Feuerteufel: Roman (German Edition)
niedergeschlagen.«
Christer schob ohne aufzusehen den Stift hin und her, der vor ihm lag.
»Munther findet, ich sei nicht reif genug, um seine Nachfolge anzutreten«, sagte er Richtung Tischplatte.
Dann machte er sich wieder an dem Stift zu schaffen.
»Was, echt? Hat er das gesagt?«
Christer nickte.
»Ich habe gestern Nachmittag mit ihm geredet, weil ich das nicht länger ausgehalten habe.«
Petra fehlten die Worte. Sie wusste, wie sehr Christer all die Jahre lang gekämpft hatte, kannte all die Sonderarbeiten, die er übernommen hatte, die unbezahlten Überstunden. Er hatte immer zur Verfügung gestanden, ganz gleich, an welchem Wochentag und zu welcher Uhrzeit, immer bereit einzuspringen.
»Das kann ich kaum glauben«, sagte sie. »Vielleicht überlegt er es sich noch anders.«
Sie merkte selbst, wie dumm das klang.
»Fällt mir schwer, darauf zu hoffen«, sagte Christer und stand auf.
Mit trägen Bewegungen sammelte er seine Sachen zusammen und verließ den Raum.
Magdalena behielt die Sonnenbrille auf, als sie an Barbro und dem Empfangstresen vorbeiging. Auf dem Weg von der Schule waren die Tränen wiedergekommen. Petters Worte, die wütenden Bewegungen, mit denen er sein Hemd angezogen und das Handy aus dem Ladegerät gerupft hatte, das alles stand ihr noch lebhaft vor Augen. Der Knall, als die Eingangstür zuschlug.
Sie konnte nicht mehr sagen, wie oft sie nach neuen Nachrichten auf dem stummen Handy geschaut hatte.
Ohne sich darüber freuen zu können, stellte sie fest, dass ihre Artikel fast die ganze erste Nachrichtenseite und einen großen Hinweis auf der Eins bekommen hatten, und das, obwohl die Änderungen von Glenn Mossfeldt den Artikel bedeutend lahmer gemacht hatten.
»Der Pyromane versetzt Hagfors in Angst und Schrecken« und »Polizeichef: ›Natürlich kann es wieder passieren‹«.
Das sah doch ganz in Ordnung aus. Nichts, wofür man den Großen Journalistenpreis bekam, aber trotzdem ein anständiges Tagwerk. Aber als sie die Länstidningen sah, sank sie auf dem Stuhl zusammen.
»Polizei in Hagfors sucht finnischen Verbrecher« lautete die Headline, und in dem Artikel gab es Informationen darüber, dass ein verurteilter Mörder um die fünfzig verdächtigt wurde, hinter den Bränden zu stecken. Das alles kam aus einer Quelle, die nicht genannt werden wollte. Konnte man diesen Tag nicht einfach vorspulen? Oder noch besser: komplett löschen?
Magdalena ging in die Teeküche und holte zwei Knäcke.
Die Übelkeit war immer latent da und hielt sie in Schach. Als Bertilsson anrief, hörte sie zum ersten Mal nicht auf den säuerlichen Unterton in seiner Stimme, denn das Einzige, was sie im Kopf hatte, war, das Gespräch so schnell wie möglich zu beenden.
»Bis zur morgigen Ausgabe wüsste ich gern alles über diesen Verbrecher.«
»Natürlich«, sagte Magdalena und versuchte, den Papierkorb unter dem Tisch vorzuziehen.
»Man fragt sich natürlich, warum er gerade diese Leute umbringen wollte. Und ob er wieder zuschlagen wird.«
Magdalena tastete sich mit den Füßen vor.
»Ja«, sagte sie, während sie weit zurückgelehnt den Papierkorb endlich mit den Füßen in den Griff bekam.
»Versuch mal, das rauszukriegen.«
»Selbstverständlich. Ich melde mich.«
Jetzt hielt Magdalena den Papierkorb zwischen den Unterschenkeln. Auf ihrer Oberlippe stand der Schweiß.
»Der Saxberg hat gute Quellen.«
Bitte.
»Aber ich weiß, dass du die auch hast. Bis später dann.«
Magdalena schaffte es grade noch, den Hörer aufzulegen und das Radio einzuschalten, als ihr das Frühstück hochkam und in den Papierkorb lief. Sie richtete sich auf und spähte durch die Glasscheibe, aber Barbros Platz war leer. Vielleicht war sie auf dem Klo. Magdalena holte ein paarmal tief Luft, dann ging sie in die Teeküche.
»Geht es dir nicht gut?«, fragte Barbro.
Sie kniete vor der Spüle und knotete die Mülltüte zusammen.
Da hatte sie sich also versteckt.
»Kein Problem.«
Magdalena goss sich ein großes Glas kaltes Wasser ein. Ihre Beine zitterten.
Barbro tat eine neue Plastiktüte in den Eimer, dann nahm sie die alte Tüte mit und verschwand durch die Hintertür.
Magdalena trank das Wasser und spülte das Glas aus. Langsam. So durfte es einfach nicht zu Ende gehen. Ich will euch beide, dachte sie und legte die Hand auf den Bauch. Das will ich.
Als das Handy auf dem Schreibtisch piepte, zuckte sie zusammen. Das SMS -Signal fuhr ihr in die Brust. Vorsichtig beugte sie sich vor und sah aufs
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