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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sich mit der Rechten immer wieder über den rötlichen Bart. Elisabeth meinte ihm an der Stirn ablesen zu können, was er dachte. Jetzt, da Henry Bagenal gefallen war, musste sie ihn nach Irland schicken. Es war eine bittere Pille für sie, doch welche Wahl blieb ihr noch? Keiner ihrer Vertrauten würde es wagen, das Oberkommando in Irland zu übernehmen und Essex damit zu brüskieren. Dafür stand er zu hoch in ihrer Gunst. Auch wenn sie sich gelegentlich mit ihm stritt, wurde ihm dennoch großer Einfluss auf sie nachgesagt. Ein Wort von ihm konnte den Befürchtungen der anderen Höflinge nach eine ganze Karriere zerstören.
    Elisabeth fragte sich, ob sie Essex in all den Jahren zu nachsichtig behandelt hatte. Ein paar Wochen im Tower hätten ihn die nötige Bescheidenheit lehren können. Doch sie hatte sich von seinem Charme einlullen lassen und die weniger angenehmen Seiten seines Charakters als lässliche Sünden betrachtet. Das war ein Fehler gewesen, denn nun würde sie ihn mit viel Geld und Soldaten ausschicken müssen und konnte nur hoffen, dass Essex wenigstens diesmal in ihrem Sinne handelte.
    Verärgert, weil ihre Räte noch immer noch um den heißen Brei herumredeten, klopfte sie mit der flachen Hand auf die Lehne ihres Stuhls. »Ich erwarte Vorschläge, meine Herren, und keine Überlegungen, was geschehen wäre, hätte Sir Henry Bagenal in Irland anders gehandelt!«
    »Euer Majestät haben recht!«, stimmte Robert Cecil ihr sofort zu. »Schon um den anderen Mächten in Europa – allen voran Spanien, Frankreich und Schottland, aber auch dem Papst in Rom – zu zeigen, dass England die richtige Antwort auf eine solch lächerliche Revolte wie die von Hugh O’Neill zu geben bereit ist, müssen wir ein Heer von ausreichender Stärke nach Irland entsenden.«
    Elisabeth sah, wie Essex’ Augen bei Cecils Rede aufleuchteten. Er wusste, dass sie ihn nicht übergehen konnte, hatte aber gewartet, bis jemand den Vorschlag machte, Irland mit einem großen Heer niederzuwerfen. Nun fühlte er doppelten Triumph, weil ausgerechnet sein Erzfeind Cecil das getan hatte.
    Andere Räte stimmten Cecil zu und machten einige Vorschläge, von denen Elisabeth ein paar für gut befand, andere aber sofort wieder verwarf.
    Schließlich ergriff Robert Cecil wieder das Wort. »Euer Majestät könnten diese leidige irische Sache auch dadurch beenden, indem Ihr ein weit kleineres Heer von vier- oder fünftausend Soldaten unter einem fähigen General nach Irland schickt. Es würde ein paar Jahre dauern, dann wären die O’Néills, O’Donnells und wie die Clans alle heißen niedergerungen.«
    Während Essex ärgerlich das Gesicht verzog, erwog Elisabeth diese Möglichkeit. Auf alle Fälle würde es sie weniger kosten, als so ein riesiges Heer auszurüsten, das ihr Günstling für seine Person als unabdingbar betrachtete.
    Bevor sie sich zu einer Entgegnung entschlossen hatte, hob Cecil die Hand. »Wie ich schon vorhin sagte, müssen wir ein Zeichen setzen. Wir wissen, dass Hugh O’Neill geheime Korrespondenz mit Spanien pflegt und von dort Waffen und Geld erhält. Wenn wir zu zögerlich vorgehen, wird dies Spanien dazu bringen, die Rebellen noch stärker zu unterstützen und womöglich eine zweite Armada zu entsenden, um Irland zu erobern. Sitzen die Spanier erst einmal dort, schwebt England in höchster Gefahr. Dann wäre ein Bündnis zwischen Spanien und Frankreich für uns gleichbedeutend mit einem Zweifrontenkrieg. Würde sich dann auch noch Schottland einmischen, wäre England verloren.«
    Obwohl Cecil nicht laut gesprochen hatte, hallten seine Worte in den Ohren der anderen Räte nach. Selbst Essex schien ein zustimmendes Nicken anzudeuten. Elisabeth hingegen wog die Folgen eines solchen Kriegszugs ab und konnte sich zu keinem Entschluss durchringen. Schließlich stand sie mit einem heftigen Ruck auf. »Meine Herren! Ich werde Euch meine Entscheidung zu gegebener Zeit mitteilen.«
    Die meisten Mitglieder des Kronrats begriffen dies als Aufforderung, den Raum zu verlassen. Nur Essex trat mit beleidigter Miene auf die Königin zu.
    »Euer Majestät, Ihr müsst jetzt handeln! Jeder Aufschub ist eine Schande für England und ein Triumph für unsere Feinde.« Er streckte die Hand nach ihr aus, doch sie entzog sich ihm mit einer raschen Bewegung.
    »Bewahrt Abstand, Sir! Und zweifelt nicht mein königliches Recht an, zu entscheiden, wann ich es für richtig halte.«
    Essex erbleichte und ballte die Fäuste. Sein Blick suchte Cecil,

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