Feuertanz
Tanzkostüm gehandelt haben. Ihre Mutter kommt heute Nachmittag. Dann kann ich sie fragen, was Sophie getragen haben könnte.«
»Tu das. Die Analyse der verbrannten Gegenstände ist auch fertig. Sophie lag auf einer dünnen Schaumstoffmatratze. Der Mörder deckte sie mit einem Stoff- und Papierhaufen zu. Wahrscheinlich goss er Benzin darüber und zündete es an. Das Feuer nahm einen schnellen, explosionsartigen Verlauf. Da er einen dicken Wollteppich auf ihren Unterkörper gelegt hatte, entging dieser der totalen Einäscherung. Obwohl der Teppich vom Feuer schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist er interessant. Unter der Leiche haben wir ein paar recht intakte Teile gefunden. Es handelt sich um einen Perserteppich, der laut unserem Teppichexperten Ahmed recht wertvoll war. Mal sehen …«
Svante blätterte in dem Block, den er vor sich liegen hatte, und strahlte, als er das Gesuchte gefunden hatte. »Hier! Wahrscheinlich handelt es sich um einen alten Karabagh, je nach Größe war er zwanzig- bis dreißigtausend Kronen wert.«
»Und den hat er angezündet. Aber man nimmt schließlich, wie bekannt, was man zur Hand hat. Was gab es sonst noch Brennbares in dem Haufen?«
»Ein paar Wolldecken. Die brennen schlechter als Synthetik oder Baumwolle. Weiterhin Zeitungspapier und Reste von gemustertem Baumwollstoff. Es könnte sich um Vorhänge oder Bettwäsche gehandelt haben. Das Wahrscheinlichste ist wohl Bettwäsche.«
»Der Teppich ist also von guter Qualität, die Decken auch. Einfache, dünne Matratze. Und über die Baumwollstoffe wissen wir nicht viel«, fasste Irene zusammen.
»Genau.«
»Haben die Reifenspuren etwas ergeben?«
»Nein. Leider haben wir die Leiche erst am Montagnachmittag entdeckt. Es gab am Wochenende eine Menge zu tun, und ein Feuer in einem alten Schuppen, der ohnehin bald abgerissen worden wäre … tja, der hatte halt nicht höchste Priorität. Den ganzen Sonntag und Montag regnete es in Strömen, und alle eventuellen Spuren sind im Morast verschwunden.«
»Bedauerlich. Obwohl ich glücklicher wäre, wenn wir den Platz finden würden, an dem Sophie fast drei Wochen lang gefangen gehalten wurde. Auch wenn man sie mit Betäubungsmitteln voll gepumpt hat, ist es nicht einfach, einen Menschen versteckt zu halten, ohne dass den Nachbarn was auffällt.«
»Such nach einem abgelegenen oder leer stehenden Haus, am besten beides.«
Der Bauernhof. Man hatte ihn nicht durchsucht, da alle davon ausgegangen waren, dass Ingrid Hagberg noch dort wohnte. Erst kurz vor ihrem Gespräch mit Frej hatte Irene erfahren, dass der Hof seit drei Monaten leer stand. Der Hof war von Feldern und Wald umgeben. In Björkil wohnten einige Leute, aber der Hof lag ein gutes Stück von den Nachbarn und der Landstraße entfernt. Nach Einbruch der Dunkelheit hätte man die betäubte Sophie problemlos von dort zum Industriegebiet Högsbo fahren, sie in den Schuppen tragen und diesen anzünden können. Da der Brand in den frühen Morgenstunden ausgebrochen war, hatte niemand in der Gegend etwas Verdächtiges bemerkt. Es hatte auch niemand das Feuer gesehen. Erst am Tag darauf war die Ruine entdeckt worden.
»Du hast Recht. Wir sollten uns den Bauernhof genauer ansehen. Die alte Frau, der er gehört, hat drei Monate im Krankenhaus gelegen. Jemand könnte ihr Haus benutzt und Sophie dort gefangen gehalten haben«, sagte Irene nachdenklich.
Frej. Schließlich hatte er ja selbst erzählt, dass er während ihrer Abwesenheit für seine Tante auf den Hof aufpasste. Er besaß einen Wagen. Aber was hätte er für ein Motiv gehabt? Weshalb hätte er seine Schwester – beziehungsweise Halbschwester – drei Wochen gefangen halten, sie betäuben und dann umbringen sollen? Als sein eigener Vater im Feuer umgekommen war, war er erst acht Jahre alt gewesen. In den Jahren danach waren Sophie und er ohne größere Auseinandersetzungen miteinander ausgekommen. Sie hatte ihn sogar in ihr Haus einziehen lassen.
Der grausame Mord an Sophie war voller Hass verübt worden. Sie war misshandelt und betäubt worden. Warum hätte Frej so etwas tun sollen? Des Geldes wegen? Nein, er beerbte sie nicht, das tat Angelica.
Angelica war immer auf der Jagd nach Geld gewesen. Laut mehreren Personen, mit denen Irene im Verlauf der Ermittlung zu tun gehabt hatte, fand sie Reichtum bei Männern anziehend. War es möglich, dass Angelica hinter dem Mord an ihrer Tochter steckte? Sie besaß ein Auto. Sie besaß ein Motiv. Hätte sie die Tat begehen
Weitere Kostenlose Bücher