Feuerteufel: Roman (German Edition)
gebeten, und sie sagte, dass es in Ordnung sei, aber trotzdem war es hinterher nicht mehr dasselbe. Sie vermied es fast völlig, über ihre Liebesbeziehungen zu sprechen. Und das ist ja auch verständlich.«
»Glauben Sie, dass es jemanden gab, mit dem sie darüber gesprochen hat?«
Jonna schüttelte den Kopf.
»Nein, das glaube ich nicht. Aber wer weiß?« Sie umklammerte die Serviette fest in der Hand. »Was weiß man denn schon über einen anderen Menschen? Also wirklich. Ich habe darüber jetzt viel nachgedacht. Denn es ist ja klar, dass sie irgendeinen Streit mit irgendjemandem gehabt haben muss, denn sonst wäre das hier nicht passiert. Ich hatte gedacht, wir würden einander in- und auswendig kennen, aber jetzt wird mir klar, dass das nicht so war.«
»Es kann auch reiner Zufall sein«, sagte Petra in dem Versuch, sie zu trösten. »Es kann ein Täter gewesen sein, dem es schlecht ging und der das hier völlig ohne Anlass getan hat. Aber natürlich suchen wir zunächst einmal nach einem Motiv.«
»Ja, das denke ich mir.«
Petra riss ein Stück Papier aus ihrem Block und legte es vor Jonna auf den Tisch. Dann nahm sie noch einen Stift aus ihrer Tasche.
»Ich möchte, dass Sie die Personen notieren, von denen Sie wissen, dass Mirjam eine Beziehung mit ihnen hatte«, sagte Petra.
»Sie meinen, Männer, mit denen sie zusammen war?«
Petra nickte.
Jonna schrieb rasch zwei Namen auf das Papier und schaute dann aus dem Fenster und dachte nach.
»Das fühlt sich wirklich komisch an«, sagte sie und sah Petra an.
»Ich kann das verstehen, aber irgendwo müssen wir schließlich anfangen.«
Die Liste wurde um zwei weitere Namen ergänzt. Dann noch einer.
»War sie denn jetzt mit jemandem zusammen?«, fragte Petra.
»Ja, das war sie, aber ich weiß nicht, mit wem.«
Jonna schob das Blatt Papier weg und schnitt eine Grimasse.
»Nein, tut mir leid, mehr fallen mir nicht ein.«
Petra überflog die Liste.
Robban Tenglin, Yngve Wennlund. Hieß so nicht Hildegards Sohn?
Kaj Thorén, Patrik Olasson, Christer Berglund.
Christer Berglund.
Petra musste sich eingestehen, dass sie, obwohl sie schon so lange zusammen arbeiteten, so gut wie nichts über Christers mögliches Liebesleben wusste. Sie wusste, dass er all die Jahre allein gelebt hatte, und deshalb war sie aus irgendeinem Grund davon ausgegangen, dass er Single war.
»Was ist?«, fragte Jonna.
Petra zwang die Gedanken zurück in die Küche und zu der Liste, die sie vor sich hatte.
»Yngve«, sagte sie, »das ist doch der Sohn im Nachbarhaus, oder?«
»Ja, das stimmt. Sie waren mehrere Monate zusammen, aber dann hat Mirjam Schluss gemacht. Das machte die Situation in der Straße ein wenig angespannt. Anfangs passte er sie oft ab, wenn sie nach Hause kam, stand dann wie zufällig gerade da und harkte den Kies oder fegte die Treppe oder so, aber nach einer Weile hat er aufgegeben. Der Garten seiner Mutter war nie so gut gepflegt wie zu der Zeit, aber das ist jetzt schon einige Jahre her.«
Petra bedankte sich, bat Jonna, sich zu melden, falls ihr noch mehr Namen einfallen sollten, und ließ sie am Küchentisch zurück.
Draußen schlug ihr die Hitze entgegen. Drinnen war es tatsächlich noch ein wenig kühler gewesen, auch wenn sie das nicht bemerkt hatte. Winzige Wolken, leicht wie Federn, zeichneten hinter dem Wald Riffel über den Himmel. Nein, auch heute würde es keinen Regen geben.
Yngve Wennlund? Und Christer!
Als Kjell-Ove aus dem Keller heraufkam, kam ihm das ganze Dasein fremd vor. Er musste da unten auf dem Fußboden eingeschlafen sein, hatte aber keine Ahnung, wie lange. Cecilia kam ihm wie ein dunkler Schatten im Gegenlicht entgegen. Wie spät war es eigentlich? Spätnachmittag? Früher Abend? Was für ein Tag war heute?
»Wo warst du denn nur?«, fragte sie und sah ihn an. »Ich habe dich mehrere Male auf dem Handy angerufen.«
Kjell-Ove wich ihrem Blick aus. Obwohl er sich bei der Zinkwanne in der Waschküche mit kaltem Wasser abgespült hatte, sah er nicht gut aus, das wusste er.
»Sag doch, wohin du gehst, damit ich es einfach weiß. Es hätte ja auch was Wichtiges sein können.«
»Ja, tut mir leid«, sagte er.
Tindra war nirgends zu sehen, nur ihr Puppenwagen war mitten auf dem Teppich im Flur geparkt.
Kjell-Ove ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Cecilia folgte ihm.
»Hast du Hunger?«, fragte sie.
»Nein, nicht wirklich.«
Geh weg. Bitte, bitte, lass mich in Ruhe.
Er sah an Cecilia vorbei auf die Wanduhr
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