Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
mutmaßten, was da passiert sein konnte, fühlte Buirre eine unsichtbare Hand an seiner Kehle, die ihm langsam den Atem abschnürte. Man darf dich nicht damit zusammenbringen, durchfuhr es ihn, und er stieß seinen Freund Seachlann an.
    »Wenn das mal nicht Ionatán war! Er war seinem Weib gram, weil sie ihn nicht mehr in ihr Bett gelassen hat.«
    »Hast du ihn darin nicht kräftig vertreten?«, fragte Seachlann mit Neid in der Stimme, weil er Maeve ebenfalls gerne besessen hätte.
    »Sagen wir, sie hat sich an mich gehängt. Ich hätte schon aus Eisen sein müssen, um die Gelegenheit nicht auszunützen. Aber ich habe bald das Sündhafte meines Tuns erkannt und bei dem hochwürdigen Athair Maitiú gebeichtet. Seitdem habe ich Maeve nicht mehr aufgesucht.«
    Es gelang Buirre, Seachlann zu überzeugen. »Du glaubst, Ionatán hätte es getan?«
    Buirre nickte eifrig. »Welcher andere Mann hätte Grund gehabt, sie nicht nur zu vergewaltigen, sondern auch zu ermorden? Erinnere dich daran, dass dieser Bastard sich gestern beim Trinken zurückgehalten hat. Er muss gewartet haben, bis die meisten von uns vom Met und vom Whiskey übermannt worden sind, dann hat er sich ein Pferd gesattelt und ist zu dem Hof geritten. In der Nacht schien ein heller Mond, daher waren die paar Meilen rasch zurückgelegt.«
    »So muss es gewesen sein«, sagte Seachlann nach kurzem Überlegen.
    Während Buirre sich von da an zurückhielt, damit das Gerücht nicht auf ihn zurückgeführt werden konnte, verbreitete sein Freund es eifrig weiter. Aus einem Tropfen wurde ein Rinnsal und aus diesem ein Bach, der immer breiter wurde. Schließlich sprach einer laut aus, was die anderen tuschelten.
    »Ionatán ist der Mörder! Er war der Einzige, der einen Grund hatte, Maeve umzubringen.«
    »Ja, genauso ist es!«, stimmte ein anderer zu.
    Etliche Krieger hatten nicht vergessen, dass Ionatán ein Tagelöhner gewesen war, bevor Oisin ihn in seine Schar aufgenommen hatte, und ärgerten sich, weil er ihnen nun gleichgestellt war. Die Knechte und das einfache Landvolk neideten ihm diesen Aufstieg, und so riefen immer mehr, Ionatán habe seine Ehefrau ermordet, weil diese ihm sein Recht im Bett verweigert habe.
    Ionatán selbst wusste nicht, wie ihm geschah, hatte er doch noch kaum begriffen, dass seine Frau tot war. Als die ersten Fäuste ihn packten und einige Frauen Steine und Erdklumpen auf ihn warfen, hob er verzweifelt die Hände. »Ihr guten Leute, so war es nicht. Ich habe Maeve nicht getötet. Ich war die letzte Nacht die ganze Zeit hier.«
    »Das kann jeder sagen!«, höhnte Seachlann. »Ich jedenfalls habe dich um Mitternacht nicht mehr gesehen.«
    »Kannst du ja nicht, weil du da schon unter dem Tisch gelegen bist«, wandte einer der wenigen Männer ein, die nicht von Ionatáns Schuld überzeugt waren.
    Auch Ciara glaubte nicht daran. Zwar war sie schockiert über Maeves Tod, doch der Ärger, dass die Clanleute Ionatán ohne Beweise als Schuldigen hinstellten, überwog ihre Betroffenheit. »Ich habe Ionatán um Mitternacht noch gesehen. Er saß dort hinten in der Ecke mit Hufeisen und Herrn Ferdinand«, rief sie in den Tumult hinein.
    »Das stimmt!«, erklärte Ferdinand. »Wir haben uns gut unterhalten und sind erst sehr spät zu Bett gegangen.«
    »Unterhalten willst du dich mit Ionatán haben? Der kann doch kein einziges Wort Englisch und du kein Irisch«, spottete Buirre.
    Einige lachten. Da drehte sich Ferdinand mit blitzenden Augen zu Buirre um. »Tú is amháin druidte ábhal abhlóir!«
    Obwohl Ferdinand keine Rücksicht auf die irische Grammatik nahm, griff der Ire zu seinem Kurzschwert. »Das lasse ich mir von einem dreckigen Gearmánach nicht sagen!«
    »Dass du ein ganz großer Hanswurst bist, verstehst du also! Damit wäre wohl bewiesen, dass ich mich durchaus mit Ionatán verständigen kann. Ein wenig Englisch kann er übrigens. So mühsam ist es also nicht für mich, mich mit ihm zu unterhalten.«
    Während er es sagte, wanderte auch Ferdinands Rechte zum Schwertgriff, denn Buirre sah immer noch so aus, als wolle er auf ihn losgehen.
    Da mischte Oisin sich ein. »Gib Ruhe, Buirre! Du hast es dir selbst zuzuschreiben, denn es schallt so aus dem Wald heraus, wie man hineinruft. Euch, Ferdinand von Kirchberg, frage ich, wann Ihr zu Bett gegangen seid.«
    »Etwa zur selben Stunde wie Pater Maitiú, oder besser gesagt, ich sah ihn gehen und bin dann auch zu Bett.«
    Oisin wandte sich nun zu dem Priester um, der dem Ganzen bislang wortlos

Weitere Kostenlose Bücher