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Feuertanz

Feuertanz

Titel: Feuertanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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in einem Umhang aus grob gewebtem Stoff folgte ihnen. Autoritär und breitbeinig baute sie sich vor dem dunklen Turm auf. Die Königin und die Königskinder tanzten einen seltsamen Tanz, das heißt, meist krochen sie auf dem Boden herum. Immerhin bemerkte Irene, dass sie dem Takt der Musik folgten.
    Plötzlich wurde es still, und die Tänzer erstarrten mitten in der Bewegung. Eine einzelne Trommel begann zu schlagen und steigerte sich immer mehr. Aus den Kulissen sprang eine Gestalt, bei der es sich, nach der Goldkrone zu urteilen, um den König handeln musste. Kapriolen schlagend und ausholende Handbewegungen vollführend bewegte er sich über die Bühne. Seltsamerweise stimmten Musik und Bewegungen überein. In einer Hand hielt er eine Flasche, die er mehrmals zum Mund führte. Die Königin und die Kinder zogen sich verschreckt zurück, und der König hatte die gesamte Bühne für sich und nahm diese auch ganz ein.
    Die Musik wurde ruhiger. Der König begann zu gähnen und trottete auf den Turm zu. Die Wächterin ließ ihn ein und schloss hinter ihm die Tür. Danach baute sie sich wieder breitbeinig vor dem Turm auf. Der Prinz und die Prinzessin wagten sich wieder auf die Bühne und tanzten zusammen. Irene deutete ihre Bewegungen als ein Versteckspiel. Manchmal versuchte entweder der Prinz oder die Prinzessin durch die Tür in den Turm zu gelangen, aber die barsche Wächterin vertrieb sie immer wieder freundlich, aber unerbittlich.
    Das Publikum zuckte zusammen, als plötzliche Trompetenstöße die Luft durchbohrten. Die Königin kam mit einem großen Picknickkorb angerannt. Mit den Kindern zusammen breitete sie das große Tuch aus, das zuoberst im Korb lag. Dann wurde gedeckt. Als ihre farbenfroh gekleideten Gäste eintrafen, stand ein üppiges Picknick bereit. Die Gesellschaft tanzte und aß. Sie überredete die mürrische Wächterin, ebenfalls an dem Picknick teilzunehmen. Anfänglich war sie sehr widerwillig, aber nach ein paar großen Schlucken aus einer Flasche nahm sie ausgelassen an allem teil.
    Die Musik war ermüdend, und Irene wünschte sich baldige Stille. In diesem Augenblick ging der aufgekratzte Lärm in ein ruhiges Flötensolo über, und sie hatte das Gefühl, ihre Bitte sei erhört worden. Die Teilnehmer des Gastmahles begannen zu gähnen und legten sich nacheinander hin und schliefen ein. Das Licht wurde schwächer, und bald lag die Bühne in Dämmerlicht. Nur der Prinz war immer noch auf. Er hatte eine Flasche genommen und trank sie leer. Auf unsicheren Beinen erhob er sich dann und schwankte zum Turm. Da die Wächterin sich nicht mehr auf ihrem Posten befand, konnte er ungehindert die Pforte öffnen.
    Als sich das Tor weit öffnete, erlosch auf der Bühne das Licht. Aber es wurde nicht wieder ganz dunkel, denn aus dem Turm stürzten drei maskierte Männer mit lodernden Fackeln. Sie stießen laute Schreie aus, was sehr dramatisch und erschreckend wirkte. Die Trommeln fielen ein, und darüber ertönte ein Geigensolo. Irene fühlte sich an die Musik vom Capoeira-Training erinnert. Die drei Männer trugen schwarz gestrickte Räubermützen mit Sichtlöchern und weite, schwarze Hosen. Die Fackeln brannten an beiden Enden, und die Tänzer ließen sie rotieren, während sie Schreie ausstießen und hoch in die Luft sprangen. Sie kreisten um die brennenden Stäbe und lieferten sich gleichzeitig mit den Beinen ein Scheingefecht. Ihre nackten, schweißbedeckten Oberkörper funkelten im Feuerschein, und ihre Augen glitzerten in den Sichtlöchern. Es war ein faszinierendes Schauspiel, das Irene fast den Atem raubte.
    Die ungestüme Musik brach abrupt ab und wurde dann durch ruhigere Töne ersetzt, die düster und bedrohlich klangen. Die Männer bewegten sich langsam auf je eines der U-förmigen Rohre zu. Neben den Rohren standen schwarze Gestalten, die plötzlich aus dem Dunkeln aufgetaucht waren. Die Capoeira-Tänzer hoben ihre Fackeln an die Rohre, die gleichzeitig aufflammten. Aus ihren Enden sprühte Feuer. Es sah tatsächlich aus, als stünde der Turm in Flammen. Die fünf Personen begannen, zur Musik zu tanzen, und erschienen vor dem brennenden Hintergrund als schwarze Schatten.
    Ein lauter Schrei durchdrang die Musik. Der König erschien plötzlich oben auf dem Turm. Ohnmächtig wehrte er sich gegen die Flammen und verschwand dann wieder im Turm. Das Feuer verschwand ebenso schnell, wie es aufgeflammt war. Auf der Bühne wurde es vollkommen still und dunkel.
    Das Publikum saß vollkommen reglos da und

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