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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Blickes zu würdigen, kehrte Ferdinand in seine Unterkunft zurück und setzte sich auf einen dreibeinigen Hocker. Auch in diesem Raum hatte es einige Änderungen gegeben. Der Platz, an dem er vor ihrem Kriegszug ins englische Gebiet geschlafen hatte, war von einem der neuen Offiziere in Beschlag genommen worden. Diese Männer führten nun das große Wort, während altgediente Söldner wie Hufeisen ihre Plätze hatten räumen müssen.
    Als ihm dies zu Bewusstsein kam, beschloss Ferdinand, sich endgültig Oisin O’Corra anzuschließen. Er suchte seine Sachen zusammen und verließ den Bau. Draußen sah er Ciara und Ionatán, die eben einen Disput mit dem Burschen seines Vetters ausfochten. Der hielt doch tatsächlich das Pferd am Zügel, welches er selbst von Crandon erbeutet hatte.
    »Was soll das heißen?«, fuhr Ferdinand den Mann an.
    Der wandte sich mit einem spöttischen Grinsen zu ihm um. »Ich bringe dieses Pferd zu meinem Herrn, der es in Zukunft reiten will.«
    Zuerst hatte Ferdinand auf den Gefangenen verzichten müssen, und nun wollte man ihm auch noch das Pferd wegnehmen. Das war zu viel! Er ließ seine Habseligkeiten fallen, und ehe Simons Bursche sich’s versah, hatte er diesen gepackt, riss ihn scheinbar ohne Anstrengung hoch und schleuderte ihn mehrere Schritte beiseite.
    »Du Lumpenhund! Wage es noch einmal, dich an meinem Eigentum zu vergreifen. Dann breche ich dir alle Knochen!«
    Noch während er den Söldner anschrie, fuhr es Ferdinand durch den Kopf, dass sein Wutausbruch den Falschen traf. Der Kerl hatte auf Simons Befehl hin gehandelt. Doch es war undenkbar, seinen Vetter ebenso zu packen und zu züchtigen. Daher herrschte er den Burschen an zu verschwinden.
    »Halt!«, rief er, als der Kerl sich auf die Beine kämpfte und davonrennen wollte. »Richte Herrn Simon von Kirchberg aus, dass er sich seine Reitpferde entweder selbst erbeuten oder kaufen soll. Ich denke nicht daran, ihm meinen Hengst zu überlassen.«
    »Ihr werdet schon sehen, was Ihr davon habt«, stieß der Mann aus und rannte davon, als Ferdinand mit einer ausholenden Handbewegung auf ihn zukam.
    »Euer Vetter wird Euch wenig Dank dafür wissen. Aber ich freue mich, dass Ihr diesmal nicht nachgegeben habt«, sagte Ciara lächelnd.
    Sofort straffte Ferdinand sich und klopfte dem Hengst auf die Kruppe. »Simon mag mir ruhig zürnen. Noch ist die Rechnung zwischen uns nicht zur Gänze beglichen.«
    Dabei dachte Ferdinand an das Pferd, das sein Onkel ihm geschenkt hatte und das auf Befehl seines Vetters ins Meer geworfen worden war, und er spürte, dass seine Augen tränten.
    Ciara wusste, dass sie diese Tränen nicht als Zeichen der Schwäche ansehen durfte. Ferdinand von Kirchberg mochte als unausgegorener Jüngling nach Irland gekommen sein, doch mittlerweile war er zu einem Mann gereift, der sich von seinem Vetter nichts mehr gefallen ließ und den man nicht unterschätzen sollte.

6.
    V iele der Männer, die am Abend zu sehr gefeiert hatten, suchten sich am frühen Nachmittag eine stille Ecke, in der sie schlafen konnten. Zu den wenigen, die noch auf den Beinen waren, zählte Ferdinand. Da er sein Quartier nicht mehr bei den Söldnern seines Vetters aufschlagen wollte, hatte er seine Decke und das wenige an Gepäck, das ihm nach der Überfahrt mit der Margherita geblieben war, in die Kammer geschafft, die Ionatán sich mit zwei Kriegern der Ui’Corra teilte. Obwohl das Zimmer klein war, räumten ihm die drei Männer genug Platz ein, und als sie merkten, dass er sich bereits einige Grundkenntnisse ihrer Sprache angeeignet hatte, unterhielten sie sich lebhaft mit ihm.
    Simon von Kirchberg kommentierte Ferdinands Auszug mit einem spöttischen Lächeln, denn er war sicher, dass sein Vetter bald wieder angekrochen käme. Vorerst aber saß er mit Oisin und Aithil O’Corra in einem Zimmer im oberen Geschoss des Wohnturms und beriet mit ihnen das weitere Vorgehen.
    »Der Earl of Tyrone ist sicher, dass Königin Elisabeth Henry Bagenals Niederlage und Tod nicht so einfach hinnehmen wird. Daher lässt er die Befestigungen an den Grenzen verstärken und sammelt seine Krieger, um auf alles vorbereitet zu sein«, berichtete Simon.
    Oisin nickte, denn er selbst hätte nicht anders gehandelt. »Wir müssen die Engländer hinhalten, bis die Kosten des Krieges für sie zu hoch werden und die Königin sich die Feldzüge gegen Irland nicht mehr leisten kann.«
    »Das ist auch Hugh O’Neills Absicht«, erklärte Simon. »Er will sich aber nicht

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