Feuertanz
Das stimmt nämlich mit dem überein, was ich herausgefunden habe«, sagte Tommy.
Er zog seinen Block aus der obersten Schreibtischschublade und begann vorzulesen: »Magnus Eriksson war zum Zeitpunkt seines Todes zweiundvierzig Jahre alt. Die letzten zehn Jahre war er freiberuflich tätig. Der Grund dafür war, dass ihm keine Zeitung eine feste Stelle geben wollte. Er schrieb nämlich lausig und war unzuverlässig. Laut meinem Informanten bei der Göteborgs Tidning hielt er nie seine Deadlines ein.«
»Du hast einen Informanten bei der Göteborgs Tidning? Wen denn?«, unterbrach ihn Irene.
»Ein Typ, mit dem ich aufs Gymnasium gegangen bin. Er heißt Kurt Höök. Er ist etwas jünger als ich. Nett, aber sonderlich eng befreundet waren wir nie. Wir kennen uns und haben einige gemeinsame Freunde. Und was Eriksson seiner Schwester von einer angeblichen Stelle bei der Göteborgs Tidning erzählt hat, das kannst du gleich vergessen. Das war eine Lüge. Laut Kurt haben sie schon seit fünf Jahren keine Artikel mehr von Magnus Eriksson angenommen.«
»Dann ist er also an diesem Montag gar nicht in die Stadt gefahren, um einen Artikel abzuliefern.«
»Nein. Er hat sich wohl ein paar Flaschen gekauft und sich dann gleich wieder nach Hause begeben.«
»Also ist es das Wahrscheinlichste, dass er sturzbetrunken zu Hause lag, als der Brand ausbrach. Vermutlich hat er es gar nicht mitbekommen, dass es anfing zu brennen.«
So allmählich konnten sie sich jetzt ein Bild von den letzten Stunden Magnus Erikssons machen. Wichtige Punkte waren jetzt noch die Brandursache und welche Rolle Sophie bei dem Ganzen gespielt hatte. War der Brand ausgebrochen, nachdem sie das Haus verlassen hatte? Oder hatte sie es vorsätzlich in Brand gesetzt?
»Weißt du übrigens etwas über Ernst Malmborg?«
Tommy störte sie mit seiner Frage aus ihren Überlegungen auf. Zerstreut antwortete sie: »Ernst … und weiter? Ach so … Sophies Vater. Nein, über ihn weiß ich eigentlich gar nichts.«
Tommy lächelte sie spöttisch an und sagte: »Du bist vermutlich die einzige Frau, die ich kenne, die sich nicht für Promiklatsch interessiert. Ich erinnere mich zumindest noch daran, was vor zwölf Jahren in der Zeitung stand, und Kurt Höök hat meinem Gedächtnis dann noch auf die Sprünge geholfen. Obwohl ich damals erst siebzehn war, kann ich mich noch heute an Angelicas Gesicht erinnern. Ich fand sie damals umwerfend. Ich konnte nicht verstehen, was sie von diesem alten Knacker wollte.«
Erstaunt zog Irene die Brauen hoch.
»Welcher alte Knacker? Vom wem redest du?«
»Ernst Malmborg. Er war fünfzig und sie knappe zwanzig. Ekelhaft fand ich das. Und sie wusste nicht mal, dass es mich gab!«
Er lächelte und sah Irene übermütig an. Sie konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie es bei der Begegnung von Angelica und Tommy einige Tage zuvor geknistert hatte. Jetzt wusste Angelica, dass es Tommy gab. Rasch versuchte sie, die Sprache wieder auf Ernst Malmborg zu bringen.
»Es war also ein wahnsinniger Skandal, dass sich ein Fünfzigjähriger mit einer Zwanzigjährigen einließ. So ungewöhnlich ist das doch nicht. Reiche Männer kaufen sich junge, schöne Frauen, und junge Mädchen suchen einen Vaterersatz …«
»An der Geschichte ist noch mehr dran. Ernst war verheiratet, als er Angelica traf. Seine Frau war eine berühmte Schauspielerin, die in einer Menge Filme mitgewirkt hatte und außerdem bekannter war als er. Sie war außerdem älter. Sie hatten keine Kinder, waren aber lange verheiratet gewesen. Als Ernst Angelica begegnete und sie fast sofort von ihm schwanger wurde, erlitt seine Ehefrau einen Zusammenbruch. Die Zeitschriften ließen sich seitenweise darüber aus. Am Tag von Sophies Geburt nahm sich Ernsts Exfrau das Leben.«
Nach und nach erinnerte sich Irene wieder. Die bekannte Schauspielerin – hatte sie nicht Anna-Britta, Anna-Lisa oder so geheißen? – war tot in ihrem Haus aufgefunden worden. Irene konnte sich vage daran erinnern, dass sie an einer Überdosis Tabletten gestorben war. Sicherheitshalber fragte sie: »Wie ist sie gestorben?«
»Das Übliche, aber dann auch wieder nicht. Sie hatte Unmengen von Tabletten geschluckt, aber das ist bei einem Selbstmordversuch schließlich nichts Ungewöhnliches. Viele potenzielle Selbstmörder scheitern jedoch daran, dass ihnen übel wird und sie die Tabletten erbrechen. Um also ganz sicher zu gehen, dass sie auch wirklich sterben würde, hatte sie sich eine Plastiktüte über
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