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Feuertanz

Feuertanz

Titel: Feuertanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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sich keine Sorgen gemacht?«
    Ingrid sah Irene lange an, bevor sie antwortete: »Nein. Da noch nicht. Als ich gegen zwei bei ihm war, sagte er zu mir, dass er vorhatte, nach Göteborg zu fahren. Er wollte irgendwo einen Artikel abliefern.«
    »Sie nahmen also an, er sei nicht zu Hause, als es anfing zu brennen.«
    Sie nickte und schaute auf ihre schwieligen Hände. Eine Träne fiel auf ihren Handrücken. Verstohlen wischte sie ihn an ihrer Hose ab. Plötzlich holte sie tief Luft und setzte sich aufrecht hin. Fast trotzig sah sie Irene in die Augen und sagte: »Er hat sich nämlich Geld von mir geliehen. Er brauchte Geld für den Bus und musste außerdem was Neues zum Anziehen kaufen. Schließlich wollte er diesen Artikel abliefern … Es war wichtig, dass er einigermaßen vorzeigbar aussah. Die … also die von der Zeitung hatten vor, ihm eventuell eine feste Stelle zu geben.«
    »Bei welcher Zeitung war das?«
    »Ich glaube, er hat Göteborgs Tidning gesagt.«
    Irene nahm sich vor, dort anzurufen, um zu fragen, ob Magnus Eriksson an dem Tag, an dem er umgekommen war, tatsächlich einen Artikel abgegeben hatte.
    »Wann ist Ihnen in den Sinn gekommen, dass er vielleicht noch im Haus sein könnte?«, fuhr sie fort.
    Ingrid schwieg lange und betrachtete ihre abgearbeiteten Hände, bevor sie antwortete: »Feuerwehr, Krankenwagen und Polizei, alle fuhren hin und her, aber Magnus tauchte nicht auf. Wie gesagt sehe ich die Busse, die vor dem Laden halten. Jedes Mal, wenn ein Bus hielt, rechnete ich damit, dass er zu mir in die Küche stürmen und fragen würde, was los sei. Aber im Verlauf des Abends sah ich dann ein, dass er … nicht kommen würde. Ich hoffte bis zuletzt … aber …«
    Sie schluchzte auf und schaffte es nicht, weiterzusprechen. Ihre Verzweiflung wirkte echt. Irene hatte das Gefühl, dass die Schwester die Einzige war, die das Ableben von Magnus Eriksson wirklich betrauerte. Darüber, was Sophie empfand, konnte man nur Mutmaßungen anstellen. Angelica schien sich einzig darüber zu ärgern, dass er nicht versichert gewesen war. Sie brauchte Geld. Obwohl sie angedeutet hatte, dass Frej seinen Vater wirklich vermisste.
    »Warum haben Sie nicht im Haus des Tanzes angerufen, um mit Angelica zu sprechen?«, fragte Irene.
    Ingrid Hagberg erstarrte.
    »Wir haben nie miteinander geredet. Ich kam gar nicht auf die Idee, sie anzurufen«, antwortete sie knapp.
    Sie erhob sich und ging zur Spüle. Dort riss sie ein großes Stück Küchenkrepp ab und schnäuzte sich. Mit dem Rücken zu Irene fragte sie plötzlich: »Glauben Sie, dass sie es war?«
    »Entschuldigen Sie … wen meinen Sie?«, fragte Irene verwirrt.
    »Sie. Das Mädel. Dass sie das Haus angezündet hat«, erwiderte Ingrid heftig.
    Sie drehte sich um und sah Irene mit ihren rotgeränderten Augen an. In ihnen glühte etwas, das Irene nur als Hass deuten konnte.
    »Nichts deutet darauf hin, dass Sophie den Brand bewusst oder auch nur fahrlässig verursacht haben könnte«, sagte Irene so ruhig und nachdrücklich, wie sie konnte.
    Als sie vom Hof wegfuhr, warf sie einen Blick in den Rückspiegel. Die Frau und der Schäferhund standen in der erleuchteten Türöffnung und schauten ihr hinterher, zwei reglose Silhouetten.

Irene und Tommy saßen über die Ermittlungsakten zu den Vergewaltigungen von Guldheden gebeugt, waren aber auf den Brand in Björkil zu sprechen gekommen. Irene hatte von ihrer Begegnung mit Ingrid Hagberg erzählt. Sie versuchte, dem Rätsel Sophie auf den Grund zu kommen, wurde aber immer ratloser.
    »Wenn ich nur wüsste, was sich hinter diesem Blick verbirgt! Was glaubst du?«, fragte sie.
    Tommy zuckte leicht mit den Achseln.
    »Keine Ahnung. Mein Sohn schreit, und die Tränen schießen ihm aus den Augen, wenn ihm etwas nicht passt. Wenn er fröhlich ist, kann er sich vor Lachen kaum halten. Er versucht nicht einmal, seine Gedanken und Ansichten zu verbergen. Aber vielleicht ändert sich das bei Kindern, wenn sie älter werden oder sich schämen … oder jemanden schützen wollen.«
    »Genau. Kinder schweigen. Sie sind loyal. Wem gegenüber verhält sich Sophie deiner Meinung nach loyal? Oder will sie nur sich selbst schützen?«
    »Ich finde, wir sollten Sophie der Kinder- und Jugendpsychiatrie überantworten. Sie ist wirklich ein harter Brocken. Vielleicht redet sie ja dort, und dann können wir sie ein weiteres Mal vernehmen. Interessant ist, dass du die Schwester so weit gebracht hast, zuzugeben, dass Eriksson Alkoholprobleme hatte.

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