Feuerteufel: Roman (German Edition)
Telefonzelle vor dem Coop angerufen worden ist.«
Urban zog die Augenbrauen hoch.
»Krass. Bald kommen wohl auch noch Brieftauben ins Spiel«, sagte er. »Ich war unten in der Eisenhütte und habe mit Mirjams Arbeitskollegen gesprochen, doch keiner konnte sich an irgendwelche Konflikte erinnern. Sie hat sich, bevor sie in Urlaub ging, ganz gewöhnlich und so wie immer verhalten.«
Was konnte passiert sein, dass es jemand auf Mirjam abgesehen hatte? Und dass sie sich überhaupt nicht bewusst war, dass jemand ihr Böses wollte? Christer konnte sich darauf absolut keinen Reim machen.
»Okay«, sagte Petra. »Ihre Freundin Jonna hatte auch nicht das Gefühl, dass Mirjam sich von jemandem bedroht fühlte. Aber sie hat mir eine Liste der Männer erstellt, von denen sie weiß, dass Mirjam mit ihnen eine Beziehung hatte. Vor allem ein Name ist sehr interessant.«
Petra machte eine kleine Pause.
Christer merkte, wie ihm heiß wurde. Sie würde doch nicht …
»Der Sohn von Hildegard«, sagte Petra und wandte sich Folke zu. »Yngve Wennlund.«
»Verdammt!«, rief Folke und stützte sich auf den Drucker, der unter seinem Gewicht einen klagenden Laut von sich gab. »Ob sein liebes Mütterlein wohl davon weiß?«
»Natürlich müssen wir alle verhören, die auf der Liste stehen«, fuhr Petra fort, »aber ich denke, wir sollten mit ihm beginnen. Hast du Zeit mitzukommen, Folke?«
Folke sah zu Christer und wartete auf ein Nicken.
Wie sollten sie jetzt verfahren? Plötzlich waren so viele Spuren zu verfolgen. Die Telefonzelle. Die Nummern auf Mirjams Handyrechnung. Ihre ehemaligen Freunde. »Petra«, sagte er schließlich, »kümmere du dich um Yngve und die anderen auf deiner Liste. Urban, geh du mal im Umkreis der Telefonzelle von Tür zu Tür. Und Folke, du kümmerst dich um die Handynummern.«
»Sollen wir jetzt die ganze Zeit allein arbeiten?«, fragte Urban. »Einfache Befragung ist ja eine Sache, aber soll Petra wirklich einen Verdächtigen allein befragen?«
Christer sah ein, dass Urban recht hatte. Trotzdem schien es ihm wichtig, so viele Leute wie möglich im Laufe dieses Tages zu befragen.
»Kein Problem«, sagte Petra, »ich kriege das hin.«
Christer sah sie an und gab ihr die Möglichkeit, es sich anders zu überlegen.
»Bestimmt. Ich kriege das hin.«
Kjell-Ove beugte den Nacken und versuchte, sich unter dem Schirm der Kappe unsichtbar zu machen, während er vor der Tankstelle Benzin in seinen Kanister füllte. Aus dem Augenwinkel sah er Leute kommen und gehen, doch niemand unternahm den Versuch, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Das war ein positiver Effekt von Cecilias Krankheit – die Leute hielten gern Abstand. Das wirkte manchmal etwas unnatürlich, aber meist zog er das doch denjenigen vor, die den Kopf schief legten und anfingen zu weinen.
Kjell-Ove versuchte, sich auf den Benzingeruch und auf das Atmen zu konzentrieren. Als der Kanister voll war, drehte er schnell den Verschluss fest und ging zum Auto zurück.
Mein Gott! Was soll ich nur machen?
Der Druck in der Brust war so schwer, dass das Brustbein nachzugeben schien. Um sich dazu zu zwingen, nicht zu hyperventilieren, presste er die Fingernägel in die Handflächen. Das half nicht so gut wie das Mora-Messer, doch brachte es ihn zumindest dazu, etwas ruhiger zu atmen.
Was soll ich nur tun? Was zum Teufel soll ich tun?
Nach einer Weile ließ er den Motor an und drehte die Lautstärke der Stereoanlage hoch. »Nothing else matters« von Metallica erfüllte das Auto. Dann nahm er sein Handy und holte die SMS von Mirjam auf das Display, die sie ihm im Laufe des Sommers geschickt hatte. Es waren nicht viele. Sie hatte gewusst, wie schwer ihm das Buchstabieren fiel und wie umständlich er es fand zu antworten.
»Danke für gestern!;-)«
»Wird etwas später, gegen 19 Uhr zu Hause.«
»Klappt es Samstag?«
Er fing an, eine Nachricht nach der anderen zu löschen. Als ob das helfen würde, dachte er. Wenn die Polizei meint, dass ich etwas mit der Sache zu tun habe, dann macht sie sowieso eine Wiederherstellung oder so was, und dann stehe ich trotzdem da. Mit heruntergelassenen Hosen. In jeder Hinsicht. Und dann dauert es auch nicht mehr lange, bis Cecilia weiß, dass ich sie betrogen habe, und dann ist alles vorbei. Alles.
Kjell-Ove löschte die letzte Nachricht und drückte das Handy wieder in den Halter.
Es klopfte an die Scheibe am Beifahrersitz, die Tür wurde geöffnet, und ein ihm nur allzu bekanntes wabbeliges Gesicht sah herein. Anja,
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