Feuerteufel: Roman (German Edition)
vorsichtig die Hand entgegen.
»Kjell-Ove Magnusson«, sagte er und erwiderte kurz ihren Blick.
»Magdalena Hansson.«
Der Handschlag war fester, als sie erwartet hatte.
»Entschuldigen Sie die Störung.«
»Sie stören nicht. Ich mache hier mal ein bisschen Platz, dann können Sie sich hinsetzen.«
Magdalena hob ihre Tasche und ein paar alte Zeitungen von dem Stuhl am Fenster.
»So, bitte schön. Was kann ich für Sie tun?«
Kjell-Ove Magnusson hustete ein paarmal und setzte sich auf die äußerste Kante des Stuhls.
»Es geht um das, was Sie in der Zeitung geschrieben haben, um diesen Brief, den die Gemeinderätin bekommen hat.«
Er schob die Brille auf die Nasenwurzel und sah etwas nervös durch die Glasscheibe zum Empfangstresen.
»Ja?«
»Es ist so, dass ich weiß, dass Mirjam Fransson, ehe ihr Haus abgebrannt ist, auch einen Brief gekriegt hat, oder besser gesagt, eine Postkarte. Mit exakt demselben Text.«
»Was sagen Sie da?«
Magdalena sah wieder Maud Pehrssons zitternde Hände vor sich und hörte, wie sie behauptete, so ein Brief sei nichts Besonderes.
»Ist das wahr?«
Kjell-Ove nickte.
»Ja, das ist wahr.«
Er schob die Brille wieder an ihren Platz, obwohl sie eigentlich durchaus richtig saß.
»Haben Sie das der Polizei erzählt?«
Kjell-Ove schüttelte den Kopf.
»Warum nicht?«, fragte Magdalena. »Das sind unglaubliche Informationen.«
»Ich will mit denen nichts zu tun haben«, sagte Kjell-Ove. »Aber ich wollte Ihnen das trotzdem erzählen.«
»Warum wollen Sie mit der Polizei nichts zu tun haben?«
Als Kjell-Ove wieder Richtung Empfang schielte, stand Magdalena auf und zog die Schiebetür zu.
»So. Jetzt können Sie erzählen.«
Doch Kjell-Ove sah immer noch besorgt aus und strich sich mit den Handflächen über die Shorts. Schließlich sagte er:
»Das kann ziemlich viel Ärger geben.«
Magdalena stützte den Ellenbogen auf den Schreibtisch, sodass sie näher an Kjell-Ove herankam. Der wirkte nicht ganz gesund, seine Augen glänzten fiebrig.
»Also, es ist so«, begann sie, »damit ich aus der Sache etwas machen kann, muss ich Ihnen hundertprozentig vertrauen, und deshalb müssen Sie mir hundertprozentig vertrauen. Sie sind durch das Grundgesetz geschützt, wenn Sie mit mir reden. Würde ich jemandem erzählen, von wem ich meine Informationen habe, dann würde ich ins Gefängnis wandern. Aber Sie müssen ehrlich sein. Warum wollen Sie nichts mit der Polizei zu tun haben?«
Kjell-Ove sah durch die Glasscheibe, dann senkte er den Blick und murmelte:
»Weil Mirjam und ich eine Affäre hatten. Ich war schon bei der Polizei, aber ich habe nichts davon erzählt. Ich habe solche Angst, dass sie Cecilia, also meine Frau, da mit reinziehen, und womöglich auch noch glauben, dass sie etwas getan haben könnte.«
»Und dann haben Sie natürlich Angst, dass Cecilia erfahren würde, dass Sie sie betrogen haben.«
Kjell-Ove sah auf.
»Ja, so ungefähr.«
Magdalena schlug eine leere Seite in ihrem Block auf und drückte auf den Kugelschreiber.
»Erzählen Sie mir von dem Brief oder der Postkarte.«
»Ich habe sie selbst nicht gesehen«, sagte Kjell-Ove und schob die Brille wieder hoch, »aber Mirjam hat mir davon erzählt. Offensichtlich war es so eine Babypostkarte, die man jemandem schickt, der gerade ein Kind gekriegt hat.«
»Eine Glückwunschkarte?«, fragte Magdalena.
»Ja«, bestätigte Kjell-Ove. »Und der einzige Text, den es außer der Anschrift auf der Karte gab, war eben dieser Satz. ›Du hörst nicht, wenn ich aufhöre zu weinen.‹«
Magdalena machte Notizen. Das hier war wirklich unglaublich.
»Hatte Mirjam irgendeine Idee, was der Satz bedeuten könnte? Er klingt doch irgendwie nach einem Zitat oder so.«
»Nein, aber ich hatte den Eindruck, dass sie viel darüber nachgedacht hatte.«
Kjell-Ove sah sie an.
»Und wie ging sie damit um?«, fragte Magdalena. »Machte sie sich Sorgen?«
»Ich glaube, sie machte sich mehr Sorgen, als sie zugeben wollte. Als ich sie fragte, ob ich die Karte sehen könnte, sagte sie, die hätte sie sofort zerrissen und weggeworfen.«
Magdalena schrieb schnell mit.
»Und wann hat sie sie bekommen?«
»Ich erinnere mich nicht genau, aber es muss auf jeden Fall in der Woche vor ihrem Tod gewesen sein. Ein paar Tage vorher vielleicht.«
»Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«
Kjell-Ove schluckte.
»Ein paar Stunden bevor es anfing zu brennen.«
»Dann sind Sie also der Mann auf dem Fahrrad«, ergänzte
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