Feuertaufe
etwas entging. »Ich erkenne dich nicht wieder, meine Liebe.«
»Ein einfacher Spruch«, erwiderte die Zauberin kalt, »sollte dir genügen, festzustellen, dass ich das bin und nicht irgendeine Doppelgängerin. Wirk so einen Zauber, wenn du musst. Und dann komm zu dem, worum ich dich gebeten habe.«
Fringilla Vigo streichelte den Kater, der ihr um die Waden strich, schnurrend und mit krummem Buckel so tat, als sei das eine Sympathiebekundung und keine verschleierte Aufforderung, die schwarzhaarige Zauberin möge sich von dem Sessel scheren.
»Dich wiederum«, sagte sie, ohne den Kopf zu heben, »hat der Seneschall Ceallach aep Gruffyd um etwas gebeten, nicht wahr?«
»Ja«, bestätigte mit beklommener Stimme Assire. »Ceallach hat mich aufgesucht, verzweifelt, hat um Hilfe gebeten, um Fürsprache, um Rettung für seinen Sohn, den Emhyr zu ergreifen, zu foltern und hinzurichten befohlen hat. An wen sollte er sich wenden, wenn nicht an jemanden aus der Familie? Mawr, Ceallachs Frau, die Mutter Cahirs, ist meine Nichte, die jüngste Tochter meiner Schwester. Dennoch habe ich ihm nichts versprochen. Denn ich kann in dieser Sache nichts tun. Vor kurzem sind Umstände eingetreten, die es mir nicht erlauben, Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Ich werde dir erklären, welche das sind. Aber zuvor will ich mir die Information anhören, die zu beschaffen ich dich gebeten habe.«
Fringilla Vigo atmete insgeheim erleichtert auf. Sie hatte befürchtet, die Freundin würde sich in der Angelegenheit Cahirs, des Sohnes Ceallachs, engagieren wollen, die nach Schafott roch. Und dass sie sie um Hilfe bitten würde, die sie nicht verweigern könnte.
»Etwa Mitte Juni«, begann sie, »hatte der ganze in Loc Grim versammelte Hof Gelegenheit, ein fünfzehnjähriges Mädchen zu bewundern, angeblich eine Prinzessin von Cintra, die Emhyr während der Audienz übrigens hartnäckig als Königin titulierte und so huldvoll behandelte, dass sogar Gerüchte über eine kurz bevorstehende Vermählung aufkamen.«
»Ich habe davon gehört.« Assire streichelte den Kater, der das Interesse an Fringilla verloren hatte und jetzt versuchte, ihren eigenen Sessel zu annektieren. »Es ist immer noch von dieser zweifellos politischen Heirat die Rede.«
»Aber nicht mehr so laut und so oft. Denn die Cintrierin ist nach Darn Rowan gebracht worden. In Darn Rowan werden, wie du weißt, oft Staatsgefangene gehalten. Anwärterinnen auf den Rang der Kaiserin wesentlich seltener.«
Assire sagte dazu nichts. Sie wartete geduldig und betrachtete ihre unlängst glattgeschnittenen und lackierten Fingernägel.
»Du errinnerst dich sicherlich«, fuhr Fringilla Vigo fort, »wie Emhyr vor drei Jahren uns alle zu sich gerufen und befohlen hat, den Aufenthaltsort einer gewissen Person zu ermitteln. Auf dem Gebiet der Nördlichen Königreiche. Sicherlich erinnerst du dich, wie wütend er war, als es uns nicht gelang. Albrich, der erklärte, dass man auf diese Entfernung nicht sondieren kann, geschweige denn Abschirmungen durchbrechen, putzte er völlig herunter. Und jetzt hör zu. Eine Woche nach der berühmten Audienz in Loc Grim, als der Sieg bei Aldersberg gefeiert wurde, bemerkte Emhyr im Schlosssaal Albrich und mich. Und würdigte uns eines Gesprächs. Der Kern seiner Aussage, ein wenig trivialisiert, lautete: >Ihr seid Schmarotzer, träge und faul. Eure Kunststückchen kosten mich ein Vermögen, und Nutzen bringen sie keinen. Die Aufgabe, der sich eure ganze erbärmliche Akademie nicht gewachsen zeigte, hat ein gewöhnlicher Astrologe in vier Tagen erledigt<.«
Assire var Anahid schnaubte wegwerfend und streichelte weiter den Kater.
»Ohne Mühe brachte ich in Erfahrung«, fuhr Fringilla Vigo fort, »dass jener Wunder wirkende Astrologe kein anderer war als der berühmte Xarthisius.
Gesucht wurde damals jene Cintrierin, die Anwärterin auf die Hand des Kaisers. Xarthisius fand sie. Und was? Wurde er zum Staatssekretär ernannt? Zum Chef der Abteilung für Unlösbare Aufgaben? Nein. Schon eine Woche später wurde er in den Knast gesteckt.«
»Ich fürchte, ich verstehe nicht, was das mit Cahir, dem Sohn Ceallachs, zu tun hat.«
»Geduld. Lass mich die Reihenfolge einhalten. Das ist notwendig.«
»Entschuldige. Ich höre.«
»Erinnerst du dich, was uns Emhyr gegeben hatte, als wir uns vor drei Jahren an die Suche machten?« »Ein Haarbüschel.«
»Stimmt.« Fringilla griff in ihre Handtasche. »Dieses. Helle Haare, die einem sechsjährigen Mädchen
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