Feuerteufel: Roman (German Edition)
anrichtete, und sei es nur, dass er gelangweilte Jugendliche inspirierte.
Christer band seine Laufschuhe zu, schloss die Wohnungstür ab und nahm die Treppen mit großen Schritten. Er lief über die Straße, den Kieshang auf der anderen Seite hinunter und weiter über die Fußgängerbrücke. Als er über den Fluss war, nahm er Tempo auf, wählte den Weg am Zaun entlang des Älvstranden, dann weiter über die Wiesen zwischen den Arbeiterwohnungen Gärdet und umrundete dann die leeren alten Gebäude der Asplundschule, die allmählich verfielen. Laufen, laufen, laufen. Den Ort, an dem es zuvor am Tag gebrannt hatte, passierte er, ohne etwas zu bemerken.
An der Böschung Richtung Kiefernwäldchen hinter der Schule stolperte er über eine Wurzel und musste sich abstützen. Es fühlte sich an, als hätte er sich dabei einen Fingernagel eingerissen, aber er scherte sich nicht darum, sondern lief einfach weiter. Er hörte die Vögel nicht zwitschern, freute sich nicht über den weichen Waldboden, sah die Aussicht über die Stadt nicht und die Berge nicht, deren Blau hinten jetzt heller wurde, um dann vom Abendhimmel eingenommen zu werden. Er sah nichts, sondern eilte nur blind über den Waldkamm.
Was hatte er falsch gemacht? Warum taugte er nichts?
Du bist nicht reif, du bist nicht reif …
Munthers Worte waren wie nervige Insekten, die einem um den Kopf surrten und die man nicht loswurde.
Aber wenn er jetzt nicht so weit war, wann würde er es dann sein? Niemals vielleicht? Wann würde es eine solche Chance noch einmal geben?
Als Christer das rot gestrichene Holzhaus mit den weißen Ecken erreichte, das mitten auf der Lichtung stand, schmeckte er Blut auf der Zunge. Als er am Zaun vorbeilief, wurde er langsamer. Im Garten stand trocken und schief eine Mittsommerstange. Und ein Trampolin.
Obwohl die Lungen schmerzten, nahm er wieder Tempo auf.
Würde er noch weitere fünfundzwanzig Jahre ein gewöhnlicher Polizist bleiben? Würde er ein lächerlicher Alter werden, der seine Bitterkeit über alles und jeden ausschüttet, was ihm begegnete?
Als Christer zwischen den Tannen auf der rechten Seite die Polizeistation sah, war er so erschöpft, dass es ihm vor den Augen flimmerte. Er blieb stehen und stützte sich auf den Knien ab.
Du bist nicht reif … nicht reif.
Magdalena machte die Schlafzimmertür zu und ging zur Kommode. Vorsichtig zog sie ihren Ohrring aus dem Ohr. Im Spiegel sah sie, wie Petter die Patchwork-Tagesdecke zusammenfaltete, sich auf die Bettkante setzte und den Pullover auszog.
Als sie sich darauf konzentrierte, den Verschluss von dem anderen Ohrring aufzumachen, spürte sie Petters Lippen in ihrem Nacken. Sie begegnete seinem Blick im Spiegel und sah, wie er langsam das Gummi aus ihrem Haar zog. Sie legte den Ohrring ab, lehnte sich an ihn und suchte seinen Blick im Spiegel. Dann drehte sie sich um und küsste ihn.
Petters Hände glitten von ihrem Haar über Hals und Schultern. Als er ihre Brust berührte, fuhr sie zusammen.
»Was ist?«, fragte er und nahm die Hand weg.
Magdalena antwortete nicht, sondern küsste ihn noch einmal.
Schnell war die Hand wieder da.
»Au!«
»Tut das weh?«, fragte Petter.
Magdalena trat zurück und sah ihn an. Nun musste er sich wirklich wundern. Ich muss es erzählen. Jetzt.
Sie holte tief Luft und flüsterte:
»Es ist so, dass ich … Ich bin schwanger.«
»Was sagst du?«, fragte Petter.
»Ich bin schwanger«, wiederholte sie etwas lauter.
»Ehrlich? Du bist schwanger?«
Einen Moment lang sah er unsicher aus, dann kam das Lächeln, überglücklich. Magdalena nickte und schluckte.
»Das ist ja einfach unglaublich!«
Petter umarmte sie vorsichtig.
»Seit wann weißt du es?«, fragte er mit den Lippen auf ihrer Stirn.
»Seit ein paar Tagen. Mittwoch, glaube ich.«
»Mittwoch?«
Petter schob sie von sich. Das Lächeln war verschwunden.
»Das ist ja fast eine Woche her«, fuhr er fort. »Mein Gott, warum hast du denn nichts gesagt?«
Plötzlich wurde Magdalena klar, wie idiotisch das alles war und was das eigentlich bedeutete.
»Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Ich weiß es wirklich nicht. Ich brauchte Zeit, um mich daran zu gewöhnen, nachzudenken.«
»Nachzudenken? Worüber?«
Petter sank auf die Bettkante.
»Was gibt es da denn nachzudenken? Ich muss nicht nachdenken.« Er betrachtete seine Hände. »Ich dachte, du willst mich. Ich dachte, du willst mit mir leben.«
»Das will ich ja auch. Das will ich.«
Magdalena setzte sich neben ihn
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