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Feuertanz

Feuertanz

Titel: Feuertanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Helm und eine weite Jacke und weite Hosen.
    »Ein Feuerwehrmann«, stellte Jens fest.
    »Dieses Foto wurde also bei einem Brand und nicht bei irgendeinem Osterfeuer geschossen«, sagte Irene.
    »Zweifelsohne«, entgegnete Jens.
    »Könnten Sie mir das Foto ausdrucken?«, bat Irene.
    »Klar. Die anderen wollen Sie doch sicherlich auch. Mach ich.«
    Es blinkte auf dem Bildschirm, dann tauchten die drei ersten Fotos wieder auf. Er klickte auf das zweite Bild.
    Erst sah Irene nur ein rasendes Inferno unzähliger Flammen. Wieder deutete Jens mit seinem Stift auf den Bildschirm.
    »Hier zwischen den Flammen. Sehen Sie, dass da was ist?«
    Er vergrößerte den Ausschnitt, den er meinte, und endlich sah auch Irene, was es war.
    »Ein Fensterrahmen. Es brennt in einem Haus.«
    »Genau«, sagte Jens.
    Er klickte ein paar Mal und war wieder bei den ersten drei Bildern. Dann klickte er auf das letzte. Irene waren bereits beim ersten Mal die undeutlichen Umrisse eines Kopfes im Vordergrund aufgefallen. Hinter dem Kopf brannte es heftig.
    »Hier auf der Vergrößerung sieht man, dass es sich um eine Frau handelt. Ich habe das Bild bearbeitet, und das ist das Ergebnis«, sagte Jens.
    Der Bildschirm flimmerte, und plötzlich ließen sich die Gesichtszüge ausmachen.
    Sie stand dem Fotografen halb zugewandt. Ihr Lächeln war deutlich zu sehen. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass es Sophie war.
    Lange betrachtete Irene das Bild. Obwohl das Gesicht im Schatten lag, waren die Augen deutlich zu erkennen. In ihrem Blick lag nichts Unergründliches oder Abweisendes. In ihren Augen spiegelten sich Freude und noch etwas anderes. Was? Plötzlich erkannte Irene, was es war: Lust. Lusterfüllte Freude, fast Wollust. Zum ersten Mal sah Irene Gefühle in Sophies Gesicht, die sie mühelos deuten konnte. Sophie machte keinen Versuch, diese Gefühle zu verbergen. Ihrem Bruder, dem Fotografen, zeigte sie das Gesicht einer Frau, die tiefe innere Befriedigung und Freude empfindet.
    »Meine Güte! Ich glaube, sie war Pyromanin«, rief Irene.
    »Wie kommst du auf diese Idee?«, wollte Svante wissen.
    »Ihr Gesichtsausdruck. Aber vor allem die Augen. Ich hatte mit Sophie schon vor fünfzehn Jahren zu tun. Sie war unglaublich verschlossen. Ihr Blick verriet nichts. Überhaupt nichts. Aber auf diesem Foto … ist sie enorm glücklich.«
    »Das könnte stimmen. Sie sieht in der Tat sehr froh aus«, pflichtete ihr Svante bei, nachdem er sich das Bild eingehender angesehen hatte.
    »Voller Wollust. Damals, als Magnus Eriksson starb, gab es auch andere Brände in Björkil. Sophie war elf. Sie könnte der Pyromane von Björlanda gewesen sein. Und in Änggården und Umgebung hat es letzten Sommer auch mehrfach gebrannt.«
    Jens saß schweigend da und betrachtete Sophies Gesicht.
    »Etwas ist auffällig. Sie hat diese Fotos nicht selbst aufgenommen«, meinte er nachdenklich.
    »Nein, sondern ihr Bruder. Er hat es mir selbst erzählt. Sie hat ihn damit beauftragt, Brände zu fotografieren. Die Fotos sollten ihr als Inspiration zu einem Ballett dienen, das sie choreographierte«, erwiderte Irene.
    »Ist das nicht abwegig? Wenn das Mädchen Pyromanin gewesen wäre und Häuser in Brand gesetzt hätte, wäre ihr Bruder dann einfach mitgekommen und hätte Fotos gemacht?«
    »Da ist was dran. Und ich habe auch keine gute Erklärung dafür.«
    Aber ich werde sie finden, dachte Irene. Frej ist mir einige Antworten schuldig.
     
    Genau wie beim letzten Mal erreichte Irene Frej über das Sekretariat der Hochschule für Fotografie. Als er nach einer Stunde zurückrief, versuchte er nicht einmal, seine Verärgerung zu verbergen.
    »Was wollen Sie jetzt schon wieder?«, fragte er.
    »Ich muss mit Ihnen sprechen. Es wäre gut, wenn wir uns in Ihrer Dunkelkammer treffen könnten.«
    »Wieso?«
    »Es geht um die Fotos. Aber es gibt auch noch einiges andere, worüber ich mit Ihnen reden muss.«
    »Was ist mit den Fotos?«
    Bildete sie sich das nur ein, oder klang seine Stimme unsicher?
    »Sie sind interessant. Und sie waren Sophie wichtig. Und Sie haben sie aufgenommen, nicht wahr?«
    »Ja … aber sie hat die Anweisungen erteilt.«
    Jetzt klang seine Stimme wirklich eine Spur wehleidig. Wie die eines kleinen Jungen, der seine Missetaten nicht zugeben und sie jemand anderem in die Schuhe schieben will.
    »Haben Sie ein Handy, auf dem ich Sie erreichen kann?«
    »Nein. Ich habe meins verloren.«
    »Wie kommt ein junger Mann heute ohne Handy zurecht?«
    »Ich hatte noch keine

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