Feuerteufel: Roman (German Edition)
Abendzeitungen hatten dazu noch zusätzliche Seiten mit dem Schlagwort »Der Hagfors-Pyromane« verlinkt.
Während ihrer Abwesenheit hatte sie eine Mail von Bertilsson bekommen.
»Was gab’s auf der PK ? Was machst du heute noch? Gruß Bertilsson.«
Magdalena lehnte sich zum Fensterbrett und schaltete das Radio ein. Was sollte sie nur aus dem hier machen?
Selbstverständlich einen Artikel über die Trauer von Maud Pehrssons Arbeitskollegen und Parteigenossen. Einen über ihre politische Karriere mit Betonung der Erfolge. Mit den polizeilichen Ermittlungen allerdings war kein Staat zu machen.
Magdalena klickte auf »Antworten« und begann zu schreiben. Im Hintergrund liefen die Nachrichten im Radio. Wieder hörte sie Munthers Stimme von der Pressekonferenz. »Nun versuchen wir, einen gemeinsamen Nenner zwischen diesen drei Bränden zu finden, aus dem sich ein Motiv ergeben könnte.«
Dann ging der Nachrichtensprecher dazu über, von Maud Pehrsson zu reden. Magdalena sah Mauds angespannte Körpersprache vor sich, wie sie sich bemüht hatte, ihre Stimme gleichgültig klingen zu lassen, als sie den Brief gelesen hatte. Was hatte da noch gestanden?
Magdalena suchte aus dem Papierstapel neben dem Computer die Kopie heraus. »Du hörst nicht, wenn ich aufhöre zu weinen.« Genau. Das war es.
Maud hatte besorgt gewirkt. Sollte sie Sven Munther anrufen? Auch wenn das weit hergeholt war, sollte sich die Polizei das doch ansehen. Wenn es lächerlich war, sollte er sie ruhig auslachen.
Sie nahm den Telefonhörer und wählte Munthers Durchwahl. Zehn Minuten lang war besetzt, dann nahm er endlich ab.
»Hansson vom Värmlandsbladet «, sagte sie.
»Ah, hallo«, sagte Munther. »Lange nicht gehört.«
Er klang müde. Natürlich war sie nicht die einzige Journalistin, die ihn nach dieser nichtssagenden Pressekonferenz jagte.
»Ja, nicht? Ich habe da eine Sache, die Sie sich ansehen sollten.«
Magdalena nahm die Kopie.
»Gestern bekam Maud Pehrsson einen etwas seltsamen Brief ins Rathaus geschickt. Er ist anonym, und das Einzige, was dort steht, ist ›Du hörst nicht, wenn ich aufhöre zu weinen‹.«
»Was steht da?«
»Du hörst nicht, wenn ich aufhöre zu weinen.«
»Nur das? Sonst nichts?«
Munther klang skeptisch.
»Ja, nur das. Handgeschrieben. Ich habe mit ihr darüber gesprochen und hatte den Eindruck, dass sie es unangenehmer fand, als sie zugeben wollte, so als fürchtete sie, verwundbar zu wirken.«
»Das ist nun nicht gerade eine Morddrohung. Hat sie noch mehr solche Briefe bekommen?«
»Das weiß ich ehrlich gesagt nicht«, antwortete Magdalena. »Sie meinte, es gäbe doch sehr viele seltsame Menschen, und man solle sich nicht um sie scheren. Keine Ahnung, was das bedeutet. Ich habe seit Ende Juni jeden Tag die Eingangspost dort im Rathaus kontrolliert, und in der Zeit habe ich nichts Vergleichbares gesehen, aber es könnte ja sein, dass sie auch zu Hause solche Post bekommen hat.«
Munther murmelte etwas Unverständliches am anderen Ende.
»Ja, es wäre auf jeden Fall ein Fehler, dem nicht nachzugehen. Wir haben im Moment auch nicht viel anderes.«
»Kann ich Sie mit dem Satz zitieren?«, fragte Magdalena und schlug eine leere Seite in ihrem Block auf.
»Nein«, sagte Munther. »Schreiben Sie, dass wir dem nachgehen, dass es eine interessante Information ist. Aber schreiben Sie nichts darüber, dass es momentan die einzige Spur ist. Das klingt nicht gut.«
»Okay. Wenn Sie versprechen, keinem anderen Journalisten von der Sache zu erzählen.«
Geben und Nehmen, dachte sie. Geben und Nehmen.
»Ja, ja.«
»Gut«, sagte sie. »Bis später und vielen Dank.«
»Danke auch.«
Schnell tippte sie eine Antwort an Bertilsson herunter. So hatte sie vielleicht morgen etwas Eigenes. Das war auch höchste Zeit.
Es fühlte sich gelinde gesagt seltsam an, auf einen Hinweis von Magdalena hin in Aktion zu treten, dachte Christer, als er das Rathaus betrat. Während er darauf wartete, dass die Telefonistin auf der anderen Seite des Empfangstresens das Gespräch beendet hatte, betrachtete er den Postkartenständer beim Touristen-Shop. Jugendliche beim Paddeln auf einem See, Weidenkorb mit Multebeeren, die Kirche von Hagfors, drei Wölfe im Gegenlicht.
»So, jetzt«, sagte die Telefonistin und sah auf. Sie trug eine schräge Frisur mit Silberfäden in den dicken Zöpfen. »Womit kann ich helfen?«
Christer trat an den Tresen.
»Wenn man die Post der Gemeinderätin durchsehen will, an wen muss man sich
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