Feuerteufel: Roman (German Edition)
sie wirklich ein Problem.
»Okay, vergiss es«, sagte Ann-Sofie. »Erzähl lieber von Nils.«
Magdalena nahm einen Schluck Tee und suchte nach Worten.
»Ich mag jetzt nicht alle Details aufrollen, aber es war schwierig, das kann ich dir sagen. Aber jetzt ist die Schule, auf die er eigentlich hätte gehen sollen, geschlossen worden, und er wird auf einer neuen großen Schule anfangen, die vom ersten Schuljahr bis zum Abitur geht.«
»Vom ersten Schuljahr bis zum Abitur? Machst du Witze?«
»Nein, es ist so. Sie haben drei Schulen zugemacht und alle Schüler aufs Gymnasium verfrachtet, das seinerseits ausgebaut worden ist. Also, das sieht wunderbar aus, das ist es nicht. Alles neu.«
»Okay, entschuldige«, sagte Ann-Sofie, »jetzt habe ich dich unterbrochen. Das klang einfach nur so komisch. Erzähl weiter.«
Magdalena nahm noch einen Schluck und strich mit dem Daumen am Rand der Tasse entlang.
»Am Montag fängt er dort an, und ich bin so nervös deswegen. Wenn wir in einer größeren Stadt wohnen würden, dann könnte er die Schule wechseln, wenn es zu übel wird. Aber da gibt es nun mal keinen Ausweg.«
»Verstehe.«
Ann-Sofie stellte ihre Tasse aufs Fensterbrett.
»Und jetzt bin ich schwanger«, fuhr Magdalena fort, »damit sind wir dann wirklich festgenagelt.«
Sie sah auf ihren Bauch und streichelte ihn kurz.
»Willst du das Kind denn?«
»Ja, ich will das Kind. Natürlich will ich es. Aber ich muss so viel an Nils denken dabei. Noch ein kleines Geschwisterchen, das macht zwei Stiefgeschwister, mit denen er konkurrieren muss. Petter hat zwei Töchter. Und dann noch mein Job. An manchen Tagen macht es total Spaß, aber dann wieder allein in einer Redaktion zu sitzen und Jahr für Jahr dieselben Gemeinderatstypen zu interviewen, du kennst mich, da werde ich ungeduldig. Gott, was ich plappere. Entschuldige.«
Ann-Sofie sah sie an, suchte Blickkontakt, aber Magdalena sah zu Boden. Die Tränen brannten ihr hinter der Nasenwurzel. Sie versteckte sich hinter der Teetasse und suchte die richtigen Worte.
»Ich habe nichts mehr im Griff. Und wenn ich das hier sage, dass ich Angst habe, dass wir da festgenagelt sein werden bin ich noch sicherer, dass ich auch dieses Kind verlieren werde, einfach, weil ich so undankbar bin.«
Magdalena beugte sich vor und verbarg das Gesicht in den Händen. Ann-Sofie legte die Hand auf ihr Knie.
»Hör mal, Magdalena«, sagte sie nach einer ganzen Weile.
Es klang, als würde das aus weiter Ferne kommen oder zumindest aus einem anderen Raum.
»Das ist das erste Mal, dass ich dich weinen sehe.«
Yngve Wennlund starrte Petra aus der Dunkelheit an. Erst stand er ganz still am Fußende des Bettes, dann kam er näher. Nimm schon, sagte er und lachte. Komm schon. Nimm.
Petra tastete mit der Hand am Kopfende und fand endlich den Schalter der Nachttischlampe. Als sie das Licht anmachte, verschwanden die selbst leuchtenden Augen endlich.
Lasses Wimpern fingen an zu zittern, aber sie wagte noch nicht, die Lampe wieder auszumachen.
»Wie … wie spät ist es?«, fragte Lasse und schaute sie mit zusammengekniffenen Augen an.
Petra sah auf den Radiowecker. 23:44. Sie waren schon gegen elf ins Bett gefallen. Es war lange her, dass der Freitag ein Abend war, an dem sie lange aufblieben.
»Viertel vor zwölf. Schlaf du nur. Ich hatte nur einen Albtraum.«
»Schon wieder?«
Lasse blinzelte ein paarmal, um sich an das Licht zu gewöhnen.
»Ja«, erwiderte Petra.
»Du hast jetzt seit einiger Zeit schon jede Nacht einen Albtraum, hast getreten und mit den Armen gezuckt. Ist irgendwas?«
Petra drehte das Kissen um und zog sich die Decke bis zum Kinn. Dann sah sie ihren Mann an.
»Du weißt aber, dass das, was passiert ist, nichts Besonderes war?«
Lasse nickte.
»Am Dienstag? Als du mit Roy zurückkamst, hast du nichts mehr gesagt, und ich wollte nicht fragen.«
Petra holte tief Luft und sah Lasse wieder an.
»Es war doch was, kann man sagen. Ein Mann hat mich überfallen.«
Lasse stützte sich auf den Ellenbogen und sah sie an.
»Du bist überfallen worden?«
Sein sorgenvoller Blick verursachte ihr Bauchschmerzen. Vielleicht war es dumm, das zu erzählen, aber jetzt war es zu spät.
»Na ja, wie man’s nimmt. Ich bin in einer Küche zu Boden gerungen worden. Ich bin ja nicht verletzt worden und habe mich auch befreit, aber ich träume davon.«
»Wieso, warst du allein?«
Petra nickte.
»Das kam halt so.«
»Das geht doch nicht!«
Lasse strich ihr übers Haar. Dann
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