Feuerteufel: Roman (German Edition)
nicht gesagt, dass die Leute außer sich sind vor Angst.«
»Doch, das haben Sie gesagt.«
»Nein, das habe ich nicht gesagt. Ich habe ›ängstlich‹ gesagt.«
»Okay, vielleicht haben Sie ängstlich gemeint, aber Sie haben ›außer sich vor Angst‹ gesagt.«
»Und außerdem habe ich nicht gesagt, dass wir fast alles ausverkauft haben, was mit Brandschutz zu tun hat.«
Doch, das haben Sie.
»Da könnten ja die Leute glauben, dass wir nichts mehr haben«, fuhr Glenn fort, »und das stimmt nicht. Ich möchte, dass Sie das ändern.«
Magdalena verließ mit dem Handy am Ohr die Küche.
»Sie werden bestimmt verstehen, dass ich für heute Feierabend gemacht habe. Ich habe Ihnen den Text um halb drei geschickt, und jetzt ist es nach sieben.«
»Es ist so traurig, wenn man in seinen Voruteilen bestätigt wird«, sagte Glenn. »Wie ich immer gesagt habe, man kann Journalisten nicht trauen.«
Magdalena setzte sich neben Nils aufs Sofa, weckte den Laptop, der mit dem Bildschirmschoner auf dem Couchtisch stand, und loggte sich bei News Pilot ein. Der Artikel war bereits redigiert und fertig. Magdalena war etwas enttäuscht, als sie sah, dass das Bild von Robin nur ein Zweispalter geworden war, aber das war wahrscheinlich das, was der Artikel verdient hatte.
»Okay, was wollen Sie denn in dem Artikel sagen?«, fragte sie und ignorierte den verärgerten Blick von Nils, der sie zum Schweigen bringen sollte. »Ich ändere es.«
Glenn vergaß seine Wut und formulierte zwei diplomatische Sätze, die nichts mit dem zu tun hatten, was er am Vormittag gesagt hatte. Gehorsam tauschte Magdalena die Phrasen aus.
»Wenn Sie noch einmal interviewt werden, dann sollten Sie sich vorher genau überlegen, was Sie sagen wollen«, erklärte sie. »Ich verstehe, dass man es beängstigend findet, seine Worte in einem solchen Text zu lesen. Ich ändere das natürlich, aber nicht alle sind so entgegenkommend.«
Magdalena beendete das Gespräch und ging in die Küche zurück. Petter hatte inzwischen fast alles weggeräumt.
»Hör mal«, sagte sie und schlang die Arme um ihn. »Ich will nicht wegziehen. Ich liebe dich.«
Er zog sie an sich und erwiderte ihre Umarmung.
»Ich liebe dich auch«, sagte er.
Dann ließ er sie los und wandte sich wieder der Spülmaschine zu.
Petra sah Amadeus an, der, den Rücken an die Wand gelehnt, auf seinem ungemachten Bett saß. Er saß im Schneidersitz und starrte auf seine Hände. Das Kissen mit dem verwaschenen König-der-Löwen-Bezug hatte immer noch eine Kuhle von seinem Kopf.
»Wir wollten das nicht«, murmelte er. »Echt nicht.«
Auf dem unordentlichen Schreibtisch lagen eine Rolle Klebeband, ein Plastiktrichter und eine Schere.
»Wir haben davon in der Zeitung gelesen, die im Värmlandsbladet schreibt die ganze Zeit davon. Wir wollten das einfach mal ausprobieren, und dann passierte das.«
Das könnte Hannes sein, dachte Petra. Das hier könnte Hannes in ein paar Jahren sein.
»Also du und Emmanuel, ihr wolltet Molotowcocktails ausprobieren, ist das so?«, fragte Folke, der sich, wahrscheinlich um einen weniger einschüchternden Eindruck zu machen, auf den Schreibtischstuhl gesetzt hatte.
Amadeus nickte.
»War das schwer?«
Folke fingerte an dem Trichter herum.
»Nö, eigentlich nicht. Wir haben bei YouTube gesucht, und da gab es massenhaft Filme, wo einem genau gezeigt wird, wie das geht.«
»Okay«, sagte Folke. »Und was wolltet ihr dann machen?«
Amadeus schielte unter der Baseballcap hervor.
»Wir dachten, das hinter der Schule auszuprobieren wäre wohl kein Problem. Da ist ja viel Asphalt und so. Da musste man es nur gegen den Container werfen. Aber dann ist irgendwas passiert, und das Benzin ist viel weiter weggespritzt, als wir dachten.«
Folke nahm den Trichter in die Hand und drehte ihn hin und her.
»Ja, das war in der Tat so. Du weißt, dass man im Moment kein Feuer machen darf, wegen der Waldbrandgefahr?«
Amadeus schüttelte den Kopf.
Petra sah sich im Zimmer um. In dieser Familie wurde wahrscheinlich nicht sehr oft gegrillt. Dritter Stock ohne Balkon. So wie sie es im Zusammenhang mit dem Ladendiebstahl und dem Drogentest vor ein paar Tagen verstanden hatte, lebte Amadeus allein mit seinem Vater, der heute offensichtlich nicht zu Hause war.
»Wir werden Anzeige beim Jugendamt erstatten«, sagte Petra. »Noch einmal.«
Amadeus nickte.
»Ist es jetzt gelöscht?«, fragte er.
Petra nickte. Sie mussten diesen Verrückten jetzt kriegen, bevor er noch mehr
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