Feuertochter: Roman (German Edition)
darauf verlassen, sondern bei den katholischen Mächten des Kontinents um Unterstützung ansuchen. Spanien hat ihm schon mehrmals Schiffsladungen mit Waffen geschickt. Jetzt bittet er um Truppen, mit denen die Engländer auch in einer offenen Feldschlacht besiegt werden können. Wenn wir diese wie bisher nur aus dem Hinterhalt attackieren, werden wir sie niemals vertreiben. Dafür sitzen sie in Dublin und im Pale zu fest im Sattel.«
Simon genoss es, tiefer in O’Néills Pläne eingeweiht zu sein als Oisin O’Corra. Dieser hatte bei der Schlacht am Yellow Ford gefehlt und dadurch an Ansehen verloren.
Dies war Oisin ebenfalls klar, und er überlegte, wie er dies wettmachen konnte. Sein Blick ruhte auf Simon. Er hatte sich viel von dem Mann versprochen, doch bislang war Kirchberg ihm das meiste schuldig geblieben. Der Söldnerführer war zu starr in seinen Ansichten und konnte sich nicht auf die Kriegsführung der Iren einstellen. Daher war er nur dort von Wert, wo er eine feste Stellung zu verteidigen hatte. Unter den Umständen wäre es Oisin lieber gewesen, Simon hätte sich ganz Aodh Mór O’Néill angeschlossen, denn dann würde er seine Männer nicht länger ernähren müssen.
»Ihr solltet zu O’Néill reiten und dessen Söldner anführen«, schlug Oisin ihm vor.
Simon sagte sich, dass er in der Nähe des Rebellenführers besser glänzen konnte als hier, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagten, und nickte. »Ich wollte mich sowieso bald wieder mit dem Earl of Tyrone treffen.«
»Dann ist es gut!«, sagte Oisin und beschloss, einen Tag nachdem Simon von Kirchberg die Burg verlassen hatte, selbst aufzubrechen und noch einige gezielte Schläge gegen die Engländer zu führen. Dabei hoffte er, dass Ferdinand von Kirchberg bei ihm bleiben würde. Der junge Mann war ein ausgezeichneter Kämpfer und ein besserer Unteranführer als Buirre. Auch Ciara würde er wieder mitnehmen müssen. Obwohl es ihn schmerzte, die Schwester in Gefahr zu bringen, so stellte sie doch einen Trumpf in diesem Spiel dar, den er nicht unterschätzen durfte.
Die Beratung erlahmte, da sowohl Oisin wie auch Simon von Kirchberg ihren Gedanken nachhingen und Aithil stumm vor seinem Metbecher saß. Mitten in die Stille erklangen Hufschläge, die sich der Burg näherten. Als Oisin aufstand, um nachzusehen, erkannte er den Bauern, bei dem Maeve als Magd arbeitete. Der Mann ritt gerade auf dem Burghof ein, und sein Pferd sah nicht so aus, als hätte er es auf dem Weg geschont.
»Da muss etwas passiert sein«, sagte Oisin mehr für sich selbst und verließ die Kammer.
Als er den Burghof erreichte, hatte sich bereits eine Menge Leute um den Bauern versammelt. Dessen Gesicht war kalkweiß, und er wischte sich immer wieder fahrig über die Stirn.
»Was ist geschehen?«, fragte Oisin.
Der Bauer wandte sich ihm zu und rang die Hände. »Die Magd! Maeve! Sie ist tot!«
»Wie ist das passiert?«, wollte Oisin wissen.
»Ich weiß es nicht! Ich war mit meinem Knecht und der zweiten Magd gestern hier auf der Burg, um mitzufeiern. Als wir heute Vormittag zum Hof zurückkamen, waren die Kühe im Stall unruhig. Die Hühner waren ebenfalls nicht gefüttert, und auch sonst war nichts von dem erledigt worden, was Maeve hätte tun sollen. Wir haben nach ihr gerufen, aber es kam keine Antwort. Als ich zum Haus ging, fand ich die Tür unverschlossen. Das Feuer im Herd war erloschen und nichts für das Mittagessen vorbereitet.«
Oisin wurde das ausufernde Geschwafel des Mannes zu viel, und er packte ihn mit einem harten Griff. »Ich will wissen, was mit Maeve ist!«
»Die haben wir dann natürlich gesucht.«
Der Mann merkte, dass Oisin kurz davor war, die Geduld mit ihm zu verlieren, und kam endlich zum Wesentlichen. »Mein Knecht hat Maeve schließlich gefunden. Sie lag tot in der Kammer, die ich ihr auf Herrn Buirres Wunsch geben musste. Ihr Unterleib war bloß, und wir konnten deutlich sehen, dass sie vergewaltigt worden war. Am Hals hatte sie Würgemale, die darauf hinwiesen, dass sie nicht von selbst gestorben sein kann.«
»Das heißt, Maeve wurde vergewaltigt und ermordet!« Oisin war tief getroffen, denn er hatte die Frau auf diesen Hof und damit in den Tod geschickt.
Der Bauer nickte. »So war es wohl, Taoiseach. Ich gebe mir die Schuld, dass ich ihr befohlen habe, zu Hause zu bleiben, obwohl sie so gerne mit zu dem Fest gegangen wäre. Aber ich dachte …« Der Rest seiner Worte ging in einem Schluchzen unter.
Während die Umstehenden
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