählen Sie uns von Ihrer gemeinsamen Zeit.«
    Das Glas zögerte. Für einen Moment war Anya überzeugt, sie hätten sich nur irgendeinen voyeuristischen Geist eingefangen, der Spielchen mit ihnen trieb, und ihre Gedanken rasten weiter zu der Frage, wie sie ihn bannen konnten. Aber dann rutschte das Glas zielsicher über das Alphabet aus Karteikarten und schrieb: B-O-W-L-I-N-G.
    Katie nickte. »Sehr schön.«
    »Wo sind Sie, Bernie?« Anya konnte sich die Frage nicht länger verkneifen. Nachdem sie gesehen hatte, wie der Geist gewaltsam aus dem Haus herausgesogen worden war wie eine Laus in ein Staubsaugerrohr, wollte sie wissen, wo er geblieben war.
    Das Glas beschrieb ein Knotenmuster, aus dem das Wort G-E-F-A-E-S-S entstand.
    »Was für ein Gefäß? Eine Flasche?«
    Der Kelch kreiste um das NEIN, doch die Bewegungen wurden unstet, wirr, und schließlich sauste er über den Tisch und berührte Buchstaben in zufälliger Abfolge.
    »Ich glaube, wir verlieren ihn«, murmelte Katie. »Es ist, als würde sich jemand in unser Gespräch einmischen.«
    Anya beugte sich vor. Sie war so verspannt, dass die Knöchel der Finger, die am Fuß des Glases lagen, weiß unter der Haut hervortraten. »Bernie, was ist mit Ihnen passiert? Wir müssen das wissen.«
    Das Glas wirbelte herum und entzog sich den Fingern von Anya und Katie. Es buchstabierte H-O-P-E, ehe es vom Tisch fiel und auf dem Boden zersprang. Katies Katzen flüchteten als wirres Fellgetümmel aus der Küche. Sparky kletterte von Anyas Schoß

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