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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende
Autoren: Eve Silver
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Verkörperung allen Übels. Er kannte weder Freunde noch Verbündete. Das Einzige, worauf sein Streben ausgerichtet war, war Zerstörung und die Rückkehr zu dem Zustand, dem er selbst entstammte, zum Chaos. Und selbst da, wo Sutekh sich an seinen Schandtaten ergötzte, war Apophis ihm auf seine Weise überlegen. Apophis war jegliche Freude, selbst Schadenfreude fremd. Er bestand nur aus einem brutalen Getriebensein.
    Lokan versuchte, das Boot zu wenden. Ohne den Namen als Schlüssel hatten sie keine Chance, die Pforte zu passieren. Das lag auf der Hand. Die Schlangenbrut vermehrte sich zusehends und hatte inzwischen die Einfahrt komplett ausgefüllt. Sie war eine einzige Masse aus sich umeinander windenden, grün schillernden Leibern und aufgerissenen Mäulern, aus denen das Gift troff.
    Das Boot schaukelte und drohte sogar zu kentern. Lokan breitete die Arme aus und versuchte, die Schwankungen auszugleichen. Aber er schaffte es nicht, sondern landete hart auf den Knien und musste sich links und recht am Rand des Papyrusrumpfs festhalten.
    Plötzlich hörte er hinter sich einen gellenden Aufschrei, der gleich darauf erstarb. Lokan drehte sich um und konnte gerade noch sehen, wie die Beine seines Begleiters im riesigen Schlund eines der Ungeheuer verschwanden. Im Boot zurück blieb der Überrest dieses Mannes, der auf dem Rücken liegend mit seinen weit aufgerissenen weißen Augen an die Decke des Gewölbes starrte.
    Lokan spürte einen starken Schlag gegen den Rumpf des Boots, dann noch einen. Der Kahn kenterte, und Lokan fiel ins Wasser, das sich so kalt anfühlte wie flüssiger Stickstoff.
    Diese unbeschreibliche Kälte weckte Erinnerungen in ihm, Erinnerungen an einen anderen eisigen Fluss, an einen verunglückten Eisenbahnzug an einem Tag, an dem er noch von der Gewissheit beseelt war, dass er nie sterben würde. Er wunderte sich, wenn er jetzt daran dachte, darüber, wie erbittert er seinerzeit um sein Leben gekämpft hatte. Ganz anders als später, als es um das Leben seiner Tochter ging. In jener Nacht, als Sutekh und seine fromme sterbliche Gefolgschaft kamen, um ihn zu holen, da hatte er sich wie ein Lamm zur Schlachtbank führen lassen, damit Dana gerettet wurde.
    Jetzt aber war er entschlossen, sich zu wehren. Mit aller Macht würde er kämpfen, auch wenn es ihm schwerfiel zu glauben, dass er diesen Kampf gewinnen könne. Ganz gleich. Ermusste ihn trotzdem aufnehmen, denn er musste zu Dana zurück, um sie zu beschützen. Und er musste seine Brüder warnen.
    Etwas streifte an seinem Bein entlang, eine leichte Berührung, die sich endlos lang hinzuziehen schien. Gleich darauf wand sich ein Schlangenkörper um seinen Leib. Sosehr sich Lokan auch wehrte, die Umklammerung wurde immer fester. Eine maßlose Wut packte Lokan, als er daran denken musste, dass er alles verlieren sollte – Dana, seine Brüder, die Chance, Rache zu nehmen, auf die er brannte.
    Er mobilisierte seine letzten Kraftreserven und staunte selbst darüber, dass er sie noch besaß. Mit Leibeskräften wand er sich und rang mit dem Ungeheuer, bis es ihm schließlich gelang, erst den einen und dann den anderen Arm freizubekommen, obwohl sich der Würgegriff der Schlange immer enger zuzog. Er krallte sich mit beiden Händen tief ins Fleisch der Bestie. Einen Moment lang glaubte er, gewonnen zu haben. Dann schlug das Wasser über seinem Kopf zusammen, und er wurde nach unten gezogen.
    Da sah er Bryn vor sich. Ihr langes Haar umflutete sie. Sie streckte die Arme nach ihm aus.
    Er hätte schwören können, dass sie es war.

5. KAPITEL
    … erhöhet den großen Gott über den kleinen Gott unter den anderen Göttern im Duat, auf dass die seligen Toten ihren Platz auf ihren Thronsesseln einnehmen und die Verdammten dorthin geschickt werden, wohin das Gericht sie verdammt hat und ein elender Tod ihre Leiber verderbe . nach dem Ägyptischen Pfortenbuch
    Detroit, Michigan Gegenwart
    I hr Herz hämmerte wie wild, als Bryn nach ihrem Sturz am Fuß der Böschung auf dem Gras lag. Nach einer Rolle am Boden kam sie auf die Knie und beugte sich schützend über Dana, die sie nicht aus den Armen gelassen hatte, entschlossen, sie mit Klauen und Zähnen und allen Mitteln, die ihr sonst zu Gebote standen, bis zum Letzten zu verteidigen. Ihre Tochter würde ihr niemand wegnehmen.
    Bryn hob langsam den Kopf. Als Erstes erblickte sie ein Paar grobe schwarze Bikerstiefel, darüber ausgewaschene Jeans, dann eine abgewetzte Lederjacke, deren silberne Schnallen im
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