Feuersuende
Dana und ich hier verschwinden, und du wirst nichts unternehmen, mich daran zu hindern.“ Sie überlegte einen Augenblick, dann drückte sie sich präziser aus: „Uns daran zu hindern. Das heißt, du lässt uns beide gehen undunternimmst nichts, um uns zu verfolgen, und setzt auch niemand anderen darauf an. Und auch künftig kommst weder du mir hinterher noch einer von deinen Leuten. Und meine Tochter lasst ihr auch in Frieden – ein für alle Mal.“
Jack fasste sie scharf ins Auge, aber seine Miene verriet nichts. Dann nickte er langsam.
Bryn reichte das nicht als Zustimmung. „Ich will es von dir hören, Jack. Wiederhole meine Bedingungen und gib mir dein Wort darauf, dass du dich daran hältst.“
„Na schön. Du wirst dir anhören, was ich dir zu sagen habe. Wenn du danach gehen willst, werde ich dich lassen.“ Mit einer Kopfbewegung in Danas Richtung fuhr er fort: „Und sie kann mit dir gehen. Ich werde euch nicht folgen.“
Bryn hatte den Eindruck, als hätten diese letzten Worte ein wenig milder geklungen. Aber davon ließ sie sich nicht einlullen. „Und du setzt auch niemand anderen auf mich … auf uns an. Weder jetzt noch in Zukunft“, ergänzte sie.
Jack verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. „Dann soll ich wohl außerdem auch jeden anderen, der dich verfolgen will, daran hindern.“
„Ja. In groben Zügen ist es das.“
„Bist du wirklich in der Position, solche Bedingungen zu stellen? Ich bin mir da nicht so sicher.“
Bryn war nicht bereit, auch nur im Geringsten nachzugeben. Aufmunternd drückte sie Danas kleine Hand ein bisschen und sagte mit fester Stimme: „Und woher willst du wissen, dass ich nicht in so einer Position bin?“
Zur Bekräftigung ließ sie noch einmal das Aufleuchten ihrer Energie sehen, das sie für einen kurzen Augenblick wie ein knisterndes elektrisches Feuer umhüllte. Jack brauchte nicht zu wissen, wie erschöpft die Kraftquelle in Wirklichkeit war. Sie hoffte einfach, sie könne so ein wenig Eindruck bei ihm schinden.
Jack schien in anderer Hinsicht beeindruckt. „Wer hat dir denn dieses Verhandlungsgeschick beigebracht?“, fragte er.
„Jemand, der ein brillanter politischer Kopf war.“ NatürlichLokan. Er war im Verhandeln unschlagbar. Irgendwann früher einmal hatte ein Gebrauchtwagenhändler Bryn übers Ohr gehauen. Als Lokan davon erfuhr, hatte er ihr ein paar Lehrstunden in Sachen Durchsetzungsvermögen erteilt. So hatte er ihr erklärt, wie wichtig es war, nach außen hin immer stark aufzutreten, auch wenn man sich selbst innerlich wie Wackelpudding fühlte. Daneben hatte er ihr ein paar Tricks verraten. Zum Beispiel sich unauffällig zu kneifen, damit man sich abgewöhnte, ohne nachzudenken zu reden, nur um die Pausen zu füllen. Die Pausen, die sie nicht ertragen konnte.
Er hatte ihr gesagt, dass er das um Danas willen tat. Aber insgeheim hatte sie manchmal gehofft, dass er es auch ihr zuliebe tat, dass ihm auch an ihr etwas lag. Wenigstens ein kleines bisschen.
Bryn schob den Gedanken beiseite. In dieses Fahrwasser wollte sie sich nicht begeben. Sie hatte für ihre Tochter zu sorgen und durfte sich nur auf sich selbst verlassen. Ob Lokan Krayl Interesse an ihr gehabt oder in ihr nur die Mutter seiner Tochter gesehen hatte, war vollkommen unerheblich. Er war ein Supernatural, und aus diesem Grund hatte sie einen Haufen Probleme und Sorgen am Hals. Und weil er darauf bestand, Teil von Danas Leben zu sein, hatten sie sich mehr oder weniger miteinander arrangiert. Und mit der Zeit hatte sie sich mit diesem Arrangement sogar recht wohl gefühlt.
Sie hob den Kopf und sah Jack in die Augen. „Ist das nun unsere Vereinbarung oder nicht?“
Dabei hätte sie keinen vernünftigen Grund nennen können, warum er sich darauf einlassen sollte. Er hatte die eindeutig besseren Karten in der Hand. Sie konnte nur darauf setzen, dass ihm das nicht bewusst war. Oder dass er wenigstens darüber im Zweifel war.
Nachdenklich rieb Jack sich das stoppelige Kinn. „Ich werde dich gehen lassen, wenn du mir zugehört hast. Euch beide. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich nie wieder nach dir sehen werde. Wenn ich es später einmal für nötig halte, kannst dudich auf nichts berufen. Dann kannst du nur zusehen, dass ich dich nicht finde.“
Das war nicht gerade ideal, aber ein besseres Angebot, als sie erwartet hatte. „Darauf gibst du mir dein Wort?“
Jack fuhr sich mit der Hand durchs dunkle Haar. Eine Geste, die Bryn seltsam vorkam. Zuerst
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