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Feuerteufel: Roman (German Edition)

Feuerteufel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerteufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ninni Schulman
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Lovisebergsvägen und suchte, das Gesicht an die Frontscheibe gedrückt, nach den Hausnummern. Im Gärdet verirrte sie sich immer noch leicht. Die Straßen mit den hellen dreistöckigen Häusern auf der einen Seite und den langen Arbeitersiedlungen auf der anderen, wo jede Wohnung einen eigenen Eingang hatte, sahen immer fast identisch aus. Flach und einförmig, ohne Charme.
    Petra parkte das staubige Auto im Schatten eines großen Ahorns. Auf der letzten Treppe in dem gelben Reihenhaus saß eine Frau in Shorts und Hemd. In einer Hand hatte sie eine Zigarette, und zwischen den Füßen stand eine handgetöpferte Tasse. Ihre Beine hatte sie auf einen der Plastiktöpfe mit Pelargonien gelegt, die auf jeder Treppenstufe standen.
    »Hallo«, sagte Petra und streckte die Hand aus. »Ich habe vorhin angerufen, Petra Wilander.«
    Jonna Lundins Handschlag war fest und der Blick ebenso, auch wenn sie rot geweinte Augen hatte. Dass sie Krankenschwester war, passte zu ihr.
    »Es dreht sich alles in meinem Kopf.«
    Sie drückte die Kippe in ein Einmachglas, das zwischen den Blumentöpfen versteckt war, stand auf und verschwand durch die offene Tür. Petra folgte ihr durch einen kleinen Flur. Auf einem abgelaugten Schränkchen lagen neben dem Telefon ein paar runde Steine und ein Apfel aus Keramik.
    »Dass jemand Mirjam ans Leben will«, sagte Jonna und ließ sich am Küchentisch nieder, »das ist so krank.«
    Petra setzte sich mit dem Notizblock ihr gegenüber.
    »Und die ganze Zeit denke ich, dass ich Mirjam anrufen muss, um ihr zu erzählen, was passiert ist.«
    »Sie kannten sich gut?«, fragte Petra.
    Jonna holte ein paarmal tief Luft und unterdrückte ein Schluchzen.
    »Wir sind zusammen in den Kindergarten gekommen, und seitdem waren wir mehr oder weniger Freundinnen. Natürlich war das nicht immer gleich intensiv, aber sie ist doch die beste Freundin, die ich habe. Oder hatte.«
    Jonna legte den Kopf in den Nacken und blinzelte schnell ein paarmal.
    »Wie ging es ihr in der letzten Zeit?«
    »Sie war glücklich. So glücklich wie lange nicht.«
    Jonna wischte sich die Augen mit einer nassen, zusammengeknüllten Serviette, die sie in der Hand versteckt hatte.
    »Sie war so glücklich darüber, Großmutter zu sein«, sagte sie. »Die kleine Elvira, mein Gott, sie hat fast von nichts anderem mehr geredet.«
    Jonna entfaltete die nasse Serviette und studierte einen Augenblick lang das Blumenmuster. Dann knüllte sie sie wieder zusammen.
    »Gab es irgendetwas, was sie zu beunruhigen schien?«, fragte Petra und beugte sich ein wenig vor. »Bei der Arbeit? Oder privat?«
    Jonna schüttelte den Kopf.
    »Nein, nicht, soweit ich weiß. Ich habe wirklich viel darüber nachgedacht, das kann ich Ihnen sagen, aber sie hat nichts gesagt. Es schien ihr ganz einfach so gut zu gehen wie lange nicht.«
    Petra sah aus dem Fenster auf den hellblauen Himmel hinter den Jalousien. Sie war gezwungen, die nächste Frage zu stellen, auch wenn sie es nicht wollte.
    »Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, aber es gab Gerüchte über sie.«
    Jonna, die erneut die Serviette zu einem zerknitterten Viereck ausgefaltet hatte, sah auf.
    »Ich weiß«, sagte sie. »Und es macht mich so wütend, wenn ich daran denke, all die Gerüchte, die nie ein Ende nehmen. Niemals.«
    »Sie werden sicher verstehen, dass alle Beziehungen von Mirjam für uns in dieser Situation sehr wichtig sind. Wir müssen wissen, mit wem sie sich getroffen hat und ob es jemanden gibt, der verbittert sein oder sich übergangen fühlen könnte oder der irgendeinen anderen Streit mit ihr gehabt haben könnte.«
    Jonna nickte schweigend und drückte die Serviette unter die Nase.
    »Wir hatten vor ein paar Jahren schon Streit deswegen«, sagte sie.
    »Welche Sache?«
    »Das mit den Männern. Das war in einem Winter, als Zandra gerade nach Karlstad gezogen war, um aufs Gymnasium zu gehen. Damals fühlte sich Mirjam auf eine Art zum ersten Mal frei, denke ich, aber ich wusste schließlich, wie die Leute schon seit Ewigkeiten über sie tratschten. Und eines Tages habe ich zu ihr gesagt, dass sie aufpassen soll. Wie so eine alte Anstandsdame.«
    Jonna lachte trocken und fuhr fort:
    »Ich selbst war zu der Zeit unglücklich verheiratet und habe mir wahrscheinlich nichts sehnlicher gewünscht, als wenigstens halb so frei zu sein wie sie. Wie dumm ich war.«
    Sie nahm eine neue Serviette aus dem Metallständer auf dem Tisch und schnäuzte sich. Petra wartete.
    »Ich habe um Entschuldigung

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