Feuerteufel: Roman (German Edition)
wie möglich an den Eingang. Der Geschäftsführer Palle Bruus kam schon auf sie zu, als sie noch nicht mal den Motor abgestellt hatte.
»Sie sind da drin.«
Er ging vor ihnen ins Lager und zeigte mit dem Daumen auf einen kleinen Raum ganz hinten. Petra und Folke kreuzten zwischen Kartons und Kisten hin und her.
»Leichtbier und eine Menge Süßigkeiten«, erklärte Bruus. »Die Rucksäcke waren fast voll, als wir sie erwischt haben.«
Zwei Jugendliche in T-Shirts, Hüftjeans und Kappen hingen jeder auf einem Klappstuhl. Als Folke den Raum betrat, schien er den Platz fast völlig auszufüllen, und die Jungs sahen sich ängstlich an.
»Okay«, begann Petra, »sieht so aus, als hättet ihr versucht, ein paar Leckereien zu klauen.«
Die Jungs wechselten einen verstohlenen Blick unter ihren Schirmmützen und schwiegen.
»Sechs Bier und fast ein Kilo Schokolade«, sagte Bruus.
Der Dunkelhaarige grinste.
»Findest du das auch noch witzig? Habt ihr nicht mal so viel Grips, dass ihr euch schämt, wenn die Polizei kommt? Da wird einem doch schlecht, wenn man das sieht!«
Petra setzte sich auf eine Palette mit Küchenrollen und klappte den Laptop auf. Da sie diese Art von Arbeit inzwischen nur noch sehr selten machte, dauerte es eine Weile, ehe sie sich in das neue System eingeklickt und das Formular für eine neue Anzeige aufgerufen hatte.
»So, jetzt aber«, sagte sie schließlich. »Dann legen wir mal los.«
Bruus stand mit verschränkten Armen daneben, während sie Namen, Personennummer, Adresse und Telefonnummer der Jungen eintrug. Folke ging die gestohlenen Waren durch und schätze mithilfe des Geschäftsführers den ungefähren Wert. Einer der beiden, Sebastian, trommelte nervös mit den Fingern. Ab und zu machte er eine kurze Pause, spreizte die Finger und fing dann wieder an.
»Gesteht ihr die Tat?«, fragte Petra.
Beide nickten mit gesenktem Blick.
»Ich möchte, dass ihr mich anseht, wenn ich mit euch rede.«
Petra musterte Sebastian. Seine Pupillen waren riesig. Als die Anzeige fertig war und sie den Laptop zusammengeklappt hatte, sagte sie:
»Ihr kommt jetzt mit aufs Revier, und da macht ihr beide einen Drogentest. Und weil ihr unter achtzehn seid, werden wir eine Meldung an das Jugendamt machen, so lautet die Routine.«
Der Dunkelhaarige, Amadeus, grinste jetzt nicht mehr, und Sebastians Finger hörten auf zu trommeln.
Als Magdalena in den Lichthof des Rathauses trat, war die Temperatur dort fast unerträglich. Sie nahm die Sonnenbrille ab und sah die Treppe hinauf. Ihre tägliche Runde durchs Rathaus, bei der sie neue Nachrichten und andere Geschehnisse durchging, die im Tagebuch der Kommune registriert wurden, war nach dem »Liebesnest«-Artikel erschwert worden. Freundschaftliches Lächeln war Grimassen und abgewandten Blicken gewichen.
Auf halber Treppe begegnete ihr Maud Pehrsson, eine Lehrerin, die Gemeinderätin geworden war. In der Schule hatte Magdalena zu ihren Lieblingsschülerinnen gehört, doch als Journalistin war sie nicht so gern gesehen.
»Hallo, Magdalena«, sagte Maud trocken, ohne stehen zu bleiben.
Das Klappern ihrer Absätze hallte zwischen den Backsteinwänden wider. Magdalena sah ihr nach. Wie lange würde sie wohl noch unter Bann stehen?
Die Tür zum Sekretariat der Gemeindeverwaltung stand offen, und Magdalena trat wie üblich ein, ohne anzuklopfen. Die Tagespost lag am Ende des Schreibtischs fein säuberlich gestapelt. Magdalena blätterte sie durch und konnte schnell feststellen, dass es nichts gab, worüber man schreiben könnte. Also versuchte sie, sich von Anita Johanssons abgewandtem Rücken nicht beirren zu lassen.
Als sie wieder auf die Straße kam, klingelte das Handy. Sie musste lange in der Tasche wühlen, bis sie es fand.
Petter.
»Hallo, Liebling«, sagte sie, »hast du den Weg aus dem Wald gefunden?«
»Ja, ich hatte das Gefühl, ich sollte mal nach einer Netzverbindung suchen und dich anrufen. Habe mir gestern ein bisschen Sorgen gemacht, als du nicht abgenommen hast.«
Seine Stimme ließ es ihr warm ums Herz werden. Warum musste nur alles so kompliziert sein?
»Du hast dir Sorgen gemacht? Warum denn?«
Magdalena schubste die Tür zur Redaktion mit der Schulter auf.
»Ich weiß nicht recht. Wahrscheinlich wegen dem Brand und all dem. Bitte versprich mir, dass du nicht auf private Pyromanenjagd gehst.«
Magdalena lachte.
»Warum sollte ich?«
»Du, ich kenne dich. Ich weiß, wie engagiert du bist. Und so was wie letzten Winter will ich
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