Feuerteufel: Roman (German Edition)
ist während seines Urlaubs irgendetwas Akutes vorgefallen. Dann haben das Svenska Dagbladet angerufen, Tele2 und eine Versicherungsagentur. Das ist alles.«
»Sonst nichts?«, fragte Munther.
Folke schüttelte den Kopf.
»Nichts.«
»Und die ausgehenden Gespräche?«
»Er hat ein paarmal im Rathaus angerufen und einmal bei seiner Mutter.«
Folke legte die Papiere wieder auf den Tisch.
»Aha«, knurrte Munther, »was für ein armseliges Leben.«
»Sag das nicht«, gab Folke zu bedenken. »Vielleicht will er das so. Es gibt nun mal Menschen, die sich allein am wohlsten fühlen.«
»Es entscheidet sich doch niemand dafür, so isoliert zu leben, oder?«, sagte Munther. »Was sollte daran gut sein? Man muss ja nicht unbedingt mit jemandem zusammenwohnen, aber ein paar Freunde will man doch trotzdem haben, jemanden, der sich um einen kümmert.«
Als Petra an Christers Zimmer vorbeiging, sah sie ihn vor dem Computer sitzen, aber sie konnte jetzt nicht stehen bleiben und reden, sie brauchte erst mal eine Kopfschmerztablette, ehe das völlig ausartete.
In ihrem Büro zog sie die oberste Schreibtischschublade auf, wo sie ihre Medikamente aufbewahrte. Aber die Schachtel war leer.
Also kündigte sie Munther an, dass sie kurz mal nach Hause fahren würde, eilte auf den Parkplatz hinaus und setzte sich ins Auto. Es flimmerte ihr vor den Augen, und ihr wurde klar, dass sie eigentlich nicht Auto fahren sollte, aber sie hatte ja keine Wahl. Sie schaffte es, das Flimmern ein wenig zu dämpfen, indem sie die Augen einen Moment lang schloss, und drehte den Zündschlüssel herum.
Sie fuhr so vorsichtig sie konnte, hielt am Übergang vor der Musikschule an und ließ einen Fußgänger über die Straße, dann fuhr sie weiter zur OKQ 8. Als sie am Hagälven einbog, vernahm sie einen seltsamen Geruch. Es brannte doch nicht? Nicht schon wieder? Am Nybovägen dann erhielt sie die Erklärung: Aus dem Schornstein von einem der Häuser stieg blaugrauer Rauch. Nasses Holz oder Gummistiefel.
Petra blinzelte und schluckte. Gleich war sie zu Hause. Gleich.
Schwindelig vor Schmerzen nahm sie die Post aus dem Kasten und ging die Treppe hinauf. Roy jaulte drinnen, und als sie die Tür aufgeschlossen hatte, steckte er schwanzwedelnd die Nase durch den Spalt.
»Wir gehen nicht raus, ich hole nur meine Tabletten«, sagte sie, als ob er sie verstehen würde.
Sie zog die Schuhe im Flur aus, legte den Stapel Post auf den Schreibtisch und gab Roy auf dem Weg in die Küche einen ungewöhnlichen kühlen Begrüßungsklaps auf den Kopf.
Mit zittrigen Händen öffnete sie den Küchenschrank, in dem die Migränetabletten lagen, und drückte zwei aus dem Blister. Roy hatte die Hoffnung auf mehr Streicheleinheiten aufgegeben und sich wieder auf seinem Lager im Flur zusammengerollt.
Sie musste sich ein klein wenig hinlegen. Nur eine Viertelstunde. Roy sah sie an, als sie vorbeiging. Die Schwanzspitze bewegte sich kurz.
Im ersten Stock hörte Petra Geräusche aus Hannes’ Zimmer. Die Tür war angelehnt.
»Du bist ja zu Hause«, sagte sie erstaunt.
Hannes zuckte zusammen. Er lag auf dem nicht gemachten Bett, seine Haare standen ihm zu Berge, und die Augen waren rot geädert.
»Was ist denn los mit dir?«, fragte sie. »Geht es dir nicht gut?«
»Geht so«, antwortete er. »Ich bin etwas früher nach Hause. Ich hatte so eklige Kopfschmerzen.«
Er nahm die Fernbedienung vom Bett und drückte auf Pause.
Das Erbe der Mutter, dachte sie. Der Arme.
»Und wie fühlst du dich jetzt?«
»Ist okay.«
»Hast du denn was gegessen?«
»Ja, ein bisschen.«
»Ich muss mich auch kurz hinlegen.«
Hannes ließ den Film wieder anlaufen und schob die Hand unter den Kopf.
»Ist okay.«
Petra ging ins Schlafzimmer, zog das Rollo herunter und legte sich auf den Rücken aufs Bett. Sie zog die Wolldecke vom Fußende über sich, nahm Lasses Kissen und drückte es sich fest auf die Stirn. Augen schließen. Es war, als ob jeder Gedanke, den sie dachte, hinter den Augen vor und zurück taumelte und explodierte, wenn er die Richtung wechselte.
Nicht denken , versuchte sie. Still, ganz still. Wovor flieht Hannes? Worüber grübelt er nach? Nicht denken. Warum redet er nicht mit uns? Was geht hier eigentlich vor? Still, ganz still.
Sie versuchte, sich auf die Kühle zu konzentrieren, die ihr das Kissen gab. Die Dunkelheit.
Schließlich schlief sie ein.
Die Bürotür der Gemeinderätin stand offen, und als Magdalena den Raum betrat, stand Maud Pehrsson auf, ging um
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