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Feuertanz

Feuertanz

Titel: Feuertanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Lautsprechern, und ihr wurde etwas leichter ums Herz.
     
    Als Irene über die Schwelle ihres Reihenhauses trat, schlugen ihr wundervolle Düfte entgegen. Ihr Magen ließ lautstark vernehmen, dass es zum Mittagessen nur eine Tasse Kaffee und eine Zimtschnecke gegeben hatte. Sammie sprang an ihr hoch und wollte gestreichelt werden. Sie hatte ihn wie gewöhnlich den ganzen Tag vernachlässigt, und jetzt war es nur gerecht, dass er besonders viel Aufmerksamkeit erhielt.
    »Mama, kannst du nicht mit Sammie rausgehen?«, rief Jenny aus der Küche.
    »Klar. Ist Papa denn noch nicht zu Hause?«
    »Er hat eben angerufen und mitgeteilt, dass er sich verspätet. Es kam eine Gesellschaft, die keinen Tisch bestellt hatte, was wohl einen Haufen zusätzlicher Arbeit zur Folge hatte. Deswegen habe ich schon mal mit dem Kochen angefangen.«
    »Veganerkost?«
    »Klar.«
    Irene merkte, wie ihre Laune auf den Nullpunkt sank. Sie hatte wahnsinnigen Hunger und hatte mit einem leckeren Essen ihres Gourmetkoch-Ehemannes gerechnet. Stattdessen gab es den Veggiefraß ihrer Tochter. Verdrossen nahm sie Sammies Leine vom Haken in der Garderobe und wanderte ins Herbstdunkel.
     
    Als sie nach einer halben Stunde zurückkehrte, war Krister gerade zur Tür reingekommen. Er begrüßte erst Sammie, der sich wahnsinnig freute, und dann seine Frau. Der Kuss, den er ihr gab, roch eindeutig nach nassem Hund.
    Die herrlichen Düfte aus der Küchenregion waren inzwischen noch ausgeprägter, und Irene lief jetzt doch das Wasser im Mund zusammen. Sie musste zugeben, dass Jenny allmählich den Bogen raus hatte, was vegetarische Kost betraf. Als sie in die Küche kamen, hatte Jenny gerade fertig gedeckt. Erstaunt stellte Irene fest, dass fünf Teller auf dem Tisch standen. An sich war es nicht ungewöhnlich, dass Freunde der Zwillinge bei ihnen zu Abend aßen, aber Irene hatte nicht gehört, dass an diesem Abend jemand erwartet wurde. Ehe sie noch fragen konnte, wer der Gast sei, klingelte es schon an der Tür.
    »Er war allein zu Hause und kocht außerdem nicht gern. Ich habe ihn zum Essen eingeladen, weil er mich ohnehin abholen wollte. Schließlich ist es nett, dass er mich mitnimmt und so«, sagte Katarina etwas gezwungen.
    Röte überzog ihre Wangen, und ihre Augen glitzerten. Hungrig und verstimmt ging Irene auf die Haustür zu. Plötzlich ging ihr auf, was ihre Tochter soeben gesagt hatte. Er würde sie mitnehmen. Marcelo Alves hatte doch wohl kein Auto? Und wenn nicht Marcelo vor der Tür stand, wer war es dann? Frej? Es konnte nur Frej sein. Sie hatte alles missverstanden. Frej tanzte auch Capoeira. Irene war nicht sicher, ob Frej als zukünftiger Freund so viel besser war, hatte aber keine Zeit, eingehender darüber nachzudenken. Sie hatte bereits die Klinke gedrückt und die Tür geöffnet.
    »Hallo!«
    Der Schein der Lampe neben der Haustür fiel auf die bunten Farben einer riesigen Baskenmütze. Unter dieser funkelte Felipe Medinas breites Lächeln.
     
    Felipe erwies sich als ausgesprochen netter und geselliger junger Mann. Fröhlich plauderte er während des überraschend guten Essens über alles Mögliche. Jenny hatte Kartoffeln, Möhren und Pastinaken zusammen mit Tomaten, Knoblauch und Oliven im Ofen geröstet. Dazu servierte sie eine Kichererbsenpaste mit Kräutern und Knoblauch. Als Irene vorsichtig darauf hinwies, dass im Essen recht viel Knoblauch sei, erwiderte Jenny fröhlich: »Erkältungssaison! Da gibt es nichts Besseres als Knoblauch. Hilft gegen die Erkältung, die man vielleicht schon hat, und hält Leute auf Abstand, die einen anstecken könnten.«
    Das leuchtete ein, und Irene nahm sich noch eine Portion von dem Gemüse. Für den Fall, dass sie von dem Gemüse nicht satt werden würden, hatte Krister noch einen alten Cheddar und geräucherten Schinken zu dem frischgebackenen Brot aufgetischt. Irene und Krister tranken dazu eine Flasche Weißwein. Die Zwillinge und Felipe tranken nur Wasser. Felipe würde ja noch fahren, Katarina musste vor ihren abendlichen Übungen auf dem Tanzboden ordentlich Flüssigkeit aufnehmen, und Jenny trank nie einen Tropfen Alkohol. Da Jenny eine hundertprozentige Gesundheitsfanatikerin war, nahm sie keinerlei Drogen und rauchte auch nicht. Das war beruhigend. Als Polizistin wusste Irene, wie verbreitet Drogen in der Musikwelt waren. Es bereitete ihr jedoch Sorgen, dass sich Jenny grundsätzlich weigerte, Medikamente zu nehmen. Sie war der Meinung, dass der menschliche Organismus mit allem allein

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