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Feuertanz

Feuertanz

Titel: Feuertanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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sie sich schräg nach vorne warf. Der Tritt sauste über ihren Kopf hinweg. Wäre sie stehen geblieben, wäre sie bewusstlos gewesen, vielleicht sogar tot. Der Vorhang, er muss hinter dem Vorhang gestanden haben, dachte sie noch. Blitzschnell rollte sie auf die Seite und trat ihrem Angreifer mit dem oberen Fuß in den Bauch. Mit dem anderen Fuß riss sie ihm mit aller Kraft das Bein weg, auf dem er balancierte. Er stürzte zu Boden, und sie erhob sich rasch und ging auf Abstand. Seine Augen funkelten wütend, und er kam schon wieder auf die Beine.
    »Frej! Hören Sie auf! Sie haben eine Polizistin angegriffen!«, sagte sie so scharf, wie sie konnte.
    Er schien sie nicht gehört zu haben, und sie bereitete sich auf den nächsten Angriff vor, als die Tür aufging.
    »Mama! Was machst du da eigentlich?«
    Frej und Irene ließen sich nicht aus den Augen, aber Katarinas Stimme hatte Frej gebremst.
    »Was ich da mache? Frag lieber Frej, was er da macht!«, sagte Irene und versuchte, möglichst entrüstet zu klingen.
    »Was soll denn das heißen? Sie kommen hier wie eine Einbrecherin angeschlichen und schnüffeln mit einer Taschenlampe in meinen vier Wänden herum!«
    Frej war so außer sich, dass ihm die Stimme versagte. Irene beschloss rasch, die Taktik zu ändern. Sie lächelte entschuldigend und meinte freundlich: »Ich hatte nicht die Absicht, herumzuschnüffeln. Ich habe Katarina gesucht. Sie hat vergessen, mir den Hausschlüssel zu geben. Ich dachte, sie sei hier rauf gegangen, aber offenbar waren Sie das, den ich auf der Treppe gesehen habe.«
    »Sie sind hier einfach reinspaziert! In meine Dunkelkammer!«
    »Ja … Es war offen. Da Ihre Wohnungstür abgeschlossen war, dachte ich, dass sie hier rein gegangen ist. Und übrigens sollten Sie es sich zweimal überlegen, ehe Sie Ihre Capoeira-Tritte anwenden. Sie könnten jemanden umbringen«, sagte Irene mit leisem Vorwurf.
    »Aber Sie sind hier wie eine Diebin mit Ihrer Taschenlampe rumgeschlichen. Ich konnte schließlich nicht wissen, dass Sie das waren«, murmelte Frej mürrisch und sah sie finster an.
    »Ich konnte den Lichtschalter nicht finden«, erwiderte Irene kurz.
    Sie wandte sich an ihre Tochter und sagte: »Katarina, gib mir doch bitte diesen elenden Schlüssel, damit ich nach Hause fahren kann. Das war ein gelinde gesagt anstrengender Abend.«
    Ohne ein Wort zu sagen oder sie anzusehen, nahm Katarina den Schlüssel von ihrem Schlüsselring und gab ihn Irene.
    »Ich hänge den Schlüssel dann innen an die Tür zum Abfallraum«, sagte sie und versuchte, den Blick ihrer Tochter aufzufangen.
    »Okay«, antwortete Katarina einsilbig.
    Sie ergriff Felipes Arm und zog ihn hinter sich her aus dem Zimmer.
    Irene wandte sich wieder an Frej und sagte: »Das Geschehene tut mir Leid. Aber ich bin nun mal mit der Aufklärung des Mordes an Ihrer Schwester betraut. Sie müssen akzeptieren, dass ich herumschnüffele. Das ist nun mal meine Aufgabe.«
    »Ist es auch Ihre Aufgabe, Diabetikerinnen umzubringen? Ist es Ihre Aufgabe, sich auf Festen einzuschleichen? Kann das wirklich sein?«, fragte Frej aggressiv.
    »Nein. Das … waren unglückliche Umstände.«
    Irene schluckte. Die Wendung, die das Gespräch genommen hatte, bereitete ihr Unbehagen. Um das Thema zu wechseln, deutete sie auf die Fotos an der Wand und sagte: »Sie mögen Feuersbrünste?«
    Frej starrte sie feindselig an. Er machte keinerlei Anstalten, ihre Frage zu beantworten. Erstaunlicherweise tat er es dann doch nach einer Weile. Er betrachtete die Fotos und entgegnete kurz: »Die waren für Sophie. Sie brauchte die Fotos. Als Inspiration für den Feuertanz.«
    »Wo haben Sie sie aufgenommen?«
    »An verschiedenen Orten. Bei Osterfeuern und ähnlichem. Der eine oder andere richtige Brand war auch dabei.«
    Er zuckte mit den Schultern, und seine Stimme klang desinteressiert.
    »Wie haben Sie von den richtigen Bränden erfahren?«
    »Ich bin den Feuerwehrwagen hinterhergefahren.«
    »Das muss Sie einiges an Zeit gekostet haben. Bei den meisten Einsätzen handelt es sich ja um falschen Alarm«, meinte Irene nachdenklich.
    Frej zuckte mit den Schultern, ohne zu antworten.
    »So, jetzt muss ich aber nach Hause«, sagte Irene und ging auf die Tür zu.
    »Gute Idee«, hörte sie Frej bissig sagen.
    Seine Entrüstung ist verständlich, dachte sie, als sie die steile Treppe hinunterging. Sie war in der Tat in seine vier Wände eingedrungen und hatte »herumgeschnüffelt«. Interessanterweise war das dasselbe Wort, das

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