Feuertochter: Roman (German Edition)
dazwischentreten, wurde aber von ihm rüde beiseitegeschoben. Zu mehr als einem Schlag kam Buirre nicht, denn Ferdinand packte ihn und schleuderte ihn zu Boden.
»Ist das alles, was du kannst? Frauen schlagen?«, fragte Ferdinand eisig.
Buirre sprang auf die Beine, zog, so schnell er konnte, sein Schwert und hieb zu. Doch Ferdinand hielt bereits die eigene Klinge in der Hand und blockte den Schlag ab. Als Buirre erneut angriff, prellte Ferdinand ihm die Waffe aus der Hand und trat sie beiseite.
»Wenn du willst, machen wir es nach Männerart aus und nicht wie Raufbolde!«, brüllte er Buirre an.
Diesem war klar, dass er in einem ehrlichen Schwertkampf gegen Ferdinand den Kürzeren ziehen würde, und kehrte ihm wütend den Rücken. Weit kam er jedoch nicht, denn Oisin hielt ihn auf.
»Hast du nicht etwas vergessen, Buirre? Immerhin stehst du in Verdacht, ein fluchwürdiges Verbrechen begangen zu haben. Wenn du deinen Platz unter meinen Kriegern behalten willst, wirst du auf die heiligen Reliquien schwören, dass du Maeve nicht ermordet hast!«
»Wenn es weiter nichts ist, das schwöre ich gerne!« Es gelang Buirre, die Worte ohne Zittern auszusprechen.
Im Grunde stimmte es auch, sagte er sich. Er hatte Maeve nicht ermordet. Ihr Tod war vielmehr ein Unglücksfall, den er gewiss nicht gewollt hatte. Doch als Pater Maitiú in die Burgkapelle trat und mit einem Reliquienschrein aus Holz zurückkam, der wegen seiner Schlichtheit der Zerstörungswut der englischen Besatzer entgangen war, brach Buirre der Schweiß aus. Noch schlimmer wurde es, als der Priester ihn aufforderte, die rechte Hand auf die Reliquie zu legen, und ihm die Eidesformel vorsprach, die er leisten sollte.
»Ich, Buirre O’Corra, beschwöre vor Gott dem Allmächtigen, seinem eingeborenen Sohn Jesus Christus und dem Heiligen Geist, dass mich keine Schuld am Tod des Weibes Maeve Ní Corra trifft. Sollte mein Mund die Unwahrheit sprechen, so ist mir ewige Höllenpein gewiss und die Verweigerung der Erlösung am Jüngsten aller Tage.«
Den ersten Satz brachte Buirre noch halbwegs über die Lippen. Doch als er bei der Höllenpein ankam, begann er zu zittern und ließ erbleichend den Reliquienkasten los.
»Ich habe sie nicht ermordet! Es war ein Unglück!«
Die Umstehenden starrten ihn an, als könnten sie es nicht begreifen, Saraid aber zeigte mit Abscheu auf ihn. »Du bist verflucht unter den Menschen, Buirre O’Corra! Selbst Maeve wollte dich nicht mehr, und dafür musste sie sterben.«
»Gott sei ihrer armen Seele gnädig!« Ciara bekreuzigte sich und bat Maeve in Gedanken, ihr zu verzeihen, dass sie ihren Bruder aufgefordert hatte, die Frau aus der Burg zu entfernen. Damit trug auch sie einen Teil der Schuld an ihrem Tod. Der Gedanke schmerzte, und sie verabscheute Buirre, weil dieser ihnen allen die Freude über den herrlichen Sieg bei der Béal an Atha Buidhe durch seine Tat vergällt hatte.
7.
I n England hätte man wohl die Königin selbst ermorden müssen, um den Zorn über Henry Bagenals Niederlage und den Verlust von fast zweitausend Kriegern zu übertreffen. Elisabeth Tudor musste erkennen, dass ihr Versuch, den Aufstand in Irland mit möglichst geringem Aufwand an Geld und Truppen zu beenden, gescheitert war.
An diesem Nachmittag blickte sie von ihrem erhöhten Sitz auf die Mitglieder des Kronrats nieder. Einige von ihnen wirkten so grimmig, als wollten sie die Iren mit eigener Hand dafür strafen, dass sie sich der englischen Herrschaft zu entziehen versuchten. Doch bis jetzt war wenig vorgeschlagen und noch weniger beschlossen worden. Stattdessen ergingen sich die Herren in langatmigen Erklärungen, weshalb Sir Henry Bagenal hatte scheitern müssen.
Obwohl es keiner aussprach, spürte Elisabeth, dass man ihr vorwarf, mit ihrer Zaghaftigkeit und übertriebener Sparsamkeit ebenfalls Schuld an dem Desaster zu tragen. Ihr rot geschminkter Mund in dem weißen Gesicht verriet ihren Ärger. Wussten diese Männer denn nicht, dass sie jeden Sovereign, den sie ausgab, durch Steuern und andere Einkünfte wieder hereinbringen musste? Wie schwer dies war, interessierte keinen von jenen, die hier von der Ehre Englands faselten, die wiederhergestellt werden müsse, und Rache für den Tod tapferer Engländer forderten.
Ihr Blick suchte Robert Cecil. Auf seinen Rat gab sie am meisten, doch bislang hatte er die anderen reden lassen, allen voran Robert Devereux, den Earl of Essex. Dieser saß mit zufriedener Miene auf seinem Stuhl und strich
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