Feuerteufel: Roman (German Edition)
eine von Cecilias besten Freundinnen. Kjell-Ove drehte schnell die Musik leiser und nickte ihr kurz zu.
»Hallo«, sagte sie und lächelte prüfend.
Das machten inzwischen alle, mit denen sie zu tun hatten. Tasteten sich vor. Erprobten die Tagesform.
»Wie geht’s?«, fuhr sie im selben sanften Ton fort.
In der einen Hand hatte sie ihren Geldbeutel, in der anderen ein halb aufgegessenes Schokoladeneis am Stiel. Die kurzen Haare waren nass, wahrscheinlich war sie schwimmen gewesen.
Kjell-Ove wusste, dass er nicht mit einem »gut, und selbst?« davonkommen würde.
»Ganz gut«, sagte er.
Ganz gut war in Ordnung. Okay ging auch. Beide Antworten konnten so interpretiert werden, dass er nicht reden wollte. Wenn er es richtig betonte, freundlich, aber bestimmt. Anja schien sich damit zufriedenzugeben und legte eine anteilnehmende Miene auf.
»Wartest du auf Cecilia?«
»Nein, ich … ich bin auf dem Weg nach Hause. Habe Benzin für den Rasenmäher geholt.«
Eine Schokoladenflocke drohte von dem schmelzenden Eis abzurutschen, aber Anja schaffte es, sie mit den Lippen aufzufangen und in den Mund zu bugsieren.
»Gott, eure Tindra ist so ein bezauberndes Ding«, sagte sie dann, »als ich am Sonntag auf sie aufgepasst habe …«
Anja brach mitten im Satz ab und hielt die Hand mit dem Geldbeutel vor den Mund.
»Vergiss es! Vergiss, was ich gesagt habe. Und sag bloß Cecilia nichts, dass ich mich verplappert habe. Sie flippt aus!«
Was meinte sie bloß? Kjell-Ove machte den Mund auf, um nachzufragen, aber im selben Moment fing das Handy in seinem Halter am Armaturenbrett an zu klingeln. Unbekannte Nummer.
»Geh nur ran«, sagte Anja mit so etwas wie Erleichterung in der Stimme. »Mach’s gut. So gut es geht.«
Sie knallte die Tür zu und eilte davon.
Ja, danke, dachte Kjell-Ove. Bedächtig nahm er das Handy und drückte auf die Annahmetaste.
Er wusste genau, woher der Anruf kam. Den ganzen Tag hatte er gewartet.
Petra bog zwischen den grauen Mietshäusern am Sättravägen ein und stellte sich auf einen freien Parkplatz vor dem Eingang von Yngve Wennlund. Eine Frau mit Sonnenhut beobachtete sie von einer Bank im Schatten aus, als sie aus dem Wagen stieg. Im Treppenhaus roch es nach Zuckerkuchen, und von irgendwoher war Ziehharmonikamusik aus dem Radio zu hören. Wennlunds Wohnung befand sich eine halbe Treppe hoch, und Petra drückte zweimal schnell in einer Art, die hoffentlich entspannt wirkte, auf die Klingel. Urban pflegte immer den Klingelknopf lange gedrückt zu halten, als handele es sich um eine einfache Glocke, was die Leute entweder verärgerte oder ihnen Angst machte. Oder beides. Nein, da war es besser, wenigstens einen netten ersten Eindruck zu machen, dachte Petra, auch wenn der sich unter Umständen nicht aufrechterhalten ließ.
Ein Mann in kariertem Morgenmantel mit leicht zerzausten Haaren machte ihr auf. Der Zuckerkuchenduft war nicht aus seiner Wohnung gekommen.
»Mein Name ist Petra Wilander, ich komme von der Polizei. Sind Sie Yngve Wennlund?«
Der Mann nickte kurz.
»Ich müsste mal mit Ihnen reden«, fuhr Petra fort.
»Bekomme ich etwa Damengesellschaft am helllichten Nachmittag!«, sagte Yngve Wennlund, ohne Anstalten zu machen, die Türklinke loszulassen und sie hineinzubitten.
Widerwillig holte Petra ihre Polizeimarke aus der Tasche. Sie fand es immer ein bisschen blöd, damit winken zu müssen, deshalb zeigte sie sie nur, wenn man sie dazu zwang.
»Nein, wie hübsch«, sagte Wennlund und trat zur Seite, sodass Petra in den Flur kommen konnte. »Willkommen, Frau Konstabler. Womit kann einer wie ich dienen?«
»Ich müsste mit Ihnen über Mirjam Fransson reden.«
Wennlund machte ein erstauntes Gesicht. Wahrscheinlich hatte er einmal gut ausgesehen. Sechzig, riet sie, vielleicht jünger. Er sah sie mit eisblauen Augen durchdringend an, als sie die Tür hinter sich schloss.
»Können wir uns irgendwo setzen?«, fragte sie.
»Wenn die Frau Konstabler das möchte, sehr gern. Willkommen, nur herein.«
Wennlund ging vor ihr in die Küche. Als sie sah, dass er sich mit dem Rücken zur Tür setzte und ihr den Platz hinten in der Ecke überließ, beschloss sie, stehen zu bleiben.
»Wollen Sie sich nicht setzen?«, fragte Wennlund und sah sie an.
»Danke, aber das ist schon gut so«, erwiderte Petra und lehnte sich an die Spüle.
»Sie werden doch wohl keine Angst vor mir haben«, sagte Yngve und drehte sich ein wenig auf dem Stuhl.
»Warum sollte ich?«, fragte sie.
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