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Feuertanz

Feuertanz

Titel: Feuertanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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schenken.«
    Irene bemerkte, wie Angelica sie rasch aus den Augenwinkeln anschaute. Offenbar bezweckte sie etwas. Aber was war es, was ihr Ingrid nicht erzählen durfte?
    Angelica erhob sich rasch und klopfte ihre Hose ab.
    »Jetzt muss ich aber los. Ich unterrichte den ganzen Nachmittag über. Nett, dass Ihre Tochter mit Capoeira angefangen hat. Dafür benötigt man eine Superkondition, aber laut Frej scheint sie die ja zu haben.«
    Ehe Irene sich noch eine weitere Frage überlegen konnte, war Angelica schon an ihr vorbeigehuscht und schritt auf ihren Fiat zu. Ohne sich umzusehen, stieg sie in den Wagen und gab Vollgas. Irene sah die Rücklichter in einer Fontäne aus Pfützenwasser verschwinden.
     
    Sie benötigte einen Durchsuchungsbefehl. Das war ihre einzige Möglichkeit, um in den Keller des Hauses in Änggården zu gelangen. Es war ebenfalls angezeigt, noch einmal einen Blick in den Raum zu werfen, den Frej als seine Dunkelkammer bezeichnet hatte. Sie glaubte allerdings nicht, dass Frej seine Schwester dort drei Wochen lang hätte gefangen halten können, ohne dass Marcelo etwas gemerkt hätte. Sie wollte einfach nur in Augenschein nehmen, womit Frej sich eigentlich beschäftigte.
    Verdächtigte sie Frej, seine Schwester ermordet zu haben? Irene dachte lange über diese Frage nach. Er profitierte nicht unmittelbar von dem Verschwinden seiner Schwester. Im Gegenteil: Jetzt erbte Angelica das Haus, und Frejs Dasein wurde bedeutend unbequemer, als es das zusammen mit Sophie gewesen war. Er schien ein offener, unkomplizierter junger Mann zu sein, der viele Freunde und Interessen wie beispielsweise Capoeira und Fotografie hatte. Frej besaß kein Motiv, seine Schwester zu ermorden. Genauer gesagt seine Halbschwester. Sie schienen in all den Jahren ein gutes Verhältnis zueinander gehabt zu haben. Man könnte sogar sagen, ein ungewöhnlich gutes Verhältnis, wenn man bedachte, dass sie beide bei je einem Elternteil aufgewachsen waren.
    Marcelo war der andere Bewohner des Hauses, und für ihn gab es noch weniger Grund, Sophie zu ermorden. Wahrscheinlich würde man ihm die Wohnung, in der er sich so wohl fühlte, kündigen. Es schien auch kein sexuelles Motiv dafür zu geben, Sophie aus dem Weg zu räumen. Sophie und er hatten sich offenbar gut verstanden. Obwohl Sophies nächtliche Besuche in seinem Zimmer möglicherweise darauf schließen ließen, dass sie sich mehr hätte vorstellen können. Hatte sich jemals etwas daraus ergeben? Nichts deutete darauf hin, aber vielleicht war es ratsam, dieser Sache noch einmal genauer nachzugehen.
    Sophie schien eine bemerkenswert asexuelle junge Frau gewesen zu sein. Wie war es um ihre Sexualität bestellt gewesen? Hatte sie eine gehabt? Aus Erfahrung wusste Irene, dass es für jede Person etwas gibt, was sie erregt. Nichts deutete jedoch darauf hin, dass Sophie während ihrer sechsundzwanzig Lebensjahre je verliebt gewesen wäre, weder in einen Mann noch in eine Frau. Es deutete auch nichts auf ungewöhnliche Neigungen hin. Abgesehen vom Tanz, der ihr Leben und ihre Leidenschaft gewesen war. Es hatte fast den Anschein, als hätte der Tanz die Zwischenmenschlichkeit in Sophies Leben ersetzt. Das stimmte vielleicht nicht ganz, denn ihre Tanzbegeisterung hatte sie auch mit anderen Menschen zusammengeführt. Nichts deutete jedoch darauf hin, dass sie diese Kontakte je vertieft hätte. Die einzige Ausnahme war Gisela Bagge. Sie hatte sich selbst als »so etwas wie Sophies Mentorin« bezeichnet und kannte auch Angelica von früher. Sie waren zusammen aufgetreten, als Angelica Ernst Malmborg kennen gelernt hatte. Später waren Gisela Sophies Begabung und die Schwierigkeiten, die Mutter und Tochter miteinander gehabt hatten, aufgefallen. Sie hatte außerdem gesagt, dass sie vermutlich die engste Freundin Sophies gewesen sei.
    Aber auch für Gisela war Sophie ein Rätsel gewesen. Sie hatte niemanden an sich herangelassen. Laut der Psychologin von der Kinder- und Jugendpsychiatrie hatte sie gar nicht die Fähigkeit dazu besessen. Ihre angeborene Persönlichkeitsstörung hatte es ihr unmöglich gemacht, sich anderen Menschen anzuschließen. Diese Überlegungen führten im Kreis. Gab es eine Person, zu der Sophie ein näheres Verhältnis gehabt hatte?
    Der Einzige, der Irene einfiel, war Ernst Malmborg. Aber war ihre Beziehung wirklich »eng« gewesen? Vielleicht war es eher so gewesen, dass die beiden gut zusammengepasst hatten, weil sie sich im anderen wiedererkannt hatten? Es ging also

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