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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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dachte sie, es lag daran, dass sie Jack nur mit raspelkurz geschnittenem Haar kannte. Jetzt war es glatt zurückgekämmt und reichte fast bis auf den Kragen. Aber das war es nicht. Was sie wirklich verwunderte, war, dass Jack damit etwas von seinen Gefühlen preisgab. Irgendetwas bereitete ihm Sorge. Und das wiederum erschreckte Bryn. Was konnte es geben, das so gefährlich, so schlimm war, dass es einen Mann wie Jack einschüchterte?
    „Wenn du mir versprichst, mir zuzuhören und mich ausreden zu lassen, hast du mein Wort.“
    Bryn fühlte sich ein Stück erleichtert. Das stählerne Band, das ihre Brust zuschnürte, seitdem sie die übernatürlichen Kräfte heute Nacht zum ersten Mal bemerkt hatte, schien sich ein wenig zu lockern. Sie hätte Dana jetzt gern getröstet und ihr gut zugeredet. Aber sie wollte alles vermeiden, das Jacks Aufmerksamkeit auf ihre Tochter lenkte.
    So begnügte sie sich mit einem kleinen, ermutigenden Händedruck, sah Jack ins Gesicht und sagte: „Also gut. Rede.“
    Lokan legte den Kopf in den Nacken – langsam und vorsichtig. Jede hastige Bewegung konnte dazu führen, dass er das Gleichgewicht verlor. Oder dass er sich übergeben musste. Staunend betrachtete er die Pyramide, die sich vor ihm erhob. Tatsächlich erfasste ihn ein Schwindelgefühl. Irgendwie schien die Welt aus den Fugen geraten zu sein.
    Oder vielleicht sah er auch Dinge, die … Denn diese Pyramide …
    „Was ist hier los, verdammte Scheiße“, murmelte er vor sich hin und stützte sich mit der Hand an der kühlen, glatten Glaswand ab. Er musste einen sicheren Stand gewinnen, umnicht hintenüberzufallen. Als er das einigermaßen hinbekommen hatte, begann er seine Gedanken zu sammeln, die ihm wie ein Hornissenschwarm wild durcheinander im Kopf herumschwirrten.
    Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war, dass er dabei war zu ertrinken, wenn er nicht vorher von einer Schlange verschluckt wurde, deren Rachen ungefähr so groß war wie die Ladeklappe eines Kleinlasters. Ob ihn eine dieser beiden Möglichkeiten hätte töten können, konnte er nicht sagen. Denn richtig lebendig war er zu dem Zeitpunkt auch nicht, als Sutekh ihn in Stücke gehackt und seine Seele in eine Art Vorhölle verbannt hatte.
    Er richtete seinen Blick nach oben und versuchte zu begreifen, was er da sah. Das düstere Gewölbe mit dem Boot und den Schlangen war verschwunden. Stattdessen hatte er das verschwommene Bild einer schwarz schimmernden Pyramide vor sich, vor deren schräg aufsteigender Wand er sich jetzt befand.
    Verdammt, er war in einem erbärmlichen Zustand. Ein Schatten seiner selbst. Schmutzig, ausgehungert, von Schmerzen zerrissen, die er nun schon so lange erduldete, dass er sich kaum daran erinnerte, einmal ohne Schmerzen gewesen zu sein. Was war aus diesem mächtigen Halbgott geworden, der er einmal war? Ein hilfloses Häufchen Elend.
    Lokan atmete durch, so tief er konnte. Er musste auf der Stelle von diesem Selbstmitleid-Trip herunter. Zuversicht war angesagt. Selbst wenn er die jetzt nicht spürte, musste er irgendwie einen Rest davon zusammenkratzen. Oder wenigstens so tun als ob. Sonst würde er Dana niemals wiedersehen.
    Er lehnte sich ein Stück weiter zurück und betrachtete die Pyramide eingehender. An den Kanten, wo die schwarzen Glasflächen zusammenstießen, funkelten Lichterketten, die den mächtigen Bau gegen den dunklen Nachthimmel abhoben. An der Spitze strahlte ein gewaltiges Spotlight senkrecht in die Nacht.
    Das war nicht die Unterwelt. Das war auch keine Todeszone. Das hier war nichts anderes als das Luxor im verdammten Vegas.
    Lokan musste lachen. Dummerweise tat ihm das so weh, dass er sich die Arme um den Leib schlang, weil es sich anfühlte, als sollte er im nächsten Augenblick in tausend Stücke zerspringen. Da hatte er schon gedacht, er sei wieder in wer weiß was für eine Vorhölle geraten, und wo war er gelandet? In Las Vegas vor dem Luxor. Irgendeine Bedeutung musste das haben. Irgendwo musste es eine Botschaft geben. Aber Lokan beschloss, dass es Zeit hatte, danach zu suchen.
    Von einem eisigen Strom vor der ersten Pforte der Unterwelt an die Oberwelt in einer Sekunde. Nicht schlecht. Wie hieß die Redensart vom geschenkten Gaul? Also – auch wenn diese wundersame Reise einige Fragen aufwarf, die Suche nach Antworten konnte warten. Da er nun einmal hier war, hieß es, das Beste daraus zu machen.
    Wie lange schon hatte er versucht zurückzufinden? Er hatte nicht die geringste Ahnung. Die Uhren

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