Feuerteufel: Roman (German Edition)
habe gesagt, dass es kein Problem für mich ist, dorthin zu fahren, denn ich dachte, dass es so sei. Was mich ärgert, ist, dass ich nicht auf mein Gefühl gehört habe. Schon als er die Tür aufgemacht hatte, wusste ich, dass hier irgendwas nicht stimmte, da war so etwas in seinem Blick, aber ich habe das ignoriert. Jetzt arbeite ich hier schon seit zwanzig Jahren, ich hätte es besser wissen müssen.«
Christer sah zu Boden und schien seinen Gedanken nachzuhängen. Um das Thema zu wechseln, fragte Petra:
»Was sagt er im Verhör?«
»Nichts«, erwiderte Christer. »Die meiste Zeit grinst er rum. Er hat kein Alibi, streitet aber ab, irgendwas mit dem Brand zu tun zu haben. Wir mussten ihn vorhin wieder ziehen lassen.«
Es wurde wieder still.
»Hast du das Bedürfnis, mit jemandem zu reden?«, fragte Christer.
Petra schüttelte den Kopf.
»Nein, um Gottes willen, nein.«
»Sicher? Sonst sag Bescheid. Und wenn du heute früher nach Hause gehen willst, dann mach das.«
»Kein Thema«, sagte Petra. »Jetzt vergiss es einfach. Ich komme schon klar.«
Christer sah sie lange an, ehe er sich von der Schreibtischkante erhob und durch die Tür verschwand.
Nein, es war nicht seine Schuld. Sie musste mehr trainieren und zusehen, dass sie Kraft und Reaktionsvermögen wiedererlangte. Es war einfach beunruhigend, dass es Wennlund gelungen war, sie so einfach umzuschmeißen. Morgen würde es eine deftige Einheit im Fitnessraum geben.
Magdalena ruckte kurz an der Redaktionstür, um sich zu vergewissern, dass sie ordentlich abgeschlossen war, dann machte sie ihr Fahrrad los und warf sich den Gurt der Tasche über die Schulter. Dann nahm sie ihr Handy und tickerte eine schnelle SMS an Jeanette.
»Fahre jetzt bei der Redaktion los. Ist etwas spät geworden. Sorry.«
Während sie das Fahrrad über die Straße rollte, piepte die Antwort in ihrer Tasche.
»O.k. Dann setze ich jetzt den Reis auf. Bis gleich!«
Magdalena radelte über die Brücke, unter der das Wasser glitzerte. Vor dem Damm erhoben sich die roten Gebäude der Eisenhütte. Es war ein lauer Abend, und die Leute strömten zu den Minigolfbahnen zwischen den Bäumen am Fluss.
Magdalena radelte an der Apotheke und am Supermarkt vorbei die Storgatan entlang. Vor dem tiefblauen Himmel sahen sogar die Hochhäuser und der Betonplatz vor dem Coop fast schön aus, stellte sie fest und schaffte es gerade noch, einem älteren Mann mit Kappe am Zebrastreifen vor dem Systembolaget auszuweichen.
Es war am Ende dann doch ein sehr guter Arbeitstag gewesen. Der Artikel über die neuen Spuren, die die Polizei den Brand betreffend gefunden hatte, und darüber, dass man die Anwohner der Umgebung befragt hatte, war recht gut gelungen, obwohl Christer Berglund so geheimniskrämerisch getan hatte.
Außerdem hatte sie einen kleinen Artikel über den Vandalismus geschrieben, der nach Christers Meinung im Verlauf des Sommers sogar etwas zugenommen hatte. Das würde zwar höchstens eine Spalte im hinteren Teil der Zeitung geben, aber damit hatte sie auf jeden Fall getan, was sie konnte.
Nach der Abgrenzung der Fußgängerzone wurde die Straße breit und gerade, und Magdalena fuhr schneller, an dem kleinen Hügel des Blinkenbergsparken und an den vor Kurzem abgerissenen Mietshäusern vorbei. In der geharkten Erde sprießte unregelmäßig das Gras. Der Parkplatz an der Straße war leer, der Asphalt geplatzt und die weißen Striche verblasst und rissig.
Wann würden sie aufhören mit dem Abreißen? Würde am Ende überhaupt noch was übrig bleiben? Was machte das mit den Menschen, wenn sie zusehen mussten, wie die Geschichte ihres Lebens dem Erdboden gleichgemacht wurde? Was geschah mit einem Gebäude, wenn alles Stück für Stück abmontiert wurde?
Ihre Schulfreundin Ellen hatte in dem Haus direkt an der Schule gewohnt, und plötzlich konnte Magdalena das Geländer in der Hand fühlen, die raue Wand an den Fingerknöcheln und den Geruch des Treppenhauses. Sie wandte ihr Gesicht der Sonne zu und versuchte, die Wehmut abzuschütteln.
Am Rondell, in dessen Mitte wie ein Hexenkessel der große Eisentopf aus dem Uddeholmsbolaget thronte, bog sie nach links ab, rollte langsam das letzte Stück zu Jeanettes Reihenhaus und sprang schon während der Fahrt ab. Jedes Haus hatte eine einfache Veranda am Eingang mit Holzgeländer und einem kleinen Fenster auf jeder Seite. Im Volksmund wurde diese lange Reihe roter Häuser gern »Kaninchenställe« genannt.
Curry, dachte Magdalena, während sie
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