Feuerteufel: Roman (German Edition)
vielleicht eine große Klappe, aber sonderlich kräftig siehst du nicht aus.
Wennlunds Morgenmantel war auseinandergeglitten und hatte seine weißhaarige Brust fast bis zum Nabel entblößt, was ihn aber nicht zu stören schien. Er bemerkte amüsiert Petras Blick.
»Aha. Was ist mit Mirjam?«, fragte er und hielt ihr ein Paket Prince hin.
Petra erhob ablehnend die Hand und versuchte, sich eine neue Strategie auszudenken. Wennlund war nicht, wie sie erwartet hatte.
»Glauben Sie, dass ich ihr Haus in Brand gesteckt habe?«
Wennlund schlug eine Zigarette aus der Packung und rollte sie zwischen den Fingern, als wäre sie ein kleiner Zauberstab.
»Wir hören uns bei den Leuten um, die sie jetzt und früher kannten«, erklärte Petra so beiläufig wie möglich. »Gestern habe ich zum Beispiel mit Ihrer Mutter gesprochen.«
»Herzlichen Glückwunsch, kann ich da nur sagen. Das muss ein Erlebnis gewesen sein.«
»Soweit wir wissen, hatten Sie und Mirjam vor einigen Jahren ein Verhältnis.«
»Hat Mama das gesagt?«
Wennlund steckte sich die Zigarette zwischen die Lippen und streckte sich nach dem Feuerzeug auf der anderen Seite des Tisches.
»Nein, das haben wir von anderer Seite erfahren.«
Er drückte ein paarmal auf den Anzünder. Als er endlich ein Flämmchen zustande gebracht und die Zigarette angezündet hatte, sah er sie wieder an. Den Rauch vom ersten Zug blies er langsam, wie ein lang gezogenes Schnauben, durch die Nase.
»Und?«, fragte er und lächelte.
Seine Augen waren wirklich eisblau.
»Wann haben Sie sich zum letzten Mal gesehen?«
Wennlund nahm noch einen Zug, er hatte es nicht eilig. Diesmal ließ er den Rauch in Form von Ringen aufsteigen. Puff, puff, puff.
»Was meinen Sie mit gesehen? Wir sind uns irgendwann im Frühjahr im Pistolenschützenverein begegnet. Mit dem Ficken haben wir, wenn Frau Konstabler die Wortwahl entschuldigen möchte, schon vor drei Jahren aufgehört.«
Glaub bloß nicht, dass du mich provozieren kannst, du lächerlicher alter Sack.
»Was haben Sie am Sonntagabend gemacht?«
Wennlund zog mit der Hand, die die Zigarette hielt, den Aschenbecher zu sich und klopfte die Asche lange und gründlich ab. Dann sah er sie abschätzig an.
»Ich sag Ihnen was. Sie könnten richtig attraktiv sein, wenn Sie dieses blonde Haar mal offen tragen und nicht die ganze Zeit so verschreckt aussehen würden.«
»Jetzt hören Sie aber auf! Antworten Sie auf meine Frage.«
Wennlund stützte den Ellbogen auf den Küchentisch und musterte sie ungeniert.
»Ich darf ja wohl sagen, was ich meine. Nur ein Kompliment. Können Sie es nicht wenigstens probieren?«
»Was probieren?«
»Etwas entspannter auszusehen.«
Petra verschränkte die Arme vor der Brust. Wennlund nahm noch einen Zug von der Zigarette und seufzte.
»Frauen taugen nicht als Polizisten. Ich weiß, es ist unmodern, das zu denken.«
Er klopfte wieder die Asche ab. Gründlich.
»Jetzt beantworten Sie meine Frage«, sagte Petra.
»Es gibt einfach einen Unterschied zwischen Männern und Frauen, auch wenn das heutzutage nicht mehr viele zu glauben scheinen.«
Blablabla. Wenn er wüsste, dass sie fast alle auf dem Revier im Armdrücken schlug. Ihn würde sie ohne größere Probleme kleinkriegen.
Wennlund ließ neue Rauchringe zur Decke steigen. Dann aschte er und drückte die Zigarette fest im Aschenbecher aus.
»Antworten Sie auf meine Frage«, befahl Petra. »Was haben Sie am Sonntagabend gemacht?«
»Und wenn ich nicht will? Was machen wir dann? Wollen Sie mich mit zu Ihrem Polizeiauto schleifen und mit Martinshorn zum Revier fahren? Lalü, lalü! Möchten Sie einen Schluck Wasser?«
»Nein, danke«, sagte Petra, erstaunt über das Angebot.
Wennlund stand auf, machte ein paar Schritte zur Spüle und drehte den Hahn auf.
»Diese Hitze. Man mag ja gar keine Kleider mehr am Leib haben.«
Wennlund füllte einen Plastikschöpfer, der auf dem Abtropfgitter hing, und trank ihn mit großen Schlucken aus. Jetzt stand er zwischen ihr und der Tür. Der Morgenmantel war noch weiter auseinandergeglitten.
»Sind Sie verheiratet?«, fragte er, nachdem er Luft geholt und den Schöpfer zurückgehängt hatte.
»Ganz im Ernst, hören Sie jetzt auf.«
»Bestimmt sind Sie das. Irgendwie schade. Ich mag Frauenzimmer, die ein bisschen Temperament haben, etwas Feuer.«
Er sah ihr wieder in die Augen. Der Eisblick. Geradewegs hinein. Und hindurch. Petra war klar, dass sie wegmusste, und zwar sofort.
Als sie einen Schritt nach vorn
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