Feuertaufe für Darlene
abgelenkt, bekam der Bandit nichts davon mit, wie sie hinter sich griff.
Sie riss den Colt aus dem Hosenbund. Den Revolver mit beiden Händen gepackt, legte sie damit auf den Verbrecher an – und zog bereits einen Wimpernschlag später den Abzug durch.
Richfield wollte noch nach seinem Smith & Wesson Frontier greifen, hatte aber nicht den Hauch einer Chance, die Waffe aus dem Holster zu ziehen.
Die aus nächster Nähe abgefeuerte Kugel drang ihm in die Brust und zerfetzte seine Lunge, bevor sie auf dem Rücken wieder austrat.
Richfields Augen weiteten sich fassungslos, dann kippte er tot aus dem Sattel.
Darlene brauchte mehrere Sekunden, ehe sie begriff, dass sie ihren Gegner tatsächlich ausgeschaltet hatte. Sie wollte sich gerade zum Haus umdrehen, um ihre Schwester und ihre Nichte zu sich zu rufen, als dort ein dumpfes Rumpeln einsetzte.
Von ihr unbemerkt, hatte sich das Feuer mittlerweile so tief ins Gebälk gefressen, dass die Konstruktion ihre Stabilität verloren hatte. Feuerzungen leckten zum Himmel, als das Dach unter lautem Getöse in sich zusammenbrach.
***
»Moira!« Darlene ließ den Colt fallen. »Um Himmelswillen, das habe ich nicht gewollt. Wie hätte ich denn ahnen sollen, dass das Haus so schnell einstürzt?« Sie sank auf die Knie.
Weil sie schluchzend das Gesicht in den Händen vergrub, bekam sie die Rückkehr des zweiten Reiters erst mit, als der sie ansprach.
»Hör auf zu flennen, du Miststück. Dass die Tränen echt sind, kauft dir sowieso keiner ab.«
Darlene fuhr herum. Sie zuckte zusammen, denn sie glaubte ihren Augen kaum zu trauen.
Petralia war auf die Vorderseite des Gehöfts zurückgekehrt. Doch viel überraschender war, dass ein Kind vor ihm im Sattel saß. Betsy-Louise. Der Bandit hielt die Kleine fest an der Schulter gepackt.
»Da staunst du, was?« Die Stimme des Banditen triefte vor Hohn. »Ich habe die junge Dame dabei erwischt, wie sie sich zusammen mit ihrer Mutter durch den Hinterausgang aus dem Staub machen wollte. Da ich mir dachte, dass es kein Fehler wäre, ein Pfand dabei zu haben, habe ich mir die Kleine einfach geschnappt.«
»Betsy-Louise …« Darlene griff sich erleichtert an die Brust. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass du noch am Leben bist.«
»Tja, leider wird das nur ein kurzes Vergnügen sein.« Petralia zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. »Oder hast du dir etwa eingebildet, ich lasse dich lebend davonkommen, nachdem du Bud eine Kugel verpasst hast? Das kannst du vergessen, du falsche Natter.«
Er richtete den Revolver auf die Blondine.
Sein Zeigefinger legte sich bereits enger um den Abzug, als ihn eine energische Stimme den Kopf wenden ließ.
»Lass die Knarre fallen, du dreckiger Bastard!«
Lassiter setzte mit seinem Schecken über den Zaun des Gehöfts. Er war aus der Stadt heran galoppiert und hatte schon von weitem die brenzlige Lage bei der Farm erkannt. Den Remington in der Hand, holte er das Letzte aus seinem Pferd raus, um Darlene zu Hilfe zu kommen.
Aber auch Petralia reagierte sofort.
»Du schon wieder?«
Er fuhr herum und feuerte gleichzeitig eine Kugel auf seinen verhassten Gegner ab.
Nur weil Lassiter sich reflexartig über den Hals seines Schecken warf, erwischte ihn das Geschoss nicht, sondern raste wenige Inches über ihn hinweg. Noch vornübergebeugt, ging er zum Gegenangriff über.
Das winzige Bleistück erwischte den Banditen unterhalb der Kehle in den Oberkörper. Petralia wurde aus dem Sattel geschleudert. Da er dabei die Zügel nach hinten riss, stieg sein Rappe auf die Hinterhand. Betsy-Louise konnte sich nicht auf seinem Rücken halten und stürzte zu Boden. Ihre Tante, die sie auffangen wollte, wurde von einem der Hufe an der Stirn getroffen. Sie kippte um und blieb regungslos liegen.
Lassiter erhielt nicht die Gelegenheit, sich um die beiden zu kümmern.
Weitere Schüsse setzten ein.
Lassiter wandte sich danach um. Er sah drei Reiter auf das Farmgelände jagen. Ace Jackman und seine Leute. Nachdem sie festgestellt hatten, dass ihre beiden Komplizen sich davongemacht hatten, hatten sie nur noch eins und eins zusammenzählen müssen. Kurzentschlossen hatten sie sich doch noch auf den Weg gemacht, um ihre Partner auf ihrem Rachefeldzug zu unterstützen.
Lassiter wusste genau, dass nun der Moment der endgültigen Entscheidung gekommen war. Er riss die Zügel herum, dann stürmte er den Banditen entgegen.
Die eröffneten sofort das Feuer.
Den ersten Kugeln konnte Lassiter durch
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