Feuerteufel: Roman (German Edition)
kannte, sowohl von damals, als Tina und sie Freundinnen waren, als auch von der Zeit, als sie neu in das Haus gezogen war, war ein fröhlicher und aktiver Mann gewesen, immer draußen und immer mit irgendeinem Gartengerät oder Werkzeug in der Hand. In der ersten Woche, als sie wieder nach Hagfors gezogen war, hatte er gleich den Schnee in ihrer Einfahrt geschippt.
»Aber warum ich hier bin«, sagte Christer und legte die professionelle Polizeistimme auf, »ist wegen dieses Briefs, den Maud Pehrsson bekommen hat. Munther meinte, du hättest eine Kopie davon. Gibt es die noch? Das Original war im Rathaus nicht auffindbar.«
Noch ehe Christer den Satz beenden konnte, hatte Magdalena ihm schon das Papier vom Tisch gereicht.
»So sieht der aus.«
Christer las den Satz und sah sie an.
»Kann ich den mit rübernehmen?«
»Klar, ich brauche ihn nicht mehr. Aber dann erwarte ich später ein paar exklusive Informationen.«
»Ich werde sehen, was ich machen kann«, sagte Christer und stand auf. »Danke.«
»Keine Ursache.«
Magdalena sah ihm nach, als er die Tür aufmachte und verschwand.
Petra nahm den Telefonhörer, beugte sich über den Schreibtisch und wählte rasch die dritte Nummer von der Liste mit Maud Pehrssons Angehörigen – ihre Schwester Yvonne. Die Arbeitsfreude hatte sie wieder gepackt. Wie immer nach einem richtig anstrengenden Migräneanfall hatte sie das Gefühl, ihre Gedanken seien ungewöhnlich klar und rein.
»Mein Name ist Petra Wilander, ich rufe von der Polizei in Hagfors an«, sagte sie, als eine Frau ans Telefon ging. »Zunächst einmal möchte ich Ihnen mein Beileid aussprechen. Bestimmt ist es jetzt im Moment anstrengend für Sie zu reden, aber ich müsste dennoch ein paar Fragen stellen, geht das?«
Zwischen den unkontrollierten Schluchzern war etwas zu hören, was als Ja aufgefasst werden konnte.
»Wir versuchen gerade, Mauds Leben zu rekonstruieren, wie es ihr in der letzten Zeit gegangen ist, oder ob sie Feinde hatte.«
Es dauerte ein paar Minuten, ehe Yvonne sich so weit gesammelt hatte, dass sie sich verständlich machen konnte.
»Als Politiker zieht man immer irgendwelche Feindschaften auf sich, das gehört zum Job.«
»Hat sie das belastet?«
»Ich weiß es nicht. Für sie war das Wichtigste, etwas ausrichten zu können. Konfliktscheu war sie noch nie, das kann ich Ihnen versichern. Einmal hat sie sogar zugegeben, dass sie es genoss, auf Widerstand zu stoßen.«
»Sie genoss die Macht?«, versuchte Petra.
»Ja, das glaube ich. Oder es gefiel ihr, die Dinge auf ihre eigene Weise tun zu können, bestimmen zu können. In der Hinsicht war sie ziemlich unweiblich, sie rauschte durch, ohne anzuhalten und mit allen und jedem zu kuscheln. Ja, Sie und alle, die da unten wohnen, wissen das sicher am besten. Maud hat ihre Projekte durchgezogen, und dann konnten die Leute denken, was sie wollten. Auch wenn ich nichts Genaueres weiß, kann ich mir doch gut denken, dass sie viele Feinde hatte.«
»Wissen Sie von einer bestimmten Person oder Organisation, die ihr besonders zugesetzt hat?«
Es war kurz still.
»Mir fällt nichts ein.«
»Wie war Ihre Beziehung zueinander?«
Yvonne schnäuzte sich und sagte dann:
»Sie ist die große Schwester, und ich bin die kleine. Ja, das sagt schon einiges. Wir hatten unsere Kämpfe, als wir aufwuchsen, aber ich war stolz auf sie.«
»Fanden Sie es nicht anstrengend, eine Schwester zu haben, die so unbequem war?«, fragte Petra.
»Wenn ich in Hagfors leben würde, hätte ich das bestimmt gedacht. Da hätte man sich wahrscheinlich kaum vor die Tür gewagt, aber hier oben in Bräcke ist das kein Problem.«
Yvonne räusperte sich und hustete.
»Wie oft haben Sie voneinander gehört?«
»Ungefähr einmal in der Woche. Wir hatten einen guten Kontakt.«
»Wann haben Sie das letzte Mal mit ihr gesprochen?«
»Am Sonntag. Sie hatte angerufen, sie war so erschüttert über diese Brände, sie …«
Yvonne begann wieder zu weinen.
»Ich glaube, ich kann jetzt nicht mehr reden«, schluchzte sie. »Kann ich Sie zurückrufen?«
Petra beendete das Gespräch und legte auf.
Yvonne hatte recht. Maud Pehrsson war eine richtige eiserne Lady gewesen, eine altmodische Matrone in roten Pumps und mit der gestickten Rose der Sozialdemokraten auf dem Mantel. Aber was hatte sie mit Mirjam Fransson und den Eheleuten Fridhem gemeinsam?
Munther, der an der Tür vorbeikam, riss sie aus ihren Überlegungen.
»Kurze Besprechung, Wilander.«
Munther wartete mit
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