Feuerteufel: Roman (German Edition)
das Fahrrad neben ein Miniaturdreirad aus Metall stellte, das ein Blumenarrangement trug, wo der Sattel hätte sitzen sollen. Dann drückte sie ihr übliches Klingelzeichen auf der Glocke neben der offenen Tür und ging hinein.
Definitiv Curry.
Im Flur schlüpfte sie aus den Converse und ging in die Küche.
»Hallöchen«, rief Jeanette und stellte einen beschlagenen Krug mit Wasser auf den Tisch.
Auf der Wasseroberfläche schwammen Zitronenscheiben.
»Musstest du Überstunden machen? Wegen des Brandes wahrscheinlich, oder?«
»Unter anderem«, sagte Magdalena und versuchte, durch die Nase zu atmen. »Kann ich was helfen?«
»Nein, alles fertig. Der Reis ist gleich so weit.«
Magdalena nahm Platz, goss sich Wasser in ein Glas, das bereits auf dem Tisch stand, und trank mit großen Schlucken.
»Wusstest du, dass Mirjam Fransson eine Zeit lang Sebastians Tagesmutter war?«, fragte Jeanette.
»Ehrlich?«, fragte Magdalena und schluckte ein paarmal, um die Übelkeit loszuwerden.
»Alle Kinder liebten sie, Basti auch. Sie war ziemlich oft zum Haareschneiden bei mir, das letzte Mal im Frühjahr. Das ist so tragisch alles. Wie muss man denn drauf sein, um jemandem das Haus anzustecken?«
»Das fragt man sich«, sagte Magdalena. »Wo ist eigentlich Sebastian? Den habe ich den ganzen Sommer kaum gesehen.«
Jeanette setzte sich, warf mit geübter Bewegung die schwarzen Haare über die Schulter und rückte das enge Baumwollkleid zurecht.
»Arbeiten. Er macht die ganze Zeit Überstunden. Wir haben es ja nicht so dicke gehabt hier, da kann man verstehen, dass er scharf darauf ist, eigenes Geld zu verdienen, jetzt, wo er das endlich kann. Aber er sollte auch mal ein bisschen kürzertreten, man sieht, dass ihn das anstrengt. Wenn er nicht arbeitet, dann schläft er im Grunde. Hier. Nimm dir.«
Magdalena nahm den Löffel, den Jeanette ihr hinhielt, und tat sich eine kleine Portion auf.
»Ich habe heute bei dieser Unterstützungsorganisation angerufen«, fuhr Jeanette fort, »du weißt schon, dieses Projekt, von dem ich erzählt habe. Die klangen viel interessierter, als ich zu hoffen gewagt hätte. Stell dir vor. Endlich passiert was.«
»Wahnsinn, wie cool!«
Magdalena freute sich aufrichtig für Jeanette. Schon als Kind war ihre Freundin recht abenteuerlustig gewesen, und seit ihrer Jugend hatte sie davon geträumt, ins Ausland zu gehen und die Welt zu sehen. Doch dann kam Sebastian.
»Aber ich darf dich interviewen, bevor du gehst«, sagte sie. »Jeanette, vierzig Jahre, aus Hagfors, tauscht Friseursalon gegen Kinderheim in Afrika. Zitat: ›Das Leben ist zu kurz, um nichts zu wagen.‹«
Jeanette lachte.
»Unbedingt. Exklusiv, das verspreche ich dir. Aber vierzig, brr, wie das klingt!«
»Ich weiß«, meinte Magdalena. »Lass uns einfach nicht mehr davon reden. Aber Afrika, das klingt doch total spannend!«
Jeanette häufte Essen auf ihren Teller und nahm einen Schluck Wasser.
»Sehnst du dich nicht manchmal hier weg?«, fragte sie, »zurück in die Großstadt?«
Das Fleisch in Magdalenas Mund fühlte sich an wie ein Wollknäuel, das immer größer und größer wurde, je mehr sie kaute. Sie schüttelte den Kopf.
»Der Sommer war natürlich ein bisschen speziell, wenn man so will, etwas öde, eine Überdosis an Freilichtspielen und so. Doch nein, eigentlich vermisse ich nichts.«
Jeanette sah sie misstrauisch an.
»Eigentlich? Das klingt nicht grade, als ob du es ganz toll finden würdest. Petter könntest du doch wohl mitnehmen, oder kann man den nicht umziehen?«
Magdalena nahm sich eine Serviette aus dem Pappkarton mit Pilzmuster und wischte sich den Schweiß von der Oberlippe.
»Weißt du, ich habe noch nicht mal daran gedacht. Ich wohne jetzt hier. Ich habe ein Haus gekauft, ich habe einen Job, ich …«
Magdalena schob das verbliebene Essen auf ihrem Teller zu einem kleinen Haufen zusammen und legte das Besteck daneben. Mehr würde sie nicht bewältigen.
»Hat es dir nicht geschmeckt?«, fragte Jeanette.
»Doch, aber ich habe einfach keinen richtigen Appetit.«
Magdalena goss sich noch mehr Wasser ein und trank. Im Magen rumorte das Fleischgericht.
»Ich kann einfach immer noch nicht verstehen, warum du das Medienleben in Stockholm gegen das hier getauscht hast«, sagte Jeanette, »aber das liegt wahrscheinlich an mir.«
Das hatte Magdalena schon oft gehört, man hielt sie für wahnsinnig, weil sie wieder nach Hause gezogen war.
»Es hat alles seine Zeit, denke ich«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher