Feuerteufel: Roman (German Edition)
gearbeitet, oder?«
»Ja, leider.«
Hermansson setzte sich auf den Stuhl ihnen gegenüber.
»Sie scheinen sie nicht gemocht zu haben«, sagte Christer.
»Nein, und das ging vielen Leuten so. Nach draußen, in den Medien, war sie immer so flott und unterhaltsam. Und mein Gott, wie sie es liebte, sich mit Parlamentsabgeordneten und Ministern zu schmücken, sie hierher einzuladen und mit Schutzhelm in der Eisenhütte zu posieren.«
»Aber?«
»Sie trat den Leuten mit ihren hohen Absätzen ganz schön in die Hacken. Sie war keine echte Sozialdemokratin, denn es gab nur einen einzigen Menschen, der ihr etwas bedeutete, und das war sie selbst.«
Er ist zu offen, dachte Christer. Viel zu naiv.
»Sie haben vor einer Weile Ihren Job verloren«, sagte Petra.
»Ich bin versetzt worden.«
Hermansson starrte entschlossen auf den frisch gewienerten Fußboden.
»Genau, versetzt. Wie fanden Sie das?«
Plötzlich sah er erschüttert aus.
»Sie glauben doch wohl nicht, dass ich ihr Haus angezündet habe? Das tun Sie doch wohl nicht, oder?«
Er strich sich über das dünne, ordentlich gekämmte Haar.
»Wir glauben gar nichts«, erwiderte Christer. »Wir versuchen nur, uns ein Bild von Pehrssons Beziehungen zu machen.«
»Da denke ich, Sie sollten mit Anita im Sekretariat sprechen. Sie weiß alles.«
Christer erinnerte sich an das nasse Papiertaschentuch, den rot geweinten Blick.
»Standen sich die beiden nahe?«
Hermansson verzog das Gesicht.
»Nein, das kann man wirklich nicht sagen.«
»Sie würden uns die Arbeit erleichtern, wenn Sie Klartext reden würden«, sagte Petra. »Sagen Sie uns, was Sie wissen.«
Hermansson faltete die Hände vor sich auf dem Tisch.
Wie dünn seine Finger waren. Dünn und vollkommen weiß.
»Maud hat vor ein paar Jahren Anitas Mann aus der Parteispitze manövriert«, sagte Hermansson, »und hat ihn dann so grob verleumdet und mit Schmutz beworfen, dass er am Ende so verzweifelt war, dass er sich umgebracht hat. Seither kennt Anita jeden Menschen, der von Maud schon schlecht behandelt worden ist. Sie schütten ihr alle das Herz aus.«
»Trotzdem arbeitet sie weiterhin im Rathaus?«, fragte Petra.
»Als ob es in dieser Stadt so viele Alternativen gäbe«, erwiderte Hermansson.
»Haben wir uns zu schnell geschlagen gegeben?«, fragte Petra, als sie aus der Wohnung von Hermansson kamen und sich ins Auto setzten.
Sie zog am Sicherheitsgurt, hielt aber mitten in der Bewegung inne. Aus diesem Mann wurde man einfach nicht schlau.
Christer schlug die Tür auf seiner Seite zu und blieb mit den Autoschlüsseln in der Hand nachdenklich sitzen.
»Ich weiß nicht«, sagte er. »Aber als er sie eine Hexe genannt hat, war ich schon erstaunt.«
»Ich auch.«
Aber womit hatte sie eigentlich gerechnet? Was hätte man erwarten können? Waren sie jetzt von Grund auf reingelegt worden?
Sie sah zum Fenster von Thorbjörn Hermansson hoch, doch da konnte man nur das Nachmittagslicht sehen, das von der Scheibe reflektiert wurde.
»Wir sollten vielleicht gleich mal mit Anita Johansson reden«, meinte Petra.
»Ja, das finde ich auch.«
»Glaubst du, dass sie noch bei der Arbeit ist?«
Die Uhr im Armaturenbrett zeigte 17:16.
»Möglicherweise«, meinte Christer. »Aber ich weiß auch, wo sie wohnt.«
Anita Johansson schien soeben nach Hause gekommen zu sein. Zwei Lidl-Tüten voller Lebensmittel standen auf dem gestreiften Plastikteppich, als sie Petra und Christer hereinbat. Als sie sich am Küchentisch niedergelassen hatten, berichtete Christer, was sie über den Selbstmord ihres Mannes und die Ursachen dafür gehört hatten.
»Nun, so war es dann doch nicht ganz«, sagte Anita Johansson, als sie Tassen und Teller auf den lackierten Kiefernholztisch stellte. »Es ging Östen schon schlecht, ehe das passiert ist, er war deprimiert und hatte wohl auch das Interesse an der Politik verloren.«
Sie nahm eine Packung Milch aus einer der Tüten und füllte ein kleines Glaskännchen.
»Darf ich fragen, ob es Thorbjörn Hermansson war, der Ihnen erzählt hat, alles sei Mauds Schuld gewesen?«
»Darauf können wir nicht antworten«, sagte Christer.
Er nahm die Thermoskanne entgegen, die Anita ihm reichte, und goss sich eine halbe Tasse ein, ehe er sie an Petra weitergab.
»Wenn es so wäre, würde mich das kein bisschen erstaunen. Ich glaube, ich kenne keinen anstrengenderen Menschen. Manchmal glaube ich, er leidet unter Verfolgungswahn.«
»Wie meinen Sie das?«
Der Rand der Thermoskanne stieß
Weitere Kostenlose Bücher