Feuerteufel: Roman (German Edition)
hinter Mirjam Franssons Haus. Alle waren mehr oder weniger überzeugt davon, dass der Brandstifter auf diesem Weg gekommen war, doch trotz gründlicher Suche mit Hunden hatte man keine Spuren finden können.
Petra blieb einen Moment lang stehen und ließ ihren Blick über das kleine Wohngebiet schweifen. Lasse und sie fühlten sich hier wohl, auch wenn sie manchmal wünschte, sie hätten ein etwas größeres Grundstück etwas näher am Wald erwischt.
»Jaja«, sagte sie, als Roy die Geduld verlor und anfing, an der Leine zu zerren.
Bald würde der Sommer vorbei sein. Nächste Woche schon zog wieder der Alltag ein.
Hannes würde in die neunte Klasse kommen und Nellie ins letzte Jahr auf dem Gymnasium. Und wenn Hannes weiterhin so stur blieb, was seinen Wunsch, die künstlerische Linie auf dem Gymnasium in Karlstad zu besuchen anging, dann würden sie schon nächstes Jahr beide ausgezogen sein. Der Gedanke ließ Petras Atem stocken.
Lasse nannte das alles »Flausen im Kopf«. Seiner Meinung nach sollte der Junge wenigstens den wirtschaftswissenschaftlichen Zweig nehmen, sodass er später mal das Geschäft würde übernehmen können.
Als Hannes dann Lasse klargemacht hatte, dass er sich »einen Scheiß für Wirtschaft oder irgendwelche verdammten Elchstutzen interessierte, und für Wurfangeln oder Fliegenfischen schon gar nicht«, war Lasse auf dem Küchenstuhl in sich zusammengesunken.
»Wenn du glaubst, dass man sich davon ernähren kann, auf einer Gitarre herumzuzupfen, von mir aus«, hatte er geschnaubt und war im Wohnzimmer verschwunden.
Später am Abend hatte Petra versucht, ihn zu beruhigen.
»Er hat eben Talent«, hatte sie gesagt und war unter seine Decke gekrochen.
»Ich weiß sehr gut, dass er sowohl auf der Gitarre als auch im Zeichnen gut ist, aber ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass das ein Hobby ist. Ich habe Angst, dass wir ihm einen Bärendienst erweisen.«
»Aber es geht doch nur ums Gymnasium. Hinterher hat er doch alle Möglichkeiten, weiter zu studieren.«
Jetzt, als sie der Tatsache ins Auge sehen musste, dass dies hier ihr letztes Jahr als komplette Familie sein könnte, bereute sie fast, dass es ihr gelungen war, ihn zu überreden.
Kjell-Ove fuhr durch die Garageneinfahrt und stellte den Motor ab. Der Rasenmäher stand noch mitten auf der Wiese, wo er ihn hatte stehen lassen. Durchs Küchenfenster konnte er Cecilia erkennen, die ohne rauszusehen am Tisch saß. Sie musste ihn gehört haben, wollte sich aber offensichtlich nichts anmerken lassen.
Als er von der Polizei gekommen war, hatte er zwei Anrufe in Abwesenheit von ihr auf dem Handy gehabt. Bei ihrem dritten Anruf hatte sie eine Nachricht hinterlassen, aber er hatte sich nicht die Mühe gemacht, sie abzuhören.
Nun saß sie mit gebeugtem Nacken da am Tisch und las in einer Zeitung. Um den Kopf einen rosafarbenen Schal.
Das Polizeiverhör war wie ein Tonband, das in Endlosschleife in seinem Kopf lief. Jedes Mal, wenn es wieder von vorn anfing, klang das, was er sagte, seltsamer. Warum hatte er sich nicht besser vorbereitet? Vielleicht hätte er zugeben, dass er an jenem Abend bei Mirjam war, und sich eine vernünftige Begründung ausdenken sollen. Aber dafür war es jetzt zu spät.
Der Geruch von frisch gemähtem Gras schlug ihm entgegen, als er aus dem Auto stieg. Nicht einmal als er die Autotür zuknallte, reagierte Cecilia in der Küche.
Wenn nun die Polizei dahinterkam, dass er gelogen hatte. Bestimmt würden sie ihn festnehmen. Zumindest so lange, bis sie herausfanden, dass er unschuldig war. Aber dann würde es schon zu spät sein, dann würde sein Leben schon in Scherben liegen.
Kjell-Ove trat in den Flur und schloss die Tür hinter sich ab. Schweigend. Als er die Schuhe aufs Schuhregal stellte, hörte er einen Schluchzer. Dann noch einen.
Cecilia hatte die Ellbogen aufgestützt und hielt sich mit beiden Händen die Stirn. Ihre Schultern zuckten.
»Weinst du?«, fragte er dämlich.
Cecilia rang nach Luft.
»Du«, begann er und legte ihr die Hand auf den Rücken.
Sie zuckte mit den Schultern, als wäre er ein lästiges Insekt.
»Du. Was ist denn?«
Cecilia schluchzte noch ein paar Mal, sammelte sich dann aber so weit, dass sie antworten konnte.
»Wo … wo warst du denn? Ich habe dich immer wieder angerufen. Ich …«
Eine neue Welle von Schluchzern ließ sie wieder zittern.
»He, du«, sagte er.
»Ich habe solche Angst. Ich kann nichts tun, ich kriege nichts hin. Ich bin eine einzige Belastung.
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