Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerteufel: Roman (German Edition)

Feuerteufel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerteufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ninni Schulman
Vom Netzwerk:
ihre letzte Nachricht auf und las sie noch einmal.
    »Sorry für späte Antwort. Gerne Kaffee!«
    Dann drückte er »Anrufen«.
    Während die Klingeltöne zu hören waren, stand er auf und ging im Zimmer auf und ab. Es klingelte dreimal, ehe jemand ranging. Toruns Stimme klang genauso fröhlich, wie er sie in Erinnerung hatte.
    »Hallo, hier ist Christer. Christer Berglund.«
    »Hallo!«
    Jetzt klang die Stimme noch fröhlicher, wie ein helles Glitzern.
    »Stör ich?«
    »Nein, ganz und gar nicht.«
    Christer marschierte auf und ab. Und was sollte er jetzt sagen? Hatte er das hier wirklich gründlich durchdacht?
    »Danke für deine Nachricht. Ich hab mich sehr gefreut. Das war sehr nett neulich. Fand ich.«
    »Das fand ich auch«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Ich habe mich gefreut, von dir zu hören.«
    Christer spürte, wie sein ganzer Brustkorb warm wurde. Ihren Dialekt hatte er fast schon vergessen. In Lesjöfors hatten die Einwohner eine ganz andere Satzmelodie als in Hagfors. Das klang ungewohnt. Und sehr süß.
    »Was machst du heute Abend?«, fragte er.
    »Nicht sonderlich viel. Bisschen fernsehen und so. Wahrscheinlich gehe ich bald schlafen, muss morgen um halb sechs arbeiten.«
    »Gute Güte, so früh! Was machst du denn?«
    Er merkte selbst, dass er jetzt natürlicher klang. Ihre fröhliche Stimme hatte ihn ein wenig entspannter gemacht.
    »Ich arbeite in einer Kindertagesstätte hier«, sagte sie.
    »Aha. Und gefällt dir das?«
    »Ja, total. Aber morgens früh die Erste sein zu müssen ist nicht so lustig. Das ist so, als wäre man noch gar nicht wach.«
    »Ja, das verstehe ich.«
    Es trat ein kurzes, aber nicht unangenehmes Schweigen ein.
    »Ich habe schon auf Facebook nach dir gesucht«, sagte Torun, »hab dich aber nicht gefunden.«
    Sie hatte nach ihm gesucht? In seinem Brustkorb wurde es noch wärmer.
    »Ich bin nicht drin«, sagte er und befühlte mit dem Zeigefinger die Erde in einem Blumentopf auf dem Fensterbrett, registrierte aber nicht, dass die Erde darin staubtrocken war.
    »Ach so? Wie kommt das?«, fragte Torun.
    Sie klang erstaunt.
    »Ich habe wohl noch nicht richtig begriffen, wozu das gut sein soll. Meine Freundschaften kann ich auch noch so ganz gut pflegen«, erwiderte er, merkte aber gleich, wie rückschrittlich das klang. Also fügte er hinzu: »Aber vielleicht ist es ja ganz lustig.«
    »Ich finde es total cool, dann ist man nicht so einsam, wenn man hier abends rumsitzt. Aber natürlich ist es viel netter, sich richtig zu sehen.«
    »Ja klar, das ist es.«
    Christer räusperte sich und marschierte in die Küche.
    »Hast du vielleicht Lust, dass wir irgendwann was zusammen machen?«
    »Gern«, sagte sie gut gelaunt.
    Er setzte sich auf einen Küchenstuhl und fing an, mit den Fingern die Fransen des Läufers zu kämmen.
    »Wie sieht es denn am Wochenende aus?«
    »Am Sonntag fahren wir zum Geburtstag meiner Nichte, aber am Samstag habe ich nichts vor.«
    »Sollen wir dann Samstag sagen?«, fragte er.
    Als sie das Gespräch beendet hatten, sank er selig lächelnd über dem Tisch zusammen. Sein Herz pochte laut. Die Nachbarn hatten aufgehört, Wasser fließen zu lassen.
    Er hatte sie angerufen. Er hatte mit ihr gesprochen. Und es hatte sich gut angefühlt. So viel er auch nachgrübelte, konnte er nichts finden, was an Toruns Worten gestelzt oder komisch geklungen hätte. Sie hatte wirklich und aufrichtig erfreut gewirkt.
    Christer stand auf, ging ins Bad und machte das Licht an. Während er Zahnpasta auf die Zahnbürste drückte, begegnete er seinem Blick im Spiegel. Wenn ihn nicht alles täuschte, war der Stempel auf seiner Stirn zumindest ein wenig blasser geworden.
    »Als Sie das letzte Mal hier waren, ging es Ihnen gar nicht gut.«
    »Nein.«
    »Wie fühlt es sich jetzt an? Ist es besser oder schlechter?«
    »Ungefähr gleich.«
    »Darf ich Ihre Hände sehen?«
    (Schweigen.)
    »Sie müssen versuchen, andere Wege zu finden, mit der Angst umzugehen, als sich Brandwunden zuzufügen. Das hier sieht wirklich nicht gut aus.«
    (Schweigen.)
    »Sind Sie abends immer noch draußen unterwegs?«
    »Ja.«
    »Haben Sie schon mal daran gedacht zu joggen? Um die Endorphine ein wenig in Gang zu kriegen? Vielleicht mit Musik?«
    »Ich glaube, ich bin nicht so der Joggertyp.«
    »Aber es wäre doch einen Versuch wert.«
    (Schweigen)
    »Woran denken Sie?«
    »Wie sinnlos mir alles vorkommt. Ich passe nirgends hinein, niemand will mich haben, ich schaffe es kaum, morgens aus dem Bett zu kommen.

Weitere Kostenlose Bücher