Feuerteufel: Roman (German Edition)
noch Notizen und Einkaufslisten mit Papier und Stift. Sämtliche andere Textkommunikation lief über Computer oder SMS . Letztes Jahr hatte sie nicht einmal richtige Weihnachtskarten zustande gebracht.
Diesmal machte sie sich nicht die Mühe zu lesen, was er zu erzählen hatte, sondern steckte das Blatt einfach in einen Umschlag, schrieb »Leserbriefredaktion« darauf und tat es in den Postausgang zur Zentralredaktion. Dann ging sie in ihr Zimmer zurück, nahm das Handy und schrieb eine kurze SMS an Ann-Sofie.
»Hast du am Wochenende Lust auf Besuch?«
Petra rieb sich die Augen und drehte den Kopf hin und her, um die Nackenmuskeln zu entspannen. Wie viele Menschen hatte sie tanken und dann mit einem Eis und der Abendzeitung in der Hand durch die automatischen Türen von Preem kommen sehen? Hundert? Mehr als hundert?
Sie stand auf und ging durch den Flur. Als sie an Folkes Zimmer vorbeikam, streckte sie den Kopf hinein.
»Und, wie läuft’s bei dir?«
Folke sah sie an und blinzelte ein paarmal. Er sah genauso angeödet aus, wie sie sich fühlte.
»Magnum Mandel scheint das beliebteste Eis des Jahres zu sein, zumindest in Ekshärad«, verkündete er, »dicht gefolgt von Piggelin.«
Petra brach in Gelächter aus.
»Ach was, glaubst du nicht, dass Dajmstrut es noch auf den zweiten Platz schafft?«
Folke seufzte.
»Entweder das oder das andere«, sagte Christer hinter ihnen.
Petra drehte sich um und sah, wie er eine entschuldigende Geste machte.
»Ich fürchte, ich muss euch einen kleinen Akuteinsatz aufdrücken. Im Coop haben sie zwei Jugendliche wegen Diebstahls festgehalten. Die nächste Streife ist gerade in Bratvålen.«
»Kein Problem«, sagte Petra und erntete dafür einen anerkennenden Schlag auf die Schulter.
Woher wusste Christer, dass sie mehr als gern mal eine Stunde vom Schreibtisch wegkam? Die Gedanken an Hannes hatten freie Fahrt gehabt, als sie nur stumm dagesessen und vor sich hin gestarrt hatte. Ein Schreckensszenario nach dem anderen hatte sie sich ausgemalt.
»Schön, sich mal ein bisschen bewegen zu können«, sagte Folke, als sie in die Garage kamen.
»Aber echt.«
Petra drückte auf den Schlüssel, und ein Wagen am Ende der Reihe blinkte.
»Und wie geht es dir sonst so?«, fragte sie, als sie sich setzten und die Sicherheitsgurte anlegten.
»Doch, ganz gut«, sagte Folke. »Wirklich.«
Petra fuhr aus der Garage, auf den Sjukhusvägen und weiter auf den Dalavägen.
»Wie sieht es mit Umzugsplänen und Bewerbungen aus?«
Ende Oktober würde die Assistenzzeit von Folke auslaufen, und er hatte sie schon gefragt, ob sie sich, falls erforderlich, als Referenz zur Verfügung stellen würde. Das würde sie natürlich tun, aber am liebsten wäre es ihr, wenn er bei ihnen bleiben würde.
»Geht so«, sagte er, »im Sommer gab es nicht viele Jobs, auf die man sich hätte bewerben können, aber gestern habe ich von einer Festanstellung in Solna gelesen. Ich weiß ja nicht, ob das was wäre, aber immerhin wäre es nett, wieder näher bei meiner Mutter zu wohnen.«
Trotz seines seltsamen Nachnamens und der adligen Haltung war Folke mit einer alleinerziehenden Mutter in einer Wohnung in Hässelby aufgewachsen. Der gräfliche Vater war schon lange tot, und Folke hatte keinerlei Erinnerung an ihn, wie er eines späten Abends, als sie gemeinsam Überstunden machten, einmal berichtet hatte. Und weil die Verwandtschaft in Skåne offensichtlich keinen Gefallen am Hippieleben seiner Eltern gefunden hatte, war Folke seinen Großeltern väterlicherseits noch nie begegnet. Petra erinnerte sich an das vergilbte Foto von dem Bulli, das er ihr gezeigt hatte. Folke selbst hatte daneben mit weißem, flaumigem Haar unter dem Sonnenhut auf einer Decke im Gras gesessen.
»Und Jens?«, fragte sie, »wird er mitgehen?«
Wie immer, wenn Folke von seinem Freund erzählte, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus und ließ seine Gesichtszüge weicher werden.
»Das hoffe ich jedenfalls. Er ist ziemlich scharf darauf, was Neues auszuprobieren. Er müsste einen Fuß in irgendeine Zeitungsredaktion kriegen, aber das wird sich schon ergeben.«
Folke trommelte mit den Fingern auf sein Knie.
»Ganz bestimmt«, sagte Petra. »Er hat wirklich Talent.«
»Findest du?«, sagte Folke froh. »Ich finde ja auch, dass er richtig gut ist, aber ich fürchte, ich bin da nicht ganz objektiv«, erklärte er.
»Das ist man überhaupt nur ganz selten.«
Petra bog auf den Coop-Parkplatz ein und stellte sich so nah
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