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Feuertanz

Feuertanz

Titel: Feuertanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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dass wir vom Dezernat nie – und ich wiederhole: niemals – Süßigkeiten oder Torten zu Vernehmungen mitbringen!«
    Irene hatte keine Kraft mehr, um sich zu verteidigen. Natürlich war die Tüte mit den Zimtschnecken als Bestechung gedacht gewesen. Aber Irene hatte auch einfach einer alten Frau, die Kaffee und Kuchen schätzte, eine Freude machen wollen. Sie musste sich jedoch eingestehen, dass ihr Hauptmotiv gewesen war, Ingrid Hagberg zum Reden zu bringen. Der Gedanke, dass sie Diabetes haben könnte, war ihr nie gekommen. Der Vorfall war ihr sehr unangenehm, sehr, sehr unangenehm.
    »Du kannst den Sophie-Mord einstweilen auf sich beruhen lassen. Schließlich seid ihr ja nicht sonderlich vorangekommen. Wir gehen die gesamte Ermittlung Anfang nächster Woche noch einmal durch.«
    Der Kommissar warf Irene einen letzten langen Blick zu, ehe er seinen massigen Körper streckte und sein Team in Augenschein nahm.
    »Jetzt zur guten Nachricht. Es sieht so aus, als käme endlich Bewegung in die Sache, die diese verdammten Boulevardblätter als Bandenmord bezeichnen.«
    Die säuerliche Miene des Kommissars hellte sich etwas auf, als er sich an Birgitta wandte. Diese erhob sich. Der große Bildschirm an der Wand hinter ihr flimmerte, dann erschien ein vergrößertes Foto, offenbar eine Nachtaufnahme.
    »Diese Fotos kamen gestern Nachmittag mit der Post in einem gepolsterten Umschlag. Anonym. Wir haben aber auf der Innenseite der Verschlussklappe einen Fingerabdruck gesichert. Ich komme darauf noch zurück.«
    Sie drehte sich um und betrachtete das Bild. Es war recht scharf, und die Personen ließen sich ohne Schwierigkeiten erkennen.
    Das Foto war wahrscheinlich mit einem Teleobjektiv direkt von der Seite aufgenommen worden. Im Hintergrund waren zwei weiße Taxis zu erkennen und ein Schild, aus dem hervorging, dass es sich um den Vorplatz des Nils-Ericson-Terminals handelte. Im Vordergrund drückte ein großer Mann einen bedeutend schmächtigeren Mann gegen eine Ziegelmauer. Mit der linken Hand umfasste er seine Kehle. Beide Männer trugen schwarze Jacken und weite Jeans. Der Große hatte seine Kapuze hochgezogen, sein Opfer hingegen trug keine Kopfbedeckung. Es handelte sich zweifelsohne um den Gangboss Roberto Oliviera. Er schien sich mit Tritten gegen seinen Angreifer wehren zu wollen.
    Birgitta schaltete zum nächsten Bild. Es handelte sich um eine Vergrößerung des vorhergehenden. In der rechten Hand hielt der größere Mann ein Stilett. Die Hand und das Stilett waren blutig. Roberto war an fünf tiefen Stichen in die Leber gestorben. Die große Leberschlagader war durchtrennt worden. Der Krankenwagen war zehn Minuten nach dem Notruf eingetroffen, und da war er bereits tot gewesen.
    Das letzte Foto zeigte den Täter von vorn. Er hatte immer noch die Kapuze auf, aber sein Gesicht war deutlich zu erkennen, es war Milans. In der Hand hielt er immer noch das blutige Stilett. In der anderen war eine weiße Plastiktüte zu sehen. Wahrscheinlich hatte er das Stilett sofort nach Aufnahme des ersten Bildes zusammengeklappt und in der Tüte verschwinden lassen. Wahrscheinlich hatte er dann seine Hand in der Tüte in die Jackentasche gesteckt, damit seine Kleidung keine Blutflecken aufwies. Im Hintergrund lag sein Opfer zusammengesunken, genau so, wie es wenig später von seinen Freunden gefunden worden war. In der linken unteren Ecke standen Datum und Uhrzeit des Mordes an Roberto Oliviera.
    »Milan ist erledigt!«, stellte Jonny Blom zufrieden fest.
    »Stimmt. Aber das Interessante ist, wer ihn erledigt hat«, erwiderte Birgitta ruhig.
    Sie kehrte zum ersten Foto zurück.
    »Unsere Leute sagen, dass die Bilder nicht manipuliert sind. Sicherheitshalber werden wir sie noch nach England schicken, um das hundertprozentig feststellen zu lassen. Außerdem stimmen die Fotos mit unserer Rekonstruktion des Tathergangs recht gut überein. Roberto trennte sich von seinen fünf Freunden, um aufs Klo zu gehen. Offenbar musste er eine Weile suchen, bis er eine freie Toilette fand. Deswegen begab er sich auch zum Nils-Ericson-Terminal. Seine Freunde warteten vor dem Pocketshop im Hauptbahnhof und unterhielten sich mit irgendwelchen Mädchen. Als Roberto die Toilette verließ und zu seinen Freunden zurückkehren wollte, lief er Milan direkt in die Arme. Vielleicht hat Milan ihn ja beschattet. Für den Mord gibt es keine Zeugen. Jedenfalls hat sich niemand gemeldet. Der einzige Zeuge, Victor Fernandez, liegt schwer verletzt im Östlichen

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