Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerteufel: Roman (German Edition)

Feuerteufel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerteufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ninni Schulman
Vom Netzwerk:
nehmen, ohne jemand sonst darüber zu informieren, wie die Dinge lagen? Es passierte durchaus, dass Polizisten Straftaten begingen. Aber nein, nicht Christer. Das fühlte sich unwahrscheinlich an.
    Petra stand vom Stuhl auf und griff nach der Coladose. Ehe sie das Zimmer verließ, versuchte sie Christers Blick einzufangen, aber er saß konzentriert über seine Papiere gebeugt.
    Nein, nicht er.
    Christer ging auf die Toilette und schloss die Tür ab. Der Puls dröhnte ihm in den Ohren. Ohne nachzudenken, riss er einen Plastikbecher aus dem Halter neben dem Spiegel und füllte ihn mit Wasser. Er hatte nie gern auf Toiletten Wasser getrunken, aber jetzt kippte er drei volle Becher hintereinander. Dann sank er auf den Klositz.
    Er konnte sich nicht entsinnen, sich je so geschämt zu haben, seit Gunvor auf der Suche nach den Schlittschuhen, die sie auf der Skibörse verkaufen wollte, im hintersten Winkel seines Schrankes zwei Pornozeitschriften gefunden hatte. Da war er dreizehn gewesen.
    Mirjam war sein einziges Verhältnis gewesen, wenn man nun sieben Wochen überhaupt als Verhältnis rechnen konnte. Gunvor war nicht so begeistert gewesen – »Ah, die Mirjam« – doch das war ihm ausnahmsweise mal egal gewesen. Seit den Teenagerjahren, seit Magda, war er nicht mehr so verliebt gewesen. Doch trotzdem war es anders gewesen. Eine reine Qual.
    Obwohl es schon so lange her war, konnte er Mirjams letzte Worte auf dem Parkplatz vor Jonte nicht vergessen. »Ich glaube, du weißt schon, was ich sagen will. Du bist wirklich gut und nett, aber ich fühle nicht richtig, was ich fühlen sollte. Du hast was Besseres verdient.«
    Du hast was Besseres verdient. Das war doch der übelste Schlussmachsatz, gleich gefolgt von »Es liegt nicht an dir, sondern an mir«.
    Christer schleuderte den Plastikbecher in den Papierkorb. Wenn Jonna ihn aufgeschrieben hatte, dann musste er doch eine Bedeutung gehabt haben. Doch schon die Einsicht, dass er sich über diesen mickrigen Trost freute, erschütterte ihn. Er war lächerlich.
    Widerwillig erhob er sich und schloss die Tür auf.
    Am Drucker stand Folke und wartete. Er wirkte fröhlich und aufgekratzt.
    »Da bist du ja«, sagte er. »Habe grade nach dir gesucht. Ich habe etwas richtig Interessantes entdeckt.«
    Als der Drucker loslegte, steckte Folke erwartungsvoll die Hand in das Fach, in dem das Papier landen würde. Petra, deren Zimmer nebenan lag, tauchte in der Türöffnung auf.
    »Jetzt bin ich aber neugierig«, sagte sie.
    »Klar, hier, seht mal.«
    Folke blätterte die Seiten durch, die alle in einer Ecke das Telia-Logo trugen.
    »Das hier sind alle abgehenden und eingehenden Gespräche von Mirjams Festanschluss. Das ist nicht viel, hauptsächlich Nummern von verschiedenen Firmen und Organisationen. Wie die meisten von uns hat sie wohl in erster Linie ihr Handy benutzt. Aber!«
    Folke machte eine Pause und sah erst Christer an, dann Petra.
    »In der Woche vor dem Brand ist fast jede Nacht gegen drei Uhr, manchmal auch eine Stunde früher, auf dem Festnetztelefon angerufen worden. Jedes Mal ist, mit einigen Minuten dazwischen, mindestens viermal hintereinander, angerufen worden. Der Rekord ist dreizehn Mal. Und jetzt ratet mal, woher die Anrufe kamen.«
    Folke machte wieder eine Pause und sah sie an. Dann lächelte er.
    »Da kommt ihr nicht drauf: von einer Telefonzelle!«
    »Eine Telefonzelle?«, fragte Christer. »Gibt es die überhaupt noch?«
    »Das habe ich mich auch gefragt. Aber es gibt sie. Unter anderem auf dem Platz vor dem Coop, und von dort sind diese Anrufe getätigt worden.«
    Petra warf Christer einen Blick zu. Er wusste, was sie sagen wollte, und konnte nur zustimmen – Folke war ein echter Gewinn, den sie unbedingt halten mussten.
    »Eine Telefonzelle! Das hat doch was von Sherlock Holmes, oder?«, meinte Folke.
    »Ohne Frage«, stimmte Christer zu.
    »Auf jeden Fall hat man einen speziellen Grund, wenn man mitten in der Nacht eine Telefonzelle benutzt.«
    Christer nickte.
    »Das müssen wir uns näher ansehen und die Leute befragen, die in der Nähe wohnen. Hast du die Mails auch schon durchsehen können?«
    Folke schüttelte den Kopf.
    »Aber Mirjam hat eine Reihe von Nummern angerufen, die wir checken sollten.«
    In dem Moment kam Urban Bratt mit Schweißflecken unter den Achseln den Flur hinunter.
    »Ist was passiert?«, fragte er in die Runde.
    »Ja«, sagte Christer, es hat sich herausgestellt, dass Mirjam Fransson kurz vor dem Brand fast jede Nacht aus einer

Weitere Kostenlose Bücher