Feuerteufel: Roman (German Edition)
strich ihm über die Augenbrauen und wischte ein paar Tränen vom Kinn.
»Gute Nacht, mein Schatz«, sagte sie. »Ich bleibe noch ein bisschen hier sitzen.«
Nils schloss die Augen. Magdalena betrachtete ihn. Wieder einmal überlegte sie, ob die Angst vor einem Brand vielleicht in Wirklichkeit die Furcht vor etwas anderem war. Und dass er morgens jetzt nicht mehr aufwachen und aus dem Bett steigen wollte? Wenn das nur bald besser wurde.
Christer und Petra rannten die Treppe im Gustavsforsvägen vier rauf.
Scheiße, scheiße, scheiße , fluchte Christer vor sich hin und drückte fest auf die Klingel.
Aus der Wohnung nebenan war ein Rasseln zu hören, dann ging die Tür auf.
»Er ist weggefahren. Vor zwanzig Minuten ungefähr.«
Die Nachbarin, diesmal in schwarzem Top mit Silbermuster, klang atemlos.
»Sie wissen nicht zufällig, wohin?«, fragte Petra.
Die Frau schüttelte den Kopf.
«Nein, aber er hatte einen Rucksack auf dem Rücken. Und zwar einen ganz großen.«
Zum Teufel!
»Okay, dann wissen wir Bescheid«, sagte Petra. »Danke.«
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Christer, als sie auf der Straße waren und ungestört reden konnten.
»Ja, keine Ahnung«, meinte Petra. »Da müssen wir wohl in den sauren Apfel beißen und Munther erklären, dass Hermansson verschwunden ist.«
Keiner von beiden sagte auf dem Rückweg zur Station ein Wort. Wohin konnte Thorbjörn Hermansson gefahren sein?
»Ich begreife das nicht«, sagte Christer, als sie in der Garage aus dem Auto gestiegen waren. »Wie konnte er uns so hinters Licht führen?«
Munther kam ihnen entgegen und schien den gesamten Flur mit seiner Erscheinung auszufüllen.
»Wo habt ihr Hermansson?«
»Er ist abgehauen«, sagte Petra. »Er war nicht zu Hause, als wir zurückkamen.«
»Das ist nicht möglich«, sagte Munther. »Ihr macht Witze.«
Er lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. Eine dicke Schlagader pochte am Hals.
»Wir können uns solche Fehler nicht leisten«, sagte er barsch. »Eine Besprechung, schnell.«
Urban und Folke kamen mit flackernden Blicken aus ihren Zimmern.
»Was meint ihr, wohin könnte er unterwegs sein?«, fragte Munther, während sie sich setzten. Seine Gesichtsfarbe war wieder etwas blasser.
»Erst einmal sollten wir es bei der Mutter in Karlstad probieren«, sagte Folke. »Mehr vermag ich nicht zu raten.«
Christer suchte nach Worten, aber es fiel ihm nichts ein. Er schielte zu Petra, die zusammengesunken und ebenso still auf ihrem Stuhl saß.
»Wir schicken ein paar Kollegen zur Adresse der Mutter«, meinte Munther. »Was anderes bleibt uns erst mal nicht übrig.«
Dann stand er auf und verließ den Raum, ohne ein einziges Mal Christers Blick zu erwidern.
Erst als Nils eingeschlafen war, stand Magdalena auf und verließ sein Zimmer. Unten saß Petter auf dem Sofa und schaute einen Film.
»Er hat solche Angst«, sagte sie.
»Das ist ein sensibles Alter, in dem er ist«, sagte Petter.
Er sah sie an und breitete den Arm aus, damit sie sich neben ihn setzen konnte. Magdalena kroch aufs Sofa und legte den Kopf an seine Schulter.
»Ich erinnere mich noch, wie es war, als ich ungefähr genauso alt war«, fuhr Petter fort. »Da wurde das Nachbarmädchen von einem Lastwagen überfahren. Ich habe mehrere Monate lang an fast nichts anderes denken können, habe überlegt, wie sie wohl hinterher ausgesehen hat, wie viel Blut da war und so. Man hat keinen Filter.«
»Nein, das stimmt. Aber man möchte es natürlich abmildern.«
Petter machte den Fernseher aus, und sie saßen lange Zeit schweigend da.
»Ich schäme mich, weil ich so blöd zu dir war«, sagte Magdalena. »Ich habe über das nachgedacht, was du gesagt hast, dass meine Angst mich rücksichtslos macht. Und da hast du wohl recht.«
»Aber es war auch nicht sonderlich erwachsen von mir, nicht abzunehmen, als du angerufen hast.«
Er drückte sie an sich und legte die Lippen auf ihre Stirn.
»Dieses Gerede vom Wegziehen hat mich so verwirrt«, sagte er. »Ich hatte solche Angst, dich noch einmal zu verlieren.«
Magdalena nahm seine Hand und legte sie auf ihren Bauch über dem Hemd, als ob die Körperwärme die kleine Kirsche da drinnen schützen könnte.
»Hoffen wir mal, dass jetzt alles gut geht.«
»Natürlich wird es das«, sagte Petter. »Natürlich wird es gut gehen, Maggie.«
»Was halten Sie davon, noch einmal eine Weile ins Krankenhaus zu gehen?«
»Ja, das wäre vielleicht gut.«
»Wir haben ja schon
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